· 

Gewalt gegen Frauen in Deutschland

Wir haben diskutiert - was ist da los ? (1)

Das ist der erste Teil von "Wir haben diskutiert". Die Idee hatte ich, weil wir in der Weihnachtszeit mit der Familie im größeren Kreis zusammen waren und über verschiedene Themen gesprochen haben. Natürlich über uns selbst, was jeder so macht, wie es einem geht. Aber darüber hinaus auch über andere Themen, die jeden so beschäftigen. Da dachte ich mir, vielleicht war das bei Dir ähnlich. Ich greife einfach ein paar interessante Themen heraus und beleuchte sie etwas. Hier also Teil 1, über die Gewalt gegen Frauen in unserem Land.

 

***

 

Soziologin und Frauenrechtlerin Necla Kelmek
Soziologin und Frauenrechtlerin Necla Kelmek

 

Im Herbst 2019 hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey die neuen Informationen zur Gewalt gegen Frauen in Deutschland präsentiert. In erster Linie Statistik und Bericht des BKA. Das Ergebnis ist traurig. Frauen werden zu Opfern: auf der Straße, auf ihrer Arbeitsstelle, im Gesundheitswesen, beim Sport und vor allem - zu Hause. Dort, wo jeder sich eigentlich geborgen und sicher fühlen sollte. Gerade dort lauert die größte Gefahr ? Ja. Denn die meisten Gewalttaten gegen Frauen passieren zu Hause. Jährlich werden mehr als hunderttausend Frauen in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt. Die Zahlen steigen seit Jahren. Deshalb gucken wir uns das mal genauer an:

 

***

 

Natürlich liegt es bei so einem Thema wie der häuslichen Gewalt sehr nahe, dass hier die Dunkelziffer viel, viel höher ist als die offiziellen Zahlen. Denn die meisten misshandelten Frauen wenden sich damit nicht an Behörden, Hilfsorganisationen, offizielle Stellen. Es ist hier schwer, das zu schätzen. Es gibt ganz unterschiedliche Zahlen. Auf jeden Fall kann man davon ausgehen, das die Mehrzahl der Fälle nicht angezeigt wird.

 

Die Gründe dafür sind vielfältig. In den meisten Fällen ist Angst der Hauptgrund. Angst vor dem Partner, der noch Schlimmeres tun wird, wenn er weiss, dass man sich wehrt. Angst um sich selbst und die Kinder. Angst vor der Familie wegen der "Schande", die man über sie bringt. Angst vor den sozialen Auswirkungen, wenn kein eigenes ausreichendes Einkommen der Frau da ist und man für Kinder sorgen muss. Die man liebt und von denen man nicht getrennt leben will. Neben der Angst die Scham. Das Gefühl, es nicht besser verdient zu haben. Schlecht zu sein, nichts auf die Reihe zu kriegen. Oder Schwäche, sich von diesem Partner zu trennen, weil eine ganz komische Hassliebe besteht. Sucht - Alkohol- und Drogenabhängigkeit kann auch die Frau daran hindern, sich Hilfe zu holen.

 

Fakt ist, jede Frau hat ihre Gründe. Sich zu melden oder eben auch nicht. Schlimm für jede von ihnen, der nicht geholfen werden kann. Und am schlimmsten das Los der Kinder in so einer Situation.

 

Hier eine Übersicht:

 

Ich habe im Laufe meines Lebens selber Frauen kennengelernt, die in so einer Häusliche-Gewalt-Situation waren. Die Bandbreite ist dabei groß. Sie geht von täglichen Beleidigungen, Beschimpfungen, einer übersteigerten Eifersucht des Partners, dem Stalking nicht (mehr) gewollter Partner bis hin zu Körperverletzung, die für eine längere Zeit ins Krankenhaus führt. Ich will auch eine Ohrfeige nicht verharmlosen, aber darum geht es hier nicht. Sondern um massive Gewalt über einen längeren Zeitraum. Hat man es nicht selbst erlebt, so ist manches schwer zu ertragen und kaum zu verstehen. Zum Beispiel die Kollegin, die ab und zu früh mit geschwollenem Auge, dicker Lippe, geplatzter Augenbraue zur Arbeit kam. Weil sie von ihrem Mann verprügelt wurde, wenn dem was nicht passte und zuviel Alkohol im Spiel war. Alle wussten das, keiner konnte ihr helfen. Weil sie selber nicht in der Lage war, diese Beziehung zu beenden. Trotz der Kinder. Nach außen eine ganz normale Familie. Ich weiss nicht, was aus dieser Frau und ihrer Familie wurde. Viele Jahre ist das schon her. 

