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Ein grüner Tag

Leuchtend!

 

Kurt Tucholsky hat 1931 schon vom "kleinen Moritz" gesprochen. Und "Lieschen Müller" geistert auch durch unseren Sprachgebrauch, wenn von einer, sagen wir mal, etwas unbedarften Person die Rede ist.

 

Diese beiden sind so etwas ähnliches wie "Max und Monika Mustermann" und "Otto Normalverbraucher". Aber nicht ganz. Während Max, Moni und Otto einen amtlichen Respektspersonenbeigeschmack haben, so sind Moritz und Lieschen mitten im Leben. Bei uns. Sie reden, wie sie denken und machen, was sie sagen. Einfach so.  Wer sind die? Ich stelle mir die beiden so vor:

 

Moritz hat lockige rote Haare und Sommersprossen. In den Taschen seiner Jeans trägt er alles mit sich, was man so braucht: Taschenmesser, Schnipsgummi, ein Stück Blumendraht, 2 Holzwäscheklammern, einen kleinen Saurier, eine leere Überraschungsei-Kapsel, Kaugummi und Gummibärchen. Den dunkelblauen Lieblingsfilzstift, einen winzigen Notizblock mit gelben Klebezetteln, einige Sammelbilder. Und Lieschen? Sie ist etwas älter als Moritz, sie weiß schon Bescheid. Deswegen hat sie auch einen Taschenspiegel, Lipgloss mit Erdbeergeschmack, ein Feuerzeug, ein paar Tempotaschentücher und eine Miniflasche Parfüm mit. Das Parfüm riecht nach Aprikose und Kaubonbon. Außerdem ihr Handy natürlich.

 

"So, wie der kleine Moritz sich die Weltgeschichte vorstellt, genau so ist sie auch." sagt Tucholsky. Und meint damit eine einfache, naive und unverbaute Sicht auf das Leben. So ist Lieschen auch, nur hat sie doch schon ein bissel mehr Lebenserfahrung....

 

Ich bin manchmal auch Moritz oder Lieschen. Dann stelle ich mir etwas vor, was ich machen werde und freue mich schon darauf. Nun kann es sein, irgendetwas geht schief und es kommt gar nicht zu dem freudvollen Ereignis. Oder, noch blöder, man macht alles so wie gedacht, aber es fühlt sich nicht so gut an. Vielleicht ist einem gerade vorher etwas misslungen, man hat Ärger oder Streit. Oder Kopfschmerzen, ein Schuh drückt und man findet seine Schlüssel nicht. Man kennt den Grund nicht, aber die richtige Freude stellt sich nicht ein. Dann gehe ich zumindest manchmal unfroh und missmutig des Weges. Ich will mich zu Freude und guter Laune aufraffen und es geht einfach nicht. Tja.

 

Aber das Gegenteil ist, wenn der Tag, der Ort, das Ereignis, die Person dann wirklich so schön sind - wie man es sich vorher ausgedacht hat.

 

Also ein Tag, wie ihn sich der kleine Moritz vorgestellt hat. Und Lieschen. Genau so schön.

 

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So ein Tag war der letzte Freitag, als ich das erste Mal in diesem Jahr wieder an einem bestimmten Lieblingsort war, dem Forstbotanischen Garten in Tharandt.  Die Sonne schien, der Himmel war blau mit Lämmerwolken, ein leichter Wind ging. Die ganze Welt leuchtete in grün - deswegen ist es ein grüner Tag, auch schon auf dem Weg zum alten Eingang des Forstgartens.

 

Das ist dieses Maigrün, dass es nur jetzt gibt. Genieße es!

 

 

Begeistert betrat ich den wunderschönen Waldgarten und war wie immer dort richtig. Kein Mensch war hier unterwegs, nur einmal hörte ich von weitem kurz ein paar Stimmen. Dafür waren Pflanzen und Tiere um so präsenter. 

 

Exotische und hiesige Bäume und Sträucher kriegen gerade Blätter und Blüten. Der Japanberg im historischen Gartenteil leuchtet grün und bunt. Es duftet verlockend und bittersüß. Bienen und Hummeln, Käfer und Ameisen sind am Werk. Vögel singen und huschen durch die Zweige. Ich streife eine große Runde durch den exotischen Wald und merke, es ist alles genau so, wie ich es mir gewünscht habe.

 

Auch, als ich mit dem Maulwurf und unserem Kaffeerohr auf der alten Streuobstwiese sitze, die auch zum Forstgarten gehört. Einer meiner Lieblingsplätze überhaupt.

 

Was für ein Glück.

 

Sogar Frau Kümmel war da, hat sich aber friedlich verhalten. Du weißt. meine Kinderhorrorhexe. Ein Bild von ihr auch in Tharandt, siehe oben.....

 

 

 

Und die Streuobstwiese natürlich nicht vergessen:

 

 

So ein schöner Tag ist das!

 

Ich gehe gutgelaunt mit Lieschen, Moritz und Pawel wieder nach Hause. Das Leuchten nehmen wir mit. Auch für Dich.

 

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