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Neue Zauberkunststücke

Wenn fantastische Personen in unser Leben treten....

www.horizont.net
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Am letzten Mittwoch hatten wir das Geheimnis von Herrn Gortz gelüftet und bewiesen, dass es ihn gar nicht gibt. Dagegen hatte Manfred Gortz sofort vehement protestiert, natürlich. Wer würde das nicht tun an seiner Stelle.

 

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Dieser Streich von Autorin Juli Zeh hat mich auf eine Idee gebracht. Nämlich mir auszudenken, welche Fantasiegestalt ich denn gerne ins reale Leben holen würde ?

 

Eine spannende Frage. Leichtes Unbehagen steigt neben der Begeisterung aber auch auf. Wenn man sich zum Beispiel überlegt, wie lange der Prinz ein Prinz bleibt, nachdem man den Frosch küsste ? Verwandelt der Typ sich irgendwann in den liebenswerten, anspruchslosen Teichbewohner zurück oder bleibt der jetzt so ? Was ist mit Krabath und Eragon ? Sind diese Figuren real dann auch andauernd so aktiv, erfolgreich, motiviert ? Oder gehen denen auch Ideen und Elan aus,  sind sie einfach mal nur ungeschickt, müde, schlecht drauf ? Lassen das Schwert fallen und kippen vom Drachen....

 

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Würde Constable Ichabod Crane aus der Gruselgeschichte "Sleepy Hollow" von Washington Irving mich auslachen, wenn ich im Dunklen beim Wäscheaufhängen auf dem Dachboden Angst habe ? Sicherlich gibts da keinen kopflosen Hessen, zumindest bis jetzt, aber unheimlich ist es trotzdem manchmal.

 

Wie sieht es mit Peter Loose, Christian Kleinschmidt, Hermann Fischer und den Mädchen Ruth und Margit aus dem "Rummelplatz" von Werner Bräunig aus ?  Akzeptieren sie mich und nehmen mich in ihren Wismut-Kreis auf ? Ich könnte freiwillig mit zum Rollenwechsel in Ruths Papierfabrik kommen.

 

Was ist mit Frank Underwood, dem intriganten US-Kongress-Abgeordneten und späteren  Präsidenten der USA aus "House of Cards" ? Hört er mir zu, eine Augenbraue leicht angehoben und sagt dann so unnachahmlich sarkastisch: "Ach..., ist das so?". Und lacht seine Frau Claire sich tot, wenn sie meine Schuhe sieht ? (Ich habe kein einziges Paar Jimmy Choos oder Manolos)....Vielleicht.

 

Mit Beatrice Potter aus dem gleichnamigen Film verstünde ich mich bestimmt gut. Gemeinsam streifen wir durch den englischen Lake District, diskutieren über Politik, Geschichten, Männer. Miss Potter zeigt mir ihre neusten gezeichneten Tier-Figuren und nennt sie alle beim Namen. Die wuseln um uns herum, Peter Hase vorneweg. Das wäre schön.

 

Die Jungs Erik und Edmund vom See Genezareth, in dem nie Kim Novak badete (Roman von Hakan Nesser), erzählen mir von ihrem schwedischen Sommer. Von dem Spitzensommer, als auch das Schreckliche passierte....Henry ist natürlich auch da.

 

Waldemar Ante Roos (ebenfalls erschaffen von Herrn Nesser) und ich trinken im Hof von Lograna Kaffee. Seine Frau ist nicht dabei.

 

Die Schildmaid Lagertha aus "Vikings" gibt mir regelmäßig Unterricht im Schwertkampf und erzählt mir aus ihrem Leben als Wikingerkönigin und von den heimischen Fjorden.

 

Und mit der alten Dowager Countess of Grantham Lady Violet von "Downton Abbey" plaudere ich bei Tee und Kuchen über das schöne Anwesen und gucke dabei aus dem Fenster ihres Cottages in den englischen Nebel. Natürlich lästern wir auch ein wenig über Mrs. Isobel Crowley, bleiben aber freundlich dabei.

 

Toll wäre auch ein Treffen mit Alexis Sorbas, dem Griechen auf Kreta. Wir können dann eine Seilbahn bauen, die nicht zusammenbricht. Alle möglichen Pläne schmieden, griechischen Kaffee trinken und am Strand Syrtaki tanzen..... Ja, klar. Und seinen Chef und Freund, die "papierverschlingende Maus" auslachen, weil er immerzu grübelt und mit der schönen Witwe im Dorf nicht vorwärtskommt.

 

Auch Falladas "Trinker" würde ich gern treffen. Gontscharows "Oblomow" schütteln. Und  Michéle Coleone aus dem "Paten" von Francis Coppola kennenlernen. Den kleinen König Dezember von Axel Hacke. Den wunderschönen Vogel Phönix aus "Harry Potter". Auch Freunde aus der Kinderzeit, wie die kleine Meerjungfrau vom Hans-Christian Andersen, der mutige Bär Hupf, der unglückliche Zwerg Nase und der sprechende Professorenhund Struppi könnten Gäste sein.

 

Nicht nur Besucher aus Buch und Film hätte ich. Nein - auch aus einem Bild könnten sie heraustreten. Vielleicht die junge Frau, die auf einem Bild von Olga Surorowa aussieht wie das Leben selbst. Oder der sanfte weiße Stier von Franz Marc. 

 

Und, und, und....

 

 

Ich sehe schon eine ganze kleine Welt bevölkert mit meinen fantastischen Vielen. Manchen möchte ich wirklich ganz dringend was fragen (Francois aus Houllebecqes "Unterwerfung"). Oder ihn küssen (Peter Loose aus Bräunigs "Rummelplatz"). Oder sie trösten (das Mädchen Hilla aus Ulla Hahns Roman "Das verborgene Wort"). Oder ihnen eine knallen (Tolstois Anna Karenina und Goethes Werther). 

 

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Wen würdest Du treffen wollen ?

 

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Überleg Dir mal, was in dieser Idee an Möglichkeiten drinsteckt! Jede dieser so unterschiedlichen Personen hätte uns was mitzuteilen. Würde was aus ihrem "Leben" erzählen, uns was fragen, uns einen Rat geben oder fassungslos den Kopf schütteln. Oder einer von ihnen nimmt unseren Rat an und seine ganze Geschichte ändert sich daraufhin.....

 

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Und genau das wird passieren. Hier. Demnächst. in der nächsten Geschichte über die "Fantastischen Vielen". Mal sehen, wer dann unser erster Gast ist.

 

 

Bis dahin !

Echte Jimmy Choos (www.project-proopto.de)
Echte Jimmy Choos (www.project-proopto.de)

 

Ich könnte endlich Alice aus dem Wunderland treffen. Und sie fragen, was ich schon immer wollte: Ob denn nicht ich eigentlich die richtige Alice bin....

 

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Der Maulwurf rollt die Augen. Wen er in unsere Runde einladen wird, ist noch sein Geheimnis.

 

The White Rabbit (www.readingpenguin.de)
The White Rabbit (www.readingpenguin.de)