 

So ein Beispiel zeigt, dass Gewalt in der Partnerschaft überall vorkommt. Auch in den "besten Kreisen" wird die Gattin bedroht, geschlagen oder vergewaltigt. Männer, denen man es nicht zutraut. Gebildet, höflich, kultiviert. Die Gründe sind vielfältig. Auf jeden Fall mündet es darin, dass der Mann zum Täter wird - warum auch immer. Fakt ist aber auch, dass Unbildung, Drogen- und Alkoholsucht, kultureller Hintergrund eine große Rolle spielen. D. h., es gibt auch wohlsituierte mitteleuropäische Zahnärzte, Tischlermeister und Schuldirektoren, die zu Tätern werden. Die sind aber in der Unterzahl. Männer aus archaischen Kulturen, Drogenabhängige, Alkoholiker, sogenannte "Assis" misshandeln ihre Frauen häufiger. Gründe gibts wieder viele. Frauenverachtende Kultur und Erziehung, Frust über eigenes Versagen, Kontrollverlust aufgrund von Sucht.

 

Ein Problem der Statistik besteht für mich darin, wenn man bei den Tätern nicht immer nach dem Migrationshintergrund fragt, sondern nur nach der Staatsangehörigkeit. Das stellt das Ergebnis nicht klar heraus. Denn stark patriarchaisch und frauenverachtend erzogene, in Deutschland geborene Männer gelten als Deutsche, verhalten sich aber entsprechend ihrer "Machokultur". Schon in der Schule haben vor allem Lehrerinnen Probleme mit der Respektlosigkeit dieser Bevölkerungsgruppe. Die Literatur dazu ist endlos, das Problem scheinbar auch.

 

Was heißt das jetzt für die Gesellschaft ?

 

Menschen werden immer Gewalt von anderen Menschen, von Stärkeren erleben, wenn es keine regulierende Zivilisation gibt.

 

D. h., diejenigen, die körperlich schwächer sind wie z. B. Frauen und Kinder sind THEORETISCH der körperlichen Überlegenheit der Männer ausgeliefert. Die moderne und zivilisierte Gesellschaft hat Gesetze, die das Zusammenleben aller regeln.

 

Dazu gehört auch die Strafbarkeit körperlicher Gewalt. Das bedeutet, Täter (egal welcher Herkunft) müssen bestraft und (potentielle) Opfer geschützt werden. Beides muss schnell und gründlich erfolgen - und da hapert es oft. Vorausgesetzt immer, dass die Tat bekannt ist. Selbst wenn, dauert es oft viel zu lange, bis ein Urteil gesprochen ist.  Gerechtigkeit und Recht sind zwei Paar Schuhe. Auch nach langwierigen und für die Frau demütigenden Verfahren steht am Ende zu oft ein Freispruch des Täters.  Opferschutz ist schwierig, zu wenig Plätze in Frauenhäusern z. B. gibt es.

 

Suchtprävention und -therapie spielen eine Rolle. Die Minimierung von sozial gesehen lebensfeindlichen Umständen wie Arbeitslosigkeit, schlechten Wohnverhältnissen, Mangel an Beschäftigung und Perspektiven für die Zukunft. Und die Ansiedlung von Millionen Menschen archaischer Kulturprägung bringt in vielfältiger Weise mehr Gewalt ins Land. Eine kluge Einwanderungs- und Asylpolitik ist hier dringend notwendig. 

 

***

 

Das sind alles meine eigenen diletantischen Gedanken zu einem Thema, dass mich und uns beschäftigt. Ich bin kein Psychologe, kein Soziologe, kein Kriminalist. Deshalb habe ich hier noch einige fundierte Beiträge für Dich zum Thema, unter anderem von der Soziologin Necla Kelec, die selbst aus Istanbul stammt.

