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Bewaffnet, doch als Friedensheld

Para bellum

Bild: Bärbel Klingel
Bild: Bärbel Klingel

 

Fuchs und Igel

 

Ganz unverhofft an einem Hügel
sind sich begegnet Fuchs und Igel.

„Halt!" rief der Fuchs, „Du Bösewicht,
kennst du des Königs Order nicht?


Ist nicht der Friede längst verkündigt,
und weißt du nicht, dass jeder sündigt,
der immer noch gerüstet geht?
Im Namen Seiner Majestät -
geh her und übergib dein Fell!"

 

Der Igel sprach: „Nur nicht so schnell!
Lass dir erst deine Zähne brechen;
dann wollen wir uns weiter sprechen."

 

Und alsogleich macht er sich rund,
schließt seinen dichten Stachelbund
und trotzt getrost der ganzen Welt,
bewaffnet, doch als Friedensheld.

 

 

Wilhelm Busch
(1832-1908)

 

Das ist das Schöne an Fabeln und Gedichten; in kurzer Form teilen sie uns das Wichtigste mit. Hier: sei wehrhaft, behalte deine Stacheln.

 

Denn ein Igel ohne Stacheln würde nicht nur komisch aussehen, sondern wäre auch leichte Beute für Raubiere wie den Fuchs. Niemals käme er, der Stachelige, auf die Idee, sich selbst verteidigungsunfähig zu machen; freiwillig "sein Fell zu übergeben".

 

*** 

 

Schon Platon, ein im vierten Jahrhundert vor Christus geborender Philosoph im antiken Griechenland, schrieb in seinem Werk "Gesetze":

 

"Die vornehmste Grundlage eines glückseligen Lebens aber ist dies, dass man weder Unrecht tut noch von anderen Unrecht erleidet. Hiervon ist nun das Erstere nicht so gar schwer zu erreichen, wohl aber so viel Macht zu erwerben, dass man sich gegen jedes Unrecht zu sichern vermag, und es ist unmöglich auf eine andere Weise vollkommen zu derselben zu gelangen als dadurch, dass man selber vollkommen tüchtig dasteht. Und ebenso ergeht es auch einem Staate, ist er tüchtig, so wird ihm ein friedliches Leben zuteil, ist er es nicht, so bedrängt ihn Fehde von innen und außen.

Steht es aber so damit, so muss sich jeder nicht erst im Kriege, sondern schon in Friedenszeiten auf den Krieg einüben, und darum muss eine verständige Bürgerschaft in jedem Monat nicht weniger als einen Tag Kriegsdienste tun, wohl aber noch mehrere, wenn es den Behörden nötig erscheint, und dabei weder Frost noch Hitze scheuen.[3]"

Marcus Tullius Cicero: römischer Staatsmann und Dichter, ermordet am 7. Dezember 43 v. Chr.
Marcus Tullius Cicero: römischer Staatsmann und Dichter, ermordet am 7. Dezember 43 v. Chr.

 

Cicero, ein Konsul und Schriftsteller des antiken Rom aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, drückte es so aus:

 

"Si vis pacem, para bellum." (Willst Du Frieden, rüste zum Krieg.)

 

Damit meinte er dasselbe, was Wilhelm Busch uns in seiner kleinen Fuchs-und-Igel-Fabel und Platon in seinen "Gesetzen" beschreibt. Vorbereitet sein auf möglichst alle Eventualitäten, sich nicht "kalt erwischen" zu lassen. Von etwas oder jemandem, was einen angreift. 

 

Die berühmte "Parabellum" (auch genannt Pistole 08 oder Luger nach ihrem österreichischen Konstrukteur) hat ihren Namen aus diesem alten lateinischen Satz. Für die Parabellum wurde als erstes die 9-mm-Munition entwickelt, seither die gängigste Kalibergröße für Pistolen und MPs.

 

***

 

Unser gesellschaftliches Stachelfell hat viele Komponenten.

 

Eine davon sind andere Menschen, deren Beruf es ist, uns zu schützen. Zum Beispiel Security-Mitarbeiter, Polizisten und - an erster Stelle - Soldaten. Dafür gebührt ihnen unser Respekt und unser Dank.

 

 

Woran unbedingt etwas geändert werden muss, ist der Zustand unserer Bundeswehr. Gekennzeichnet durch Personalmangel, nur bedingt einsatzbereite Ausrüstung und öffentliches Desinteresse, bietet sie keinen optimalen Schutz im Ernstfall.

 

Der Spiegel-Bestseller "Nicht einmal bedingt abwehrbereit - Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine" erschien 2019. Die Autoren analysieren darin den IST-Zustand unserer Streitkräfte und zeigen Verbesserungspotential auf:

 

Roland Tichy schreibt in seinem Magazin "Tichys Einblick" am 01. Juli 2020 zu den Soldaten des derzeit gescholtenen KSK: 

Wir sollten in unserer ach so wohlfühlig-pazifistischen, betont postheroischen Gesellschaft aber auch dankbar sein, dass es Männer gibt, die sich dafür hergeben. Die ihr Leben riskieren, ihre Gesundheit, ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden. An den düsteren Rändern der schönen Welt brauchen wir solche Männer. Im Innern übrigens auch bei der Polizei, denn Gewaltverbrecher sind nicht mit Ringelreihen zu überzeugen.

 

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Der Igel weiß das:

 

Er ist absolut abwehrbereit - der Ohrenigel zur Kugel gerollt (www.br.de).
Er ist absolut abwehrbereit - der Ohrenigel zur Kugel gerollt (www.br.de).