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So real: Die Zauberziege von Marbach

Mein Glücksbarometer

Auf der Auenstraße von Marbach nach Gleisberg
Auf der Auenstraße von Marbach nach Gleisberg

 

Das Dorf Marbach liegt zwischen Nossen und Roßwein im Tal der Freiberger Mulde.

 

 

Fährt oder läuft man auf der kurvigen Auenstraße am Marienbach bachabwärts in Richtung Gleisberger Bahnhof, so kommt man einige Meter hinter dem "Alten Forsthaus" aus Marbach heraus und an eine rechts gelegene Lichtung in ungleichmäßiger Dreiecksform. Sie wird als Weide genutzt oder man mäht das Gras zur Futtergewinnung, soweit ich das bisher gesehen habe.

 

Rechts an der Auenstraße die Ziegenlichtung (www.google.maps.de (3D, Satellit)
Rechts an der Auenstraße die Ziegenlichtung (www.google.maps.de (3D, Satellit)

 

 

 

Hier habe ich vor einigen Jahren etwas bzw. jemanden entdeckt.

 

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Zauberziegenlichtung
Zauberziegenlichtung

 

Es kommt ja vor, dass man Wildtiere am Waldrand sieht. Besonders in der Dämmerung kommen sie heraus; wer motorisiert unterwegs ist, muss aufpassen.

 

Ich saß eines Abends auf der Heimfahrt von der Arbeit nach Hause im Bus, schaute hinaus und döste vor mich hin. Trotzdem nahm ich die besondere Schönheit dieser Strecke an der Mulde und dann am Marienbach entlang immer wahr. Auch die kleine Lichtung, auf der am Morgen manchmal der Nebel lag. Heute war kein Nebel, sondern beste Sicht. Da leuchtete etwas in der Dämmerung. Schneeweiß und bewegte sich! Angestrengt und nun wieder hellwach starrte ich aus dem Fenster. Da, wieder sah ich es unter herunterhängenden Zweigen am Lichtungsrand hervorkommen.

 

Es war eine kleine weiße Ziege mit dunkelbraunem Kopf. Ganz allein und frei war sie auf der Wiese unterwegs. Keine Einhegung, kein Weidezaun, keine Kette, kein Strick hinderten sie an irgendwas. Das erschien mir schön und ungewöhnlich. Schnell war ich vorbeigefahren und dachte an dem Abend noch an dieses unwirklich wirkende Tier im Dämmerlicht. 

 

Mein Mann, dem ich davon erzählte, lachte mich aus und sprach: "Wer weiß, was Du da gesehen hast.....". Ich nahm mir vor, die Sache zu beobachten.

 

www.pixabay.com / Elsemargriet
www.pixabay.com / Elsemargriet

 

Täglich nun guckte ich aufmerksam auf die Lichtung, wenn der Bus dort vorbei fuhr. Einige Tage war nichts, dann sah ich sie wieder. Und von da an sehr oft. Fast täglich. Entweder zeitig am Morgen und / oder abends war sie da. Ich freute mich.

 

Dann fiel mir auf, dass diese Ziege mir Glück brachte, offensichtlich. Sah ich sie früh, wurde es ein guter Tag. Sah ich sie am Abend, so wirkte ihre Anwesenheit sich für den kommenden Tag positiv aus. Eine gute Zeit im Frühherbst.

 

 

Einen schönen Platz hatte die Ziege sich da rausgesucht. Das Muldental, das kleine Auenwäldchen des Marienbachs mit den Wiesen dazwischen. Wald und Feld in Richtung Nossen oder Gleisberg. Auch zum Wandern gut für uns Menschen, z. B. vom Kloster Altzella aus in Richtung Wolfstal Roßwein.

 

 

Aber zurück zur Ziege, die ich nun täglich sah. Die evtl. wohltuend auf mein Leben einwirkte, wäre man abergläubisch.....

 

Eines Tages war sie nicht mehr da. Erst glaubte ich, sie würde schon am Abend oder nächsten Tag wieder auftauchen. Leider Fehlanzeige. Die Ziege blieb verschwunden. Und meine Glückssträhne schien beendet. Der Herbst wurde dunkel und kalt, der Winter kam. Weihnachten, das neue Jahr. Der Frühling begann. Nur noch ab und zu dachte ich beim Vorbeifahren an "ihrer" Lichtung an die Zauberhafte. Die verschwunden blieb.

 

 

Als ich sie schon fast vergessen hatte, da passierte es. Morgens fuhr ich mit dem Bus durchs Marienbachtal, guckte aus dem Fenster ins Land und da! War sie wieder. Meine braunköpfige Glücksziege. Und sie war nicht allein, sondern hatte ihr Kind dabei. Ein kleines weißes Zicklein stand neben ihr. Ich freute mich, fragte mich auch, wie das alles zusammenhing. Das würde ich wohl nie erfahren. Der große und der kleine orange Stern ganz oben im Bild, das sind die Ziegen.

 

Die Ziegenzeremonie pendelte sich wieder ein, der Frühling schritt fort, das Zicklein wuchs und mir ging es auch gut.

 

 

Irgendwann viele Wochen später, ich glaube, es war bald Herbst, da verschwanden die beiden wieder. Täglich hielt ich Ausschau und hoffte, dass ihnen nichts zugestoßen sei.

 

Eines Morgens hörte ich unfreiwillig im Bus das Gespräch einiger Schulkinder mit. Sie sprachen über die Ziege auf der Lichtung und dass sie niemandem gehöre. Dass sie ein Zicklein gekriegt hätte und mit dem in Wald und Wiese hier im Mariental lebe. Und dass die beiden jetzt wohl schon länger weg seien.

 

Da sagte ein kleines Mädchen: "Meine Mutti hat gesagt, jemand hat die Ziege und das Kleene eingefangen und in den Stall geholt. Weil sie doch im Winter nicht die ganze Zeit draußen sein können."

 

Da war ich froh, an dem Tag. Zumindest bei den Ziegen schien also alles in Ordnung zu sein. Jemand kümmerte sich im Winter um sie. Gut so.

 

 

Zum Glück ist jetzt der Maulwurf da, als zuverlässiger Glücksbringer. Er weidet nicht im Nebel in irgendwelchen Auenwäldern und verschwindet plötzlich. Nein. Auf keinen Fall. Und vielleicht hören wir mal wieder was von den beiden Lichtungsziegen, wenn ein Marbacher oder Gleisberger die Geschichte liest....

 

P. S.: Die Fotos habe ich heute am Abend gemacht; lange also, nachdem ich die Ziegen dort sah.