 

Aus der Ärztezeitung vom 25. 11. 2019 (Komplett-Artikel s. unten Button):

 

Berlin. Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 122 Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet worden. Insgesamt wurden mehr als 114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt, Bedrohungen oder Nötigungen durch ihre Ehemänner, Partner oder Ex-Partner. Das zeigt eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) zum Thema Partnerschaftsgewalt, die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) an diesem Montag in Berlin vorlegte. Anlass ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen.

 

Giffey sagte der dpa, die Zahlen seien nach wie vor schockierend. „Sie zeigen, dass weiterhin viel zu viele Frauen unter Gewalt von ihrem Partner oder Ex-Partner leiden. Mehr als ein Mal pro Stunde wurde 2018 eine Frau in der Partnerschaft gefährlich körperverletzt.“

 

Von Gewalt betroffene Frauen sollen nach Vorstellungen von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in Zukunft daher einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus erhalten. „Das wird Zukunftsthema sein“, sagte die SPD-Politikerin am Montag im ARD-„Morgenmagazin“. Im Moment gebe es aber nicht genügend Plätze. „Da müssen alle ran, damit wir einen Rechtsanspruch tatsächlich auch perspektivisch schaffen können.“

 

Magazin "FOCUS", 03. 12. 2019 (Komplettartikel s. unten Button):

 

Die im engsten persönlichen Umfeld begangenen Straftaten reichen von sexueller Nötigung über Vergewaltigung bis zum Mord. Doch so präzise die Studie die Zahl der Gewalttaten beschreibt, so unscharf wird das Zahlenwerk, wenn es um kulturelle, religiöse oder ethnische Hintergründe geht. Das kritisiert die in Istanbul geborene Publizistin und Frauenrechtlerin Necla Kelek.

 

Überproportionaler Anteil ausländischer Täter

Ein Drittel der männlichen Täter besitzt keine deutsche Staatsangehörigkeit, was bei einem Ausländeranteil von zwölf Prozent in Deutschland ein überproportionaler Anteil ausländischer Täter wäre. Im Morning Briefing Podcast erklärt die in Hamburg promovierte Soziologin (Doktorarbeit: „Islam im Alltag“), die von sich selbst sagt, „muslimisch sozialisiert, aber nicht religiös“ zu sein, meinem Kollegen Michael Bröcker den Zusammenhang. Mit den Flüchtlingsströmen habe man Gewaltbereitschaft „importiert“, so Kelek. Ihre Schlussfolgerung:

 

"Unsere Gesellschaft muss begreifen: Der Islam ist nicht einfach eine spirituelle Religion, gleichgesetzt mit der katholischen oder evangelischen Kirche, sondern der Islam kann als ein Gesellschaftssystem gelebt werden. Das müssen wir unbedingt verhindern.“

 

"Warum steigen die Zahlen seit 2015, seitdem wir eine sehr, sehr große Gruppe geflüchteter Menschen, beispielsweise aus dem Orient und aus Nordafrika haben. Diese Zusammenhänge werden überhaupt nicht hergestellt.“

 

Derweil die Familienministerin bei der Vorstellung der Studie den politisch korrekten Satz sprach, Partnerschaftsgewalt komme in allen sozialen Schichten und allen ethnischen Gruppen vor, wird diese Soziologin deutlicher. Ihre Stimme verdient es, gehört zu werden. Sie ist so politisch unkorrekt wie die Wirklichkeit.

 

Klicke auf den Play-Pfeil, um das kurze Statement von Frau Kelek zu hören:

 

Hier ein Beitrag des WDR:

 

 

Es folgen noch zwei Artikel des "FOCUS" und der "WELT":

Mir ist klar, dass wir hier nur einen Teil von Gewalt gegen Frauen beleuchtet haben, die Gewalt in der Partnerschaft.

 

Die schlimmen Verbrechen der Vergewaltigungen durch Fremde, die Leiden durch Zwangsprostitution, die körperliche Gewalt am Arbeitsplatz und anderes blieben hier unbesprochen.

 

***