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Einen an der Waffel?

Bahlsen - was mir auf den Keks geht

Foto: @bahlsen / www.instagramm.com
Foto: @bahlsen / www.instagramm.com

 

Hier auf dem Bild siehst Du den Stein des aktuellen Anstoßes. Bzw. "das Waffelblättchen aus der Kategorie Keks" des Anstoßes, worüber dessen Hersteller, die Firma Bahlsen, gerade gestolpert ist. Ein freundlicher Instagramm-Gruß des bekannten Gebäckproduzenten zum vergangenen Valentinstag, mit Afrika-Keks und Herzchen-Zettel. Das ist nun leider nach hinten losgegangen bzw. dem Bahlsen sauer aufgestoßen. Denn Instagramm shitstormte kräftig.

 

Warum?

 

Weil es tatsächlich Leute gibt, die den Namen "Afrika" für das leckere Gebäck als rassistisch und beleidigend empfinden. Die Frage, ob diese Personen vielleicht einen an der Waffel haben, ist meines Erachtens nach eindeutig mit JA zu beantworten.

 

Damit ist das doch geklärt, oder? Keks gegessen, sozusagen.

 

Würden wir in einer unaufgeregteren, intellektuell belastbareren Zeit leben, dann wäre das auch so. Aber nicht hier und heute.

 

***

 

Wodurch sich manche Zeitgenossen und -genossinnen oder gendergerecht ausgedrückt: Zeitgenießende (?) so beleidigt fühlen und sich ständig zu Wort melden müssen, ist für mich oft nicht nachvollziehbar. Wahrscheinlich haben diese Leute zwar die Zeit, aber leider zu wenig Bildung genossen und außer einer Permanentaufregung wenig zu bieten. Wissen, Souveränität, Humor, Distanz - alles etwas, was diesen Dauerbeleidigten nicht zur Verfügung zu stehen scheint. Kleinkarierte Spießigkeit bei den Kartoffelgegnern

 

Dabei geht es noch nicht mal um den weißen Neger Wumbaba, den Mohrenkopf, den Negerkuss, die Negerpuppe, den Negerkönig oder ähnliche Begriffe. Nein, es geht um Afrika.

 

Nicht um den Kontinent, sondern um den Keks, der so heißt. Und das seit ca. 60 Jahren. So lange hat man das friedfertige Schokoladengebäck in Ruhe gelassen. Bis jetzt, wo es von hyperventilierenden Wichtigtuern an den Pranger gestellt wird. Der Name "Afrika" sei rassistisch, so der Vorwurf an den Ärmsten. Kann er froh sein, dass er noch nicht Nazi genannt oder sein Auto angezündet wurde.

 

Wenn der Keks jetzt glaubte, dass sich sein Erzeuger, nämlich die Firma Bahlsen, in der Bedrängnis schützend vor ihn stellen würde, ja - da hatte er sich geschnitten. Oder zerkrümmelt. Oder so.

 

Denn Bahlsen sieht ein, dass der Schokoladige heute nicht mehr so heißen kann wie seit Jahrzehnten. Wurde der Keks doch von einigen Menschen gar mit rassistisch motivierten Verbrechen in Zusammenhang gebracht, wieder mal ein Unding. Aber ein zu erwartendes Unding in einer hysterischen Zeit. Die Angst geht um, dem Mainstream der Gesellschaft nicht zu entsprechen. Man möchte nicht als rassistisch, rechtsradikal, fremdenfeindlich gelten. Auch nicht als ein Ablehnender sexuell divers orientierter Menschen. Oder als Umweltsau. Oder, oder, oder. Will man hier everybody's darling sein, muss man sich schon ganz schön krummlegen. An diesem Beispiel sieht man gut, wohin diese ständige Angst davor, auf der falschen Seite zu stehen, führt. (Mir schießt ganz kurz: "Bahlsen, Du Lauch!" durch den Kopf.)

