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Die Kunst des Badens

Badeofen, Durchlauferhitzer und WM 66

www.pixabay.com / Alexas_Fotos
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Wer liebt es nicht ? Ein entspannendes Bad ist für die meisten Menschen eine absolute Wohltat.

 

Sich einfach ins duftende und warme Wasser gleiten zu lassen, darin zu verweilen und zu träumen - das ist ein Luxus, den sich heute viele von uns ab und zu gönnen können. Gerade jetzt, in der dunklen und kalten Jahreszeit tut das sehr gut - ich bin selber ein großer Badefan.

 

Fürs Baden brauchen wir einen ruhigen und ungestörten Ort, eine Wanne, warmes Wasser, einen Badezusatz. Evtl. noch paar Kerzen in der Nähe, vielleicht etