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Frei !

Was Schwarzenberg und Stefan Heym miteinander zu tun haben

 

Im Herbst 2019 war ich in Schwarzenberg (Erzgebirge). Neugierig, weil diese Stadt den Beinamen "Perle des Erzgebirges" trägt und als die Schönste unter den Städten dieser Gegend gilt.

 

Diese kleine Stadt  hat ein Schloss, eine schöne Altstadt, eine jahrhundertealte, wechselvolle Geschichte. Auch eine Drachenlegende gibt es, weswegen ein besonderes Schwarzenberger Exemplar dieser Gattung allgegenwärtig die Stadt bevölkert. Diesem Tier waren wir schon in den "Freien Märchen und Sagen" auf der Spur....

 

Das ursprüngliche Sagentier ist bösartig und hat natürlich einen Ritter auf dem Gewissen. Dieses tiefgrüne Wesen allerdings, meist aus Holz geschnitzt, das man in Schwarzenberg findet, wirkt dagegen liebenswert und relativ ungefährlich.

 

Mir kommt es so vor, als guckte es etwas bockig und vorwurfsvoll. So, als wollte der Grüne sagen: "Mann, ich bin ein Drache - und kein Räucherzwerg. Das Kaspertheater hier entspricht nicht meiner eigentlichen Aufgabe. Nur, damit das klar ist. Schnaub." Räuchern steht sozusagen nicht in seiner Stellenbeschreibung....

 

 

Eine ganz andere Schwarzenberger Besonderheit, nämlich eine geschichtliche, finden wir in den Wochen nach dem zweiten Weltkrieg. Denn da war Schwarzenberg für einige Wochen besatzerisches Niemandsland. Keine der Siegermächte war nach der deutschen Kapitulation hier einmarschiert. In Annaberg waren die Russen, in Auerbach die Amerikaner. Dazwischen der Landkreis Schwarzenberg - ein Niemandsland für 42 Tage nach dem Ende des Krieges.

 

Alles kein Zufall.

 

Grund dafür war vermutlich eine geheime Absprache zwischen Deutschland und den USA kurz vor Kriegsende. Hier wurde vereinbart, einen Fluchtkorridor für deutsche Soldaten aus dem Osten nach Westen freizulassen. Im Ergebnis waren die Bewohner Schwarzenbergs und der Umgebung sich selbst überlassen. Sie organisierten ihren eigenen Neuanfang, bildeten Aktionsausschüsse, trafen eigene Entscheidungen. Was im Nachhinein viel Raum für Spekulation und Legendenbildung gab und gibt. Und auch für Streit und Bitterkeit. Denn jetzt wurde abgerechnet, neue Kräfte etablierten sich. Nicht immer ging es dabei gerecht und fair zu. Wie meistens in solchen Situationen wurde versucht, altes Unrecht durch neues Leid zu sühnen.

 

Am Ende dieser selbstverwalteten Zeit, am 23. Juni 1945, kamen dann doch die Russen. Und später, 1949, die DDR.

 

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Der Schriftsteller Stefan Heym hat einen Roman darüber geschrieben, der so heißt wie diese Stadt.

 

"Schwarzenberg".

 

In diesem Roman wird die "freie Republik Schwarzenberg" ausgerufen. Die es aber real so nie gegeben hat. Die Sehnsucht nach Demokratie, der Idealismus manches Beteiligten, die Suche nach einem möglichen demokratischen Weg in eine neue Zeit werden beschrieben.

 

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Heute heißt eine Kneipe in Schwarzenberg so, "Freie Republik Schwarzenberg". Zeiten ändern sich halt.

 

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Stefan Heyms Roman erschien 1984, zuerst nur in der BRD und 1990 auch in der gerade noch vorhandenen DDR. Buch und Hörbuch gibts z. B. bei Amazon, HIER. 

 

Was meinst Du: Das ist doch eine Idee: jetzt lesen und, wenns wieder möglich ist, einen Besuch in Schwarzenberg machen ! Ich kann Dir sagen: Stadt und Umgebung sind sehr schön. Deshalb habe ich Dir ein paar Fotos mitgebracht, vielleicht kann ich Dich ja locken.

 

Und es gibt einen fantastischen Bäcker mit Café, der hat verschiedene Arten Rührei "to go". Gleich am Fuß des Burgbergs, kurz hinter dem Busbahnhof.

 

 

 

Schwarzenberg hat seinen eigenen kleinen Fluss, die Schwarzwasser.

 

Vom Bahnhof aus gehts bergauf zu Schloss und Altstadt.

 

Durch einen Torbogen betreten wir die Altstadt, nachdem wir an einem Felsen vorbeigegangen sind. Hier ist der unglückliche Ritter Georg mit seinem Pferd runtergefallen, nachdem er den Drachen besiegt hat....

 

 

Und dann gehts hin zum Schloss.

 

Das haben wir uns von außen angeguckt, drin waren wir noch nicht. Das wird demnächst nachgeholt. Aber in die St.-Georgen-Kirche konnten wir einen Blick werfen.

 

 

Weiter gehts durch die Gassen rings um das Schloss. Es gibt Kaffee und - Eis. Ein lila Veilchenpullover hängt im Fenster vom Fanartikelladen des FC Erzgebirge Aue. Wir kaufen uns den nicht - weil das Geschäft zu ist... Aber den "Veilchen" drücken wir weiter die Daumen. Momentan sind sie auf Platz 8 (von 18) der Tabelle der 2. Bundesliga. Auf der Fahrt hierher haben wir ihr Stadion in Aue gesehn.

 

 

Der Abstieg vom Schlossberg ins Tal zurück mit toller Aussicht:

 

 

Die lange grüne Treppe gehts runter, und wir sind wieder am Bahnhof.

 

 

Vielleicht treffen wir uns ja demnächst im Schwarzenberger Schloss wieder.

 

Denn diese Stadt ist wirklich das, was auf einem Pappschild am Ortsausgang steht: "Meine Perle".

 

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War ja klar, wer hier wieder mit war:

 

Ein Abenteurer, Drachenjäger und meine persönliche Perle.

 

 

 

Hier noch was Sagenhaftes aus vergangener Blog-Zeit:

 

Flieg mit über die Stadt (www.youtube.com):