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Zum Schämen

Schöne Bescherung beim WDR

Der Schutz unserer Umwelt ist bei einer Erdbevölkerung von ca. 7,8 Milliarden Menschen das Hauptthema unserer Zeit (Weltbevölkerungsuhr HIER). Denn zerstören wir unseren Planeten, vernichten wir unsere Lebensgrundlage. Es ist also kein schönes Hobby, sondern eine Überlebensfrage für uns alle, wenn wir uns damit beschäftigen.

 

Gerade bei so wichtigen Aufgaben, wo es keinen zweiten Versuch gibt, ist die Herangehensweise wichtig. Macht man das strukturiert, logisch, faktenbasiert und möglichst emotionslos? Das wäre der richtige Weg, schwierig genug bleibt er auch dann noch. Oder rennen alle wie aufgescheuchte Hühner gackernd herum, schreien "Wir werden alle sterben!!!" und sind einer offenen Argumentation und Lösungsfindung nicht mehr zugänglich ?

 

Leider haben wir uns in Deutschland für die zweite Variante entschieden. Aus einem wichtigen Anliegen vieler Menschen, nämlich der Liebe zu ihrer Umwelt, wurde eine Bewegung. Soweit eigentlich gut. Wenn viele Menschen sich für den Zustand ihres Planeten interessieren, haben wir doch eine breite Basis zur Bewältigung der vor uns liegenden Aufgaben. Wie gesagt, eigentlich.

 

Greta Thunberg und die Deutsche Bahn: Das Foto ist gestellt, wurde auch so bestätigt.
Greta Thunberg und die Deutsche Bahn: Das Foto ist gestellt, wurde auch so bestätigt.

 

Die Wirklichkeit sieht anders aus.

 

Hysterie, Meinungsdiktat, Tunnelblick, Unwissenheit, Intoleranz einerseits. Kombiniert mit Ignoranz, grenzenloser Naivität, Unbildung und Rechthaberei andererseits. Dass Kinder und Jugendliche sich auflehnen, noch einseitig denken, kompromissloser sind als Erwachsene, das verstehe ich. Sie sind für mich gar nicht oder nur zum Teil selber dran schuld, kommt aufs Alter an. Aber es gibt auch dort genug Erwachsene, die sich beteiligen.

 

Diese Leute sind immer im Recht. Weil sie ja was Gutes wollen.

 

Dass wir uns mittlerweile in einem Irrenhaus der Meinungsmache befinden, sollte langsam auffallen. Egal ob die schwedische Umweltaktivistin Greta per Segelboot reist und ihr gesamtes Team voraus- oder hinterher fliegt. Egal, ob Greta Fotos veröffentlicht, wo sie allein zwischen Koffern im Zug auf dem Fußboden sitzt, dabei reiste sie in sicherer Begleitung erster Klasse mit Sitzplatz und Extraservice der DB. Egal, ob es verschiedene wissenschaftliche Meinungen zum Thema Klima gibt, die offen diskutiert werden müssten, es aber nicht werden. Egal, ob Steuergelder durch fehlgegangene Investitionen versenkt werden. Egal, ob die Komplexität der Aufgabe ernster genommen werden müsste. Egal, ob man einem E-Auto als Mobilitätslösung hinterherrennt und einfach nicht sehen will, dass es nicht das ist, was gebraucht wird. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen.

 

Hier sehen sich meist Menschen zu Forderungen berechtigt, die keine oder wenig Ahnung davon haben, worum es eigentlich geht - das nützt nichts und ist verschwendete Energie. Jeder kann natürlich vom Abendbrottisch aus am besten die ganze Welt retten, klar. Das war immer schon so. Erst, wer selbst Verantwortung für komplexere Aufgaben hatte, weiß: So einfach isses eben doch nicht.

