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Alter ist nur eine Zahl - Dr. Erika Freeman

"Du musst schon a bissel meschugge sein, um nicht verrückt zu werden..."

"Die Zeit", 13. 05. 2020
"Die Zeit", 13. 05. 2020

 

Dieses Zitat in der "Zeit", worüber ich gerade stolpere, gefällt mir.

 

Von wem wurde das so gesagt?

 

Von einer Frau namens Erika Freeman. Sie ist 92 Jahre alt und arbeitet auch heute noch in New York als Psychoanalytikerin. Frau Dr. Freeman behandelt alte und auch immer wieder neue Patienten.

 

Diese Frau ist im hohen Alter voller Lebensmut, Tatkraft, Klugheit und Witz. Dabei hatte sie es nicht leicht gehabt.

 

***

 

Erika Polesciuk (hebräisch: Padan), so ihr Mädchenname, wurde in Wien geboren und wuchs dort in guten Verhältnissen auf. Im Alter von 12 Jahren wurde sie von ihrer Familie aus Österreich nach Amerika zu Verwandten geschickt. Damit wollte man das Mädchen vor den Nazis, die 1938 Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen hatten, vor deren Judenverfolgung, in Sicherheit bringen. Erikas Mutter versteckte sich in Wien und starb bei einem Bombenangriff, ihr Vater überlebte das KZ.

 

Erika wohnte in den USA bei ihren Verwandten und eine Weile auch im Waisenhaus. Sie besuchte die Schule, arbeitete und studierte an der Columbia-Universität und promovierte. Dann eröffnete Frau Dr. Padan - sie benutzte nun die hebräisierte Form ihres Familiennamens - in New York eine Praxis und machte sich einen Namen als Psychoanalytikerin. Zu ihren Patienten zählten viele Stars, darunter Marlon Brando, Woody Allen und Marylin Monroe.

 

1955 heiratete Erika Padan den Künstler Paul K. Freeman, der bereits 1980 starb.

 

Frau Dr. Freeman lebt heute in New York und Wien. Eigentlich wollte sie nie wieder in die Stadt ihrer Kindheit. Eigentlich. Nun hat sie seit einigen Jahren wieder eine Wohnung in ihrer alten Heimatstadt. Schön.

Psychoanalytikerin Erika Freeman im Alter von 89 Jahren (www.wienerin.at)
Psychoanalytikerin Erika Freeman im Alter von 89 Jahren (www.wienerin.at)

 

2016 beantwortete Frau Dr. Freeman in einem Interview mit der Zeitschrift "Wienerin" die Frage, ob sie nicht altersbedingt aufhören wolle zu arbeiten so:

 

"Aufhören? Was soll ich dann tun? Warum sollst du mit etwas aufhören, an dem du Spaß hast? Wenn du was zu geben hast, das dann jemand annimmt und seine Augen leuchten lässt? Wir wissen inzwischen auch, dass die Gehirnzellen nicht absterben mit dem Alter, sondern sogar noch neue gebildet werden, wenn man sich beschäftigt und glücklich ist. Und das Alter, das ist nur eine Zahl. Ich war einmal 50, einmal 80, aber danach fällt mir nichts mehr ein. Die Zahl gilt nur für den Pass, die hat nichts mit mir zu tun."

Auf die wichtige Frage nach dem Sinn des Lebens gibt die Psychoanalytikerin im Interview mit der oben genannten "Zeit" eine einfache Antwort: 

 

"Was ist der endgültige Sinn des Lebens? ... Am Leben zu bleiben, es zu genießen und etwas aus sich zu machen - und anderen zu helfen, wenn sie es brauchen.“

 

Und ob sie sich Sorgen wegen des neuen Corona-Virus mache:

 

"Nein. Löst man dadurch etwas? Was ist der Sinn von Sorgen? Sie bedeuten, dass Du das Negative schon erwartest."

 

Was Frau Dr. Freeman uns noch mitgibt:

 

Mach Dir klar, was Du willst, wer Du bist. Glaube an Dich, egal, was andere sagen.

 

Wie alt Du bist, spielt keine große Rolle.

 

Frauen und Männer sind nicht gleich. Beide haben Stärken und Schwächen. Frauen sollten nicht versuchen, wie Männer zu sein, um im Leben etwas zu erreichen. 

 

 

Willst Du mehr über diese interessante Frau erfahren, so lies hier gleich den Artikel des österreichischen  Magazins "MadameWien" hinter dem Button. Frau Dr. Freeman erzählt über ihr Leben und ihre Lebenseinstellung. Wir können von ihr lernen. Auch, wenn ich sie ein wenig versnobt finde (normale Neurotiker langweilen sie...). Na gut.

 

Dezember 2019