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Leben in der Blase?

Gefahr durch "Zombieunternehmen" in Deutschland

 

Um die durch Corona beeinträchtigte Wirtschaft unseres Landes zu unterstützen, gibt es ein Maßnahmenpaket der Regierung. Das ist auch gut so, denn vielen Menschen und Unternehmen kann damit relativ kurzfristig und unbürokratisch geholfen werden. Aber natürlich gibt es auch Schattenseiten, die man betrachten und diskutieren muss. Das ist nicht angenehm, aber notwendig. Auch dann, wenn im Jahr 2021 Bundestagswahl ist.

 

Zwei Bestandteile der Rettungsstrategie sind das Kurzarbeitergeld und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Die Nutzung dieser Instrumente über einen längeren Zeitraum hinweg birgt Gefahren. Der Journalist Gabor Steingart hat sich in seinem gestrigen Morningbreefing damit beschäftigt. Ich zitiere ihn:

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>> Wenn jemand wie Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing vor „Zombieunternehmen“ warnt, ist das keine Warnung, sondern eine Prophezeiung. Zum Auftakt der „Handelsblatt“-Bankentagung in Frankfurt sagte er:

 

"Wenn jedes sechste Unternehmen in Deutschland durch Rettungsgelder und faktisch ausgesetzte Insolvenzmeldungen ein Zombie wird, dann hat das gravierende Auswirkungen auf die Produktivität unserer Volkswirtschaft."

 

Der Hintergrund seiner Aussage: Firmen, die eigentlich pleite sind, dürfen jetzt auf einen Insolvenzantrag verzichten. Mitarbeiter, die keine Arbeit haben, bleiben dank verlängertem Kurzarbeitergeld zwei Jahre auf der Gehaltsliste. So entstehen Zombieunternehmen, die aufgrund eines unprofitablen Geschäftsbetriebes nicht in der Lage sind, ihre Zinsen zu zahlen. Im ganzen Land entsteht eine Wohlstandsillusion.

 

Die Geldhäuser rechnen mit einer instabilen Situation über Jahre: "Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Wirtschaft in einigen Bereichen nur mit 90, 80 oder gar 70 Prozent ihrer Kapazität läuft“, erklärte der Chef von Deutschlands größtem Geldhaus.

 

Das Institut für Weltwirtschaft Kiel sagt: "Je länger Kurzarbeitergeld „verabreicht wird, desto eher drohen unliebsame Nebenwirkungen, weil zunehmend Betriebe mit Kurzarbeitergeld finanziert werden, die nicht mehr marktfähig sind.“

 

 

Die Auskunftei Creditreform schätzt die Zahl der verdeckt überschuldeten Unternehmen auf 550.000 ein. Sollte die Anmeldepflicht, wie von der Bundesjustizministerin geplant, weiter ausgesetzt werden, dürfte die Zahl auf 700.000 bis 800.000 Firmen steigen. Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter Wirtschaftsforschung bei der Auskunftei Creditreform, sagt:

 

"Die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag. Denn die Insolvenzen werden derzeit nur verschoben. Dadurch könnten viele derzeit noch gesunde Firmen mit in den Abgrund gerissen werden."

 

Auch BaFin-Chef Felix Hufeld teilt nicht den Optimismus der Regierung:

 

"Wir haben das Schlimmste ganz sicher noch nicht gesehen."

 

(Zitatende) <<