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Abenteuerdienstag in Wiesenbad

Blutwurstfelsen und Bismarckturm

 

Heute ist ein freier Dienstag, der für ein kleines Abenteuer genutzt werden sollte. Und zwar geht es diesmal nach Wiesenbad im Erzgebirge, gelegen zwischen Wolkenstein und Annaberg-Buchholz.

 

Hier befindet sich laut Google-Maps ein Turm. Das wirft Fragen auf, waren wir doch schon oft in und um den kleinen Kurort unterwegs. Den Turm haben wir noch nicht gesehen, vermutlich hat er sich irgendwo im Wald versteckt.

 

Wir finden ihn. Heute. An diesem schönen Apriltag.

 

 

Was ist das überhaupt für ein geheimnisvolles Bauwerk?

 

Und wieso konnte es sich bisher so gekonnt verbergen?

 

Schließlich ist der Turm seit seinem Sanierungsende im Jahr 2000 15 Meter hoch und steht dort schon seit seiner Einweihung am 30. Juli 1899, damals 13 Meter Höhe. Da jährte sich der Tod des deutschen Politikers Otto von Bismarck zum ersten Mal. Ihm zu Ehren wurde dieser Turm errichtet und nach dem berühmten Mann benannt. 

 

Weltweit gibt es noch 146 Bismarcktürme und -säulen , die erhalten sind. Zum Beispiel in Kamerun, Tansania, Chile, Polen und natürlich in Deutschland. Die Standorte ergeben sich durch die deutschen Grenzen von 1914, damals gab es noch afrikanische Kolonien und andere Territorien, die zum deutschen Staatsgebiet gehörten.

 

23 Bauwerke davon finden wir heute noch in Sachsen. In Glauchau, Dresden, Görlitz.....

 

Und - in Wiesenbad.

 

 

 

Otto von Bismarck, der Namensgeber des Turmes, lebte von 1815 bis 1898. Er war Jurist, Landjunker und später rechtskonservativer Politiker, Landtagsabgeordneter und Diplomat. Nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges und der Reichsgründung Deutschlands als konstitutionelle Monarchie war Bismarck der erste deutsche Reichskanzler, Außenminister und Vorsitzende des Staatsministeriums. Die Verfassung des neugegründeten Reiches sah einen Kaiser, einen Reichskanzler, einen Reichstag und einen Bundesrat vor.

 

Der Politiker arbeitete und kämpfte für die Konstitutionierung eines gesamtdeutschen Reiches mit Preußen als Zentrum. Dafür war er auch bereit, Krieg zu führen. Nicht mit Liberalismus, sondern mit "Blut und Eisen" erreiche man die Schaffung des deutschen Nationalstaates, so Bismarcks Haltung. Dieses Ziel war 1871 erreicht.

 

Kleinstaaterei und Kriegsbestrebungen nach außen mussten nach der Revolution von 1848 und den Befreiungskriegen ein Ende haben. Das Land sollte sich entwickeln. Bismarck erließ die Sozialistengesetze zur Bekämpfung der erstarkenden Sozialdemokratie. Er schuf aber mit der deutschen Kranken- und Unfallversicherung und einem Rentensystem auch die Grundlage des sozialen Staates. Gegen die Kirche und zur Stärkung des Staates führte er die Zivilehe ein.

 

1889, als Wilhelm II. Kaiser wurde, kam es zum Zerwürfnis der beiden Mächtigen. Bismarck legte seine politischen Ämter nieder. Der "Eiserne Kanzler" verabschiedete sich und zog sich ins Privatleben und auf sein Gut nach Friedrichsruh zurück.

 

Lässt sich denken, was er sich dachte?

 

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Ich nehme mir vor, mehr über diese wichtige Person deutscher Geschichte zu lernen und mal die bekannte Bismarck-Biografie von Norbert F. Pötzl zu lesen ("Bismarck: Wille zur Macht").

 

Otto von Bismarck (www.wissenschaft.de)
Otto von Bismarck (www.wissenschaft.de)

 

Jetzt aber lese ich nicht, sondern muss im Wald erstmal den Turm finden. So klein ist er ja nicht.

 

Vom Zentrum Wiesenbads führt der Weg erst zur Zschopau und an einen kleinen Kanal, der bestimmt für den früheren Mühlenbetrieb angelegt wurde. Dann finden wir noch den "Blutwurststein", einen sehr kleinen Felsen mit Aussichtspunkt. Und dann, im Frühlingswald, guckt er durch die Bäume, unser Turm.

 

 

Die Türmtür ist nicht verschlossen. Wir steigen hinauf und genießen die Aussicht über Wiesenbad und den Zschopautalwald. Das heißt, ich genieße. Wegen des starken Windes muss der Maulwurf in der Tasche bleiben. Nicht, dass er noch vom Turm geweht wird....

 

 

Kurort Wiesenbad mit heilkräftigen Quellen....

 

 

Diese beglückende Macht haben wir heute auch gespürt. Danke Wiesenbad, bis zum nächsten Mal.

 

  

Oh happy day.....
Oh happy day.....