 

Bahlsen hat sich also entschlossen, den Keks umzubenennen. Um ihn zukünftig vor Anfeindungen zu schützen. Und um selber als Hersteller alles richtig gemacht zu haben, natürlich die Verkaufszahlen nicht zu gefährden. Marketingbedingter Keks-Opportunismus sozusagen. Die Stellungnahme von Bahlsen auf Instagramm geht so:

 

„Viele von euch haben sich intensiv mit unserem Produktnamen Bahlsen Afrika auseinandergesetzt und hier kommentiert. Eure Meinungen und die Kritik nehmen wir sehr ernst. Wir distanzieren uns von Rassismus und Diskriminierung in jeder Form. Aus euren Kommentaren haben wir unterschiedliche Meinungen herausgelesen. Einige assoziieren den Produktnamen mit Rassismus, während andere die Diskussion um den Produktnamen nicht nachvollziehen können und finden, dass genau dieses Schubladendenken Rassismus fördert. Wir haben dieses Produkt vor 60 Jahren ins Leben gerufen und damals wie heute lagen uns rassistische Gedanken mehr als fern. Um zu vermeiden, dass unser Produkt Assoziationen mit Rassismus hervorruft, arbeiten wir bereits an einer Umbenennung.“

 

Vor ein paar Jahren hätte man diesen Bahlsen-Text unverändert als Satire vortragen können und darüber gelacht. Die "heute-show" des ZDF würde als letzten Satz noch Walter Ulbrichts bekannten Ausspruch ("Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen.") angefügt haben. Oder das berühmte "Ich bin ein Berliner." von JFK - hätte gebäckmäßig besser gepasst.

 

Aber heute - nein, heute nicht mehr, denn allen Beteiligten ist es total ernst. Es gibt die Behauptung, das gerade derjenige rassistisch sei, der vorgibt, es nicht zu sein. Dann ist aber auch manch künstlich Aufgeregter, der vorgibt, fortschrittlich und klug zu sein, einfach nur doof wie Stulle. Um beim Gebäck zu bleiben.

 

Ich hätte da eine Idee. Um jeglichem Rassismusvorwurf den Wind aus den aufgeblähten Segeln zu nehmen, könnte man den Keks mit einer weißen Schokoladenglasur überziehen und ihn "Helle Freude" nennen. Da entfällt mit der Diskriminierung auch gleich der bittere Nachgeschmack.....

 

Oder doch nicht?

 

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Fazit:

 

Mehr Menschen, wir alle, also auch Verantwortliche bei Bahlsen, sollten gelassener reagieren und über diesen Schwachsinn einfach lachen. Ein entsprechendes Statement in diesem Sinne hätte gut gepasst. Nicht bösartig, nicht ironisch. Aber ein Abgrenzen gegen Hysterie und Wichtigtuerei. Kein In-den-Staub-Werfen vor öffentlicher Dummheit. So eine Pseudodebatte verhindert keinen Rassismus, sondern stärkt ihn. Weil seine selbst ernannten Gegner sich selbst lächerlich machen und die, die ihnen nachgeben, auch.

 

Ich bin gegen Rassismus, für Gleichberechtigung aller Menschen und für politisch korrekten Umgang miteinander. Und ich bin für ehrliche Auseinandersetzung in der Sache, aber gegen Spiegelfechtereien und Zeitverschwendung.

 

Also Leute, lasst doch mal die Kirche im Dorf und dem Keks seinen guten Namen.

 

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www.weltbild.de
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Der Maulwurf schleppt gerade eine Packung Backwerk an. Wie das heißt, verraten wir lieber nicht. Denn das wäre nicht nur Schleichwerbung, sondern evtl. sehen wir uns auch mit Vorwürfen zu Rassismus (Mohrenkopf), Sexismus (Liebesknochen), politischer Unkorrektheit (Berliner) konfrontiert. Hör bloß auf.

 

Wir diskutieren jetzt gerade bei Kaffee und Keks über Schwarz- und Weißbrot, Africola, Russisch Brot, Kaffee schwarz und gelbe Säcke. Und was die weibliche bzw. gendergerechte Bezeichnung für "Mischbatterie" ist (Mischbatterieuse, Mischbatterie und MischbaterieInnen, Mischbatterieseiende, Wasserhahn-, -henne, Mischbatteriediverse....). 

 

Ob das eigentlich alles noch so heißen darf wie bisher. Und was ein Krümelkacker ist, will der Maulwurf wissen. Mir bleibt vor Lachen fast der Keks im Hals stecken.....

 

Nach meinem Erklärungsversuch dazu legt Pawel noch einen drauf und stellt mir eine uralte Frage. Wie denn ein Keks heißen würde, der unter einem Baum liegt ? Naaaa? Ganz klar: - ein schattiges Plätzchen - .

 

Wer sich jetzt die Frage stellt, ob wir den keine anderen Sorgen haben ?! Natürlich nicht.

 

Na dann, guten Appetit !