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Badestory rot-weiß

Da guckst Du

 

Heute war ich das erste mal in diesem Jahr im Wasser. Dabei ist mir eine Geschichte eingefallen. Pass auf:

 

An einem schönen Julitag machte ich mich früh zeitig auf den Weg ans Wasser. Ich liebe in diesen Sommermonaten die Stunden zwischen sechs und neun Uhr am Morgen. Die Sonne scheint schon, ist aber noch nicht so gnadenlos wie später am Tag. Die Luft ist frisch und trotzdem weich. Das Beste: man ist ungestört, da um die Zeit nur wenige Badende, Taucher und Wassersportler unterwegs sind.

 

Ich selber bin eine Wasserratte und freue mich immer, wenn ich am und im Wasser sein kann. Schwimmen, ins Wasser reinspringen, tauchen, Boot fahren - das ist mit das Schönste an der wärmeren Jahreszeit für mich.

 

Sehr gerne liege ich an meinem Lieblingssee auf einer zum Wasser hin leicht abfallenden Wiese. Im oberen Bereich ein paar Weiden, Pappeln, Linden. Lockerer Badebetrieb herrscht hier. Das heisst, im Sommer und bei schönem Wetter ist das Kassenhäuschen am Wieseneingang besetzt und man bezahlt Eintritt. Ist es leer, geht man einfach so durch und kann an dieser schönen Stelle immer zum Wasser. 

 

Und jetzt kommen wir zum Beginn der eigentlichen Geschichte.

 

Ist es nämlich so, dass man an heißen Sommertagen schon vor der Kassenöffnungszeit am Wasser ist, geht ab neun Uhr, wenn das Bad regulär öffnet, jemand vom Badpersonal die Wiese entlang und kassiert den Eintritt bei den herumliegenden Leuten ab.

 

So auch an diesem Tag. Sehr zufrieden lag ich am Wasser, im neuen roten, weiß gepunkteten Bikini. Ich war schon seit sieben Uhr hier, mehrmals schwimmen und wollte noch bis ca. zehn bleiben. Danach gabs für mich bessere Dinge zu tun als in großer Hitze am immer voller werdenden Strand zu sein. Sehr gut zum Beispiel ein großer Erdbeereisbecher in schattigem Eisgarten, eine Wanderung durch ein nahes, kühles, bewaldetes Flusstal oder einfach ein Siésta- Schläfchen.

 

Aber noch würde ich bleiben und kramte nach ein paar Münzen für das Eintrittsgeld. Ein kleines Kerlchen, höchstens 17, in der Montur des Badpersonals, lief schon zwischen den wenigen Badegästen herum und kam näher.

 

Dann stand er vor mir, grüßte lächelnd und fragte mich dann: "Sind Sie Rentner oder behindert?" Ich war platt. Darauf musste ich mich in giftigem Ton nach dem Zustand seiner Sehkraft erkundigen. Er hörte auf zu lächeln, wand sich verlegen, stotterte etwas von gestaffelten Eintrittspreisen herum und sagte dann, dass er nicht so genau darauf geachtet hätte. Mit "darauf" meinte der Gute mich. Ich gab ihm sein Geld und er öffnete wieder den Mund. Ich schüttelte nur den Kopf und bat ihn zu gehen, bevor er alles noch schlimmer machen würde, was ich auch sagte. Zügig verschwand der Verwirrte.

 

Noch eine Weile lag ich danach grillig in der Sonne. Dann brach ich auf, schlecht gelaunt.

 

Erst ein großer Kaffee und ein schwer fettiges und süßes Moskauer Eis besserten mein Befinden sichtlich und ich konnte über das Komische dieser Szene lachen. Ein wenig leid tat mir jetzt der Junge.

 

***

 

Die Frage des kleinen Kassierers ist in meinen "geflügelten" Wortschatz eingegangen.

 

Manchmal nämlich, wenn ich müde bin, mich krank und erschöpft fühle und zu nichts Lust habe: dann stelle ich mir diese Frage selbst. Meist muss ich dann lachen und kann mich ein bisschen besser aufraffen.

 

Zum Glück.

 

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Der Maulwurf hat meistens kein Verständnis für meine Zickigkeiten. Trotzdem kann er auch diesem Vorfall etwas Positives abgewinnen. Nämlich das Russeneis, es ist auch wirklich unglaublich und unwiderstehlich gut.