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"Wir sind keine Nazis"

Gestern in Berlin: Alexander Wendt berichtet

29.08.2020 in Berlin (www.amp.welt.de)
29.08.2020 in Berlin (www.amp.welt.de)

 

Hört man heute den Kommentaren der öffentlich-rechtlichen Medien zu oder gar der Betroffenheitsäußerung (was sonst) des Bundespräsidenten, könnte man glauben, dass gestern Neonazis Berlin gestürmt hätten. Nun will man eine Demonstration, die man im Vorfeld unter dem Vorwand des Infektionsschutzes verbieten wollte, hinterher ordentlich verunglimpfen. Die Demonstranten alle im negativen Licht darstellen. Als Dumme, Verirrte, Gefährliche. Also Leute, mit denen man nicht zu reden braucht. Wie praktisch. Schon der Tagesschaukommentator Oliver Jarasch hatte vor dem Wochenende am Freitag Abend die Zuschauer aufgerufen, sich nicht an den von "Querdenken 711" initiierten Veranstaltungen am 29. 08. 2020 zu beteiligen. Klar. Lieber daheim weiterschlafen als gegen die Regierung protestieren?! (Video am Artikelende).

 

Ganz falsch.

 

Zehntausende demonstrierten gestern zum Großteil friedlich. Selbst die öffentlich-rechtlichen Medien sprechen von ca. 40.000 Teilnehmern. Unterschiedliche Gründe haben die Leute dafür. Es geht um die Kritik an der deutschen Corona-Politik und um die Alternativlosigkeit des Regierungsstils der Kanzlerin. Zum Beispiel. Viele Menschen wollen sich äußern. Werden aktiv.

 

Am Rande kam es zu Ausschreitungen, was bei größeren Veranstaltungen fast immer der Fall ist. Deshalb kann man der Mehrheit der Demonstranten keinen Vorwurf machen. Es wäre so, als würde man jede Bürgerdemo verdammen, weil ein paar Antifas mitlaufen und gewalttätig werden.

 

Politiker reden im Nachhinein von "beschämend", "skandalös", "grobem Unfug". Sie zeigen damit, dass die meisten von ihnen nicht willens sind, sich mit den Anliegen der Bürger ehrlich zu beschäftigen. Schade, was hier für Möglichkeiten ungenutzt bleiben.

 

***

 

Was wirklich gestern in Berlin passierte und wer dort warum demonstrierte, das berichtet uns der Journalist Alexander Wendt hinter dem Button nach dem Tagesthemen-Kommentar. Wer Herrn Wendts Artikel kennt, der liebt vielleicht wie ich seinen Schreibstil: deutlich sagen, was ist. Und zwar mit Ernsthaftigkeit und Humor. Das geht.