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Soviet visual (1)

Kleine Bildergallerie für Dich

Sowjetisches Umweltposter 1979: "Hier ist Jagen verboten! Doch keiner schützt die Tiere."
Sowjetisches Umweltposter 1979: "Hier ist Jagen verboten! Doch keiner schützt die Tiere."

 

69 Jahre, von 1922 bis 1991 existierte die Sowjetunion.

 

Ein riesiger Vielvölkerstaat aus 15 verschiedenen Teilrepubliken in Europa und Asien mit der Hauptstadt Moskau. Dieses von den Bolschewiki nach dem Sturz des Zaren gegründete Reich gehört zu den größten zusammenhängenden Herrschaftsgebieten der Neuzeit, die es je gegeben hat. Mehr als doppelt so groß wie die USA war die Sowjetunion flächenmäßig. Der Niedergang der UdSSR ergab sich durch die eigene Befreiung der Ostblock-Staaten aus der Diktatur, wirtschaftliche Engpässe im Land, die sowjetischen Niederlage in Afghanistan,  die Selbständigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken und die Öffnung des Landes für Demokratie. Damit war auch der Kalte Krieg beendet.

 

Das Wort "Sowjet" heißt auf Russisch "Rat" im Sinne eines Verwaltungsorgans. Gemeint waren ursprünglich die Arbeiter- und Soldatenräte, die sich nach der Oktoberrevolution 1917 gebildet hatten. 

 

Sehr unterschiedlich war, was man hier  knapp 70 Jahre vereint hatte. Ca. 300 Millionen Einwohner hatte die UdSSR zum Ende der 1980er Jahre (Zum Vergleich: Einwohnerzahl USA 2019 liegt bei 328 Millionen.). Es gab moderne Großstädte genauso wie unberührte urtümliche Landschaften. Sehr verschieden auch die Menschen, die hier lebten. Europäer und Asiaten, Großstädter und Landbevölkerung, Ingenieure, Künstler und Bauern. Es gab südliche Gefilde wie an der Krim und das eisige Kamtschatka. Großer Fortschritt in Wissenschaft und Technik existierte neben ländlicher Rückständigkeit. Baltische Lebensart, usbekische Tradition, russische Kultur trafen aufeinander. Kosaken, Wolgadeutsche, Völker des Nordens.  Atheismus, orthodoxes Christentum, der Islam, der Schamanismus auch.

 

Aus dieser Sowjetzeit gibt es Unmengen an Fotos, Gemälden, Grafiken, Plakaten und sonstigen Zeugnissen des Lebens, das da stattfand. So, wie es war. Oder so, wie man es gerne sehen wollte.

 

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Denn der gigantischen wirtschaftlichen Entwicklung von einem landwirtschaftlich geprägten Zarenreich hin zu einer modernen Großmacht auf der Welt stand harter innerer Terror gegenüber. Bis in die 1980er Jahre, als Perestrojka und Glasnost das alte Denken ablösten und Demokratie ermöglichten, duldete man kaum Widerspruch gegenüber der Partei KPdSU, die das Land führte. Später, als das Land sich geistig öffnete, zerfiel es auch. Der Freiheit hielten die alten, gewaltsam gebildeten Strukturen nicht stand.

 

Riesige Stahlwerke und andere Kombinate, Bahnnetze, landwirtschaftliche Kolchose entstanden in sowjetischer Zeit. Weite Flächen konnten so bewirtschaftet werden. Das Land wurde elektrifiziert und verkehrstechnisch erschlossen. Kulturprojekte in Theatern, Konzertsälen, Bibliotheken, Kulturhäusern fanden statt. Literatur, Theater, Ballett, Kino, Zirkus waren gefragt. Es gab keine feudale Unterdrückung von Arbeitern und Bauern mehr, zumindest nicht, solange sie sich regierungskonform verhielten. Sportler und Künstler aus der Sowjetunion waren in der Welt anerkannt und gehörten zu den Besten.

