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Meine Einheit

Heute, am 3. Oktober 2020

Neue Wege bauen und gehen
Neue Wege bauen und gehen

 

Heute jährt sich zum dreißigsten Mal der Tag der Deutschen Einheit. Nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989 ist der 03. Oktober 1990 das wichtigste Datum der jüngeren Geschichte unseres Landes. Aus zwei Ländern wurde wieder eins. Ein Deutschland. 

 

Und was bedeutet dieser Tag für mich? 

 

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Die Tatsache, dass die deutsche Teilung überwunden wurde, ist für mich seit dreißig Jahren ein Grund zur Freude.

 

Nicht nur wurde ein totalitäres System friedlich abgelöst, sondern auch ein Land, unseres, wiedervereint. Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit galten von da an für alle Deutschen. Warum sollte das kein Anlass zum Feiern, zum Freuen sein?

 

Auch, wenn heute Ost und West sich (immer noch) durch ihre Geschichte und deren prägenden Einfluss auf die Gesellschaft, die Menschen, unterscheiden, sehe ich die deutsche Einheit insgesamt als großen Gewinn.

 

Deutschland ist ein sehr schönes Land mit einer vielfältigen Geschichte, Natur, Kultur und Wirtschaft. Immer wieder wird der Interessierte hier Neues entdecken. Gutes, Erfreuliches, Fortschrittliches und - auch das Gegenteil: finsterste Zeit. Deutschland ist helle Aufklärungsepoche und dunkle Diktatur. Weimar ist Goethe und KZ Buchenwald.

 

Egal, ob wir nach Thüringen fahren oder ins Elbsandsteingebirge, das Erzgebirge besuchen oder die Eifel, Rügen erkunden oder Sylt, endlich Hamburg erleben, Leipzig, Aachen, Wernigerode oder die Städte des Ruhrgebiets - immer ist es unser Land, in dem wir sind. Dessen faszinierende Facetten wir erleben und verstehen lernen. Menschen aus allen Bundesländern sind jetzt Nachbarn, Kollegen, Freunde, Partner.

 

Für mich ist es eine schöne Sache, mein Land im Lauf der Jahre Stück für Stück zu entdecken. Natürlich physisch gesehn: darin herumfahren und -laufen, da sein. Aber auch Vergangenheit und Gegenwart begreifen. Unerschöpflich ist das, übergenug für ein ganzes Leben. 

 

Das macht mich glücklich und dankbar.

 

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Natürlich gibt es an diesem Feiertag noch eine andere Seite, die mir bewusst ist.

 

Das teilweise hartnäckige Nichtverstehen der Vereinten. Die Herabwürdigung der Ostdeutschen durch die ewig Besserwissenden aus dem Westen des Landes und die daraus resultierende Ablehnung der Gemaßregelten. Die falsche Nostalgie, die teilweise arrogante und beschränkte Haltung auf beiden Seiten. Die mangelnde Bereitschaft zu Respekt, Verständnis, Korrektur - zur Begegnung auf Augenhöhe. Die teilweise wirtschaftliche und administrative Ungleichbehandlung der "alten" und " neuen" Bundesländer. Das Festhalten an Klischees und Vorurteilen.

 

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Ich wünsche mir heute an diesem Tag für die Zukunft unseres Landes, dass wir die derzeit herrschende starke Spaltung unserer Gesellschaft überwinden und endlich aufhören, das so hinzunehmen.

 

Dass wir zu einer Politik zurückkommen, die Land und Bürger schützt, fordert und fördert. Dass wir in der Lage sind, andere Meinungen zu ertragen und damit souverän umzugehen. Dass wir unsere Geschichte verstehen, uns aber aus unproduktivem und lähmendem Schuldkult befreien. Dass wir hilfsbereit sind, aber nicht dumm. Dass wir unsere Werte, die eines demokratischen Deutschlands, wieder schätzen und schützen, nach innen und außen. Toleranz und Wehrhaftigkeit schließen einander nicht aus. Europa und ein starker deutscher Nationalstaat auch nicht. Dass wir uns der Schönheit unserer Sprache wieder stärker bewusst werden und sie vor dem Gendern und anderer Verunstaltung bewahren.

 

Die schwarzrotgoldene Fahne soll wieder ein würdiges und geachtetes Symbol der gesamten Bundesrepublik Deutschland sein. Kein beliebiger Gegenstand, den man unangenehm berührt betrachtet und respektlos behandelt.

 

Dieser Feiertag ist ein guter Tag für mich.

 

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