Mensch und Maulwurf: ein Dialog (2)

Heute: Im Urlaub

Am Wochenende habe ich den Maulwurf im Urlaub besucht.

Den verbringt er an unserem Lieblingssee inmitten von Wald und Feld. Wie es ihm so geht, will ich wissen. Gemütlich in der Sonne unter blauem Himmel am Wasser liegend plaudern wir über das Streben nach Erholung und Glück in den freien Tagen des Jahres.

Yvonne: "Hach, was für ein schöner Tag. Sonne, blauer Himmel, am Wasser und kein Mensch weit und breit. Wie gehts Dir denn so in Deiner Sommerfrische?"

Pawel: "Fantastisch, sag ich Dir. Ja, das ist wirklich ein Paradies, jetzt früh halb sieben. Bis halb zehn müssen wir besser weg sein. Dann wirds hier sehr belebt."

Yvonne: "Ja, verstehe. Wir beide als bekennende Einzeltäter machen uns da mal lieber vom Acker."

Pawel: "Klar. Mach ich hier jetzt schon immer so. Ganz zeitig aufstehen, raus ans Wasser, ausführliches Gartenfrühstück, dann nochmal schlafen.

Yvonne: "Klingt nach einem guten Plan. Was treibst Du hier sonst so?"

Pawel: "Alsoooo, baden, tauchen, Boot fahrn. Die schönen Wege entlangwandern, die Berge hier ringsum erklettern, kleine Städte erkunden. Abenteuer finden und ab und zu mal ein neues Café, Kuchensorten ausprobiern. Na, Du weißt schon!"

Yvonne: "Klar, die Welt ist bunt, voller Überraschungen und Schönheit. Von vor der Haustür bis hintern Horizont lauter Abenteuer, das glaubst Du ja nicht.. Man muss nur wollen, hingehn, es machen. Da musst Du auch nicht unbedingt auf die andere Seite des Globus reisen."

Pawel (nickt eifrig): "Absolut Deiner Meinung. 'Warum in die Schwärme pfeifen, sieh, die Ute liegt so nah.....' "

Yvonne (irritiert): "Wer ist Ute? Ging der Spruch nicht bissel anders?"

Pawel: "Stimmt, ein Gedicht vom Herrn von Goethe. Pass auf, es heißt eigentlich

Willst du immer weiter schweifen?

Sieh, das Gute liegt so nah.

Lerne nur das Glück ergreifen.

Denn das Glück ist immer da.

(Goethe, "Erinnerung")

Yvonne: "Oh ja. Da hat der Meister wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Es gibt soviel Schönes, Besonderes um einen herum. Soviel zu entdecken."

Pawel (breitet die Arme aus, lacht): " Jaaaaa, mein Erzgebirge und hier, mein See!"

Yvonne: "Genau. Ich liebe zum Beispiel auch die Sächsische Schweiz, das Bergische Land, das Sauerland, das Ruhrgebiet, die Insel Rügen und Thüringen: Eisenach und Umgebung. Und damit habe ich nichts gegen Spanien, Frankreich oder Griechenland oder andere Ziele gesagt. Ist aber halt immer mit viel mehr Aufwand verbunden......

Pawel: "Ja, stimmt. Und dann ist man bis in die Karibik gerammelt und weiß gar nicht, was für ein tolles Schloss im Dorf nebenan steht.....

Yvonne (hellhörig): "Ein Schloss?? Du hast ein neues Schloss gefunden??"

Pawel: "Jo."

Yvonne (ungeduldig): "Los, sag schon, wo denn?"

Pawel (geheimniskrämerisch): "Es ist ganz klein und liegt versteckt. Mit Schlossgarten. Ganz in der Nähe. Und Du warst da noch nie... Nächste Woche, wenn Du wieder hier bist, gucken wir es uns an, einverstanden?"

Yvonne: "Hey, da freu ich mich drauf! Mehr verrätst Du nicht....?"

Pawel (grinst geheimnisvoll): "........."

Yvonne: "Hm. ...... Aber sag mal, was anderes, wer ist denn nun eigentlich Ute?"

Pawel (blinzelt amüsiert und guckt Yvonne an): "Ich hab Dich wirklich lieb, aber Du musst trotzdem nicht immer alles wissen....."

Yvonne: "Ok. Verstehe."

Pawel: "Na, los komm. Wir holen uns erst mal Kaffee. Um die Zeit aus der Thermoskanne. Hier, bitte. Schwarz und stark. Wie ein Maulwurf."

Yvonne: "Oh, danke Dir."

Pawel (trinkt dampfenden Kaffee, lehnt sich zurück): "Haaaach....."

Yvonne (trinkt dampfenden Kaffee, lehnt sich zurück): "Ein Traum."

Pawel: "....und das Sauerland?!"

Yvonne: "Du musst auch nicht alles wissen."

Pawel: "Ich weiß."