 

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Und da war die andere, dunkle Seite dieses Riesenstaates. Die Mächtigen hielten sich mit Terror, Verrat und Skrupellosigkeit Oppositionelle und andere missliebige Personen vom Hals. Anders konnte man wahrscheinlich so einen künstlich gebildeten Riesenapparat nicht zusammenhalten, nicht beherrschen damals. Innere Revolutionen und ein Weltkrieg erschütterten das Land in vergleichsweise kurzer Zeit. Bis nach Berlin marschierte die Rote Armee und trug 1945 zum endgültigen Sieg über den deutschen Faschismus bei.

 

Eine große militärische Leistung der russischen Soldaten, viel erzeugtes Leid durch diese Sieger und Besatzer. Große selbst erfahrene Verluste und Grausamkeiten, die fast jeder Russe, Ukrainer, Usbeke....erlitt. Von ca. 25 Millionen toten Sowjetbürgern im zweiten Weltkrieg geht man aus. Armeeangehörige und Zivilisten. Das waren zu dieser Zeit ca. 14 % der Gesamtbevölkerung des Landes. Nur Polen erlitt anteilig gesehen noch größere Verluste seiner Bevölkerung in diesem Krieg (Quelle HIER). 

 

Und intern? Schnell konnte es jemanden erwischen, der sich gestern noch der Gunst der Partei erfreut hatte. Der Machtapparat war in Bewegung, wechselhaft, unberechenbar und voller Intrigen. Schauprozesse und Propaganda zeigten dem Volk, wie gefährlich es war, sich der Parteilinie zu widersetzen. Das sollte lieber keiner erst auch nur versuchen.

 

Stalin, der "Stählerne", war ein Georgier und hieß eigentlich Josef Wissarijonowitsch Dschugaschwilli. Er führte das Land als KPdSU-Vorsitzender  von 1922 bis zu seinem Tod 1953 . Dieser Mann und sein Regime werden allein in den Jahren 1937/38, der Zeit der größten politischen "Säuberungen", für die Verhaftung von 1,5 Millionen Menschen verantwortlich gemacht. Knapp die Hälfte von ihnen richtete man hin. Andere kamen in Arbeitslager und Gefängnisse, wo viele der Häftlinge an Hunger, Kälte, Krankheiten starben oder getötet wurden. In Sibirien zum Beispiel. Den Jahren Stalins Herrschaft werden zwischen 4 - 20 Millionen Tote zugeschrieben, genaue Zahlen gibt es nicht.

 

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15 Sowjetrepubliken, die größte davon Russland, bildeten 69 Jahre lang die UdSSR. (Karte:www. mdr.de)
15 Sowjetrepubliken, die größte davon Russland, bildeten 69 Jahre lang die UdSSR. (Karte:www. mdr.de)

 

Wir wollen in das ganz normale Leben der Menschen in den sowjetischen Jahren hineinschauen. Es gibt viel zu entdecken. Großartiges, Beeindruckendes, ganz Einfaches, Rührendes, Trauriges. Wir gucken ohne Sentimentalität, mit Respekt, Interesse und Verbundenheit auf eine vergangene Zeit.

 

Moskau 1966: Blick aus dem 10. Stock des Hotels Rossija,  (Foto: Lev Porter)
Moskau 1966: Blick aus dem 10. Stock des Hotels Rossija, (Foto: Lev Porter)

 

50 Bilder enthält unsere Gallerie namens "Soviet visual" für Dich heute. Ihren Namen verdankt unsere virtuelle Ausstellung dem Twitteraccount @sovjetvisuals, der so heißt und wo man viel Interessantes finden kann.

 

 

Na, wie hat es Dir gefallen?

 

Zum Abschluss noch ein besonderer Gruß. Nein, nicht vom Maulwurf. Der ist ja, wie gesagt, im Urlaub. Aber von alten Freunden aus Sowjetzeiten kriegen wir noch was zu sehen, von Hase und Wolf.

 

Und immer aufpassen, denn: "Ну, погоди!"