 

Leicht ist es z. B. zu sagen, ich schalte Kohlekraftwerke einfach ab. Jetzt. Auch Atomkraftwerke sind mir zu gefährlich. Auch abschalten, jetzt. Das auf Demos zu brüllen ist kein Problem.  Realisieren lässt sich das so nicht. Das Bittere: Das will aber gar keiner wissen. Am Ende kaufen wir Kohle- und Atomstrom aus anderen Ländern, die zum Glück klüger agieren als wir. Und unser Tun sicher grotesk finden.

 

Das ganze hysterische, überhebliche, inkompetente und unproduktive Tun ärgert mich schon eine Weile. Nun ist es ausgerechnet dem WDR gelungen, dem Ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen. Es hätte auch schon die Twitter-Nachricht  von FFF zu Weihnachten gereicht, dass man "sich nicht immer von seinen Großeltern reinreden lassen solle. Schließlich wären die eh bald weg". 

 

Nun aber gibt es ein Überraschungslied vom WDR-Mädchenchor für alle Großmütter. Es heisst "Meine Oma, die Umweltsau" und hält, was der Titel verspricht. Klicke unten auf den Play-Pfeil der Twitter-Nachricht, um es zu hören, Text kann auch gelesen werden.

 

Unverschämt, wer sowas von Kindern öffentlich singen lässt. Die Kleineren können noch nichts dafür. Aber von den größeren Mädchen des Chors würde ich erwarten, dass sie schon mal nachdenken und nicht vom Dach springen, nur weils ihnen einer sagt. Und jetzt komme bitte keiner mit Gruppendruck.

 

Ich hatte zwei sehr gute Omas, die ich niemals so bezeichnet und beleidigt hätte. Eher noch dem eine runtergehaun, ders versucht. Außerdem sind die Vorwürfe auch noch falsch, weil die Generation der Großmütter dieser Kinder so zwischen 50 und 80 Jahre alt sein dürfte. Diese Frauen leben oft (nicht immer) noch wesentlich umweltfreundlicher, da sie zum Beispiel Dinge mehrfach verwenden, die Jüngere wegschmeißen. Ihr Konsumverhalten ist teilweise weniger krass, sie brauchen nicht aller paar Monate das neuste Smartphone oder die angesagteste Jeans. Viele von ihnen können kochen und verbrauchen nicht dauernd Fastfood samt Verpackung. Wie gesagt, verallgemeinern kann man nicht. Sicher gibt es auch Omas, denen die Umwelt scheißegal ist und die auch nicht sparsam leben wollen. Apropos sparsam: angesichts der steigenden Altersarmut gerade bei Frauen ist gerade die Kreuzfahrtstrophe dämlich und frech.

 

 

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Natürlich ist das jetzt alles wieder Satire, bei FFF genauso wie bei WDR. In dem Sinne hat man sich per Kurznachricht geäußert. Alles nicht so gemeint, wer wird sich denn aufregen.

 

Nehme ich so jemanden ernst ? Nein. Ich hoffe, viele andere sehn das auch so.

 

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Und der Reim von "voll cool" auf "Rollstuhl" tut auch noch sprachlich richtig weh.

 

TEXT WDR:

Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, Motorrad, Motorrad. Das sind tausend Liter Super jeden Monat. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau.

Meine Oma sagt, Motorradfahren ist voll cool, ist voll cool, ist voll cool. Sie benutzt das Ding im Altersheim als Rollstuhl. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau.

Meine Oma fährt mit 'm SUV beim Arzt vor, beim Arzt vor, beim Arzt vor. Überfährt dabei zwei Opis mit Rollator. Meine Oma ist 'ne alte Umweltsau.

Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. Weil Discounterfleisch so gut wie gar nix kostet. Meine Oma ist `ne alte Umweltsau.

Meine Oma fliegt nicht mehr, sie ist geläutert, geläutert, geläutert. Stattdessen macht sie jetzt zehnmal im Jahr ‘ne Kreuzfahrt. Meine Oma ist doch keine Umweltsau.“