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In Kipsdorf

Unterwegs im Tal der Roten Weißeritz

Kipsdorf auf alter Ansichtskarte (www.ansichtskarten-lexikon.de)
Kipsdorf auf alter Ansichtskarte (www.ansichtskarten-lexikon.de)

 

Heute fahren wir endlich mal wieder nach Kipsdorf, einem Erzgebirgsdorf unweit der tschechischen Grenze.

 

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Dieser Ort wurde als "Kupferdorf/Kypsdorf" vor ca. 500 Jahren gegründet, wegen des kupferhaltigen Erzes, das man hier gewann. Die Rote Weißeritz fließt das Tal entlang. Ringsherum liegt dichter Wald. Nachbarorte sind Bärenfels und Oberbärenburg. Im dichten Miriquidi, dem mitteldeutschen Urwald, gab es früher Wölfe und Bären.

 

Zur jüngeren Geschichte gehört ein Aufschwung des kleinen Walddorfes zum Kurort. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es an das Eisenbahnnetz angeschlossen und war für Sommerfrischler, Wintersportler und andere Erholungssuchende ab sofort sehr gut erreichbar. Man baute Villen, Pensionen und Hotels für die Gäste. Sogar ein Bäderhaus gab es, von dem noch die Rede sein wird. 1908 wurde die neuerbaute Bergkirche geweiht. Die Kurgäste brauchten schließlich einen Ort für Gottesdienste.

 

Durch das Hochwasser 2002 wurde die Bahnstrecke stark beschädigt. Das Stück zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf ist erst seit 2017 wieder in Betrieb. Wird Zeit, mal wieder hierherzukommen. Lange nicht mehr gesehn....

 

Auf gehts....
Auf gehts....

 

Wir fahren heute ab Malter mit, gespannt auf das erneuerte Streckenstück. Über Dippoldiswalde, Ulberndorf, Obercarsdorf, Neundorf, Schmiedeberg und Buschmühle erreichen wir Kipsdorf.

 

 

An einem tollen Bahnhof kommt man in Kipsdorf an. Er ist eine Hoffnung für seine vielen vernachlässigten Geschwister. In den 1930er Jahren gebaut und in den letzten Jahren saniert, ist er ein wahres Schmuckstück. Guck selber:

 

 

Hier gibt es alles, was an anderen Bahnhöfen oft fehlt. Ein ortstypisches, gepflegtes Ambiente, einen freundlichen Mann am Auskunfsschalter und sogar Kaffee.

 

 

Und nun in Kipsdorf. Schöne Häuser, alte feine Villen, Brachland, Wald, Wald, Wald. Von hier aus gehen Wanderwege zum Beispiel nach Bärenfels, Oberbärenburg, Schellerhau, Altenberg. 

 

Es gibt auch einige leerstehende Gebäude an der Roten Weißeritz. Sicher ein schwieriger, hochwassergefährdeter Standort. Die Villen am Berghang der Tellkoppe, dem 757 Meter hohen Hausberg, haben es da besser.

 

Aber eins der wassergeschädigten Häuser hatte besonderes Glück. Schon bei meinem letzten Besuch in Kipsdorf war mir dieser schöne Jugendstilbau aufgefallen. Das alte Badehaus. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden hier verschiedene Badekuren, Sauna, Massagen oder ein einfaches Wannenbad für die Feriengäste angeboten.

 

Das war 2001, als ich es zum ersten Mal sah.... Dann, ein Jahr später, rastete die Rote Weißeritz aus. Das Jahrhunderthochwasser genannte Unglück riss auch einen Teil dieses schönen Hauses weg. Bäume und Garten ringsherum hatten keine Chance (Foto www.docplayer.com / Ruhsam & Ullrich).

 

Zum Glück hat sich jemand dieses tollen Anwesens angenommen. Heute strahlt es schöner als vorher.

 

 

Kleiner historischer Rückblick in die Kurortglanzzeit (Bildquellen sind alte Ansichtskarten und Drucke bei akpool.de, oldthing.ch, picclick.de und ansichtskarten-lexikon.de):

 

Und heute? 

 

Wir haben ein schönes Ferienhaus gefunden. Vielleicht bleiben wir mal ein paar Tage da.... Die Website des Häuschens zeigt gemütliche Zimmer und eine kleine Terrasse.

 

 

Aber heute nicht. Im leichten Nieselregen mit Kapuze gehts bergauf Richtung Tellkoppe. Hier finden wir auch die Bergkirche.

 

 

Einem Bären sind wir übrigens nicht begegnet. Die einheimische Tierwelt wurde von dieser Kollegin, der Weinbergschnecke, würdig vertreten:

 

 

In Kipsdorf könnte man schon länger bleiben. Gute Verkehrsanbindung gibts durch die B170, auf der Bus 360 zwischen Dresden und Altenberg pendelt. Und die Weißeritztalbahn gibts ja auch wieder. Schön.

 

Gut ist auch das Vorhandensein des Cafés Stenzel unweit des Bahnhofs. Es ist geöffnet und hat herrlichen Kaffee. Extra gut bei dem Wetter. 

 

 

Hier sitzen wir noch gemütlich rum, bevor wir diesen schönen, waldigen Ort verlassen.

 

P.S.: In der Bahn noch einen Hinweis gesehn und gedacht: Ja, das ist mir so auch schon passiert. Der Maulwurf rollt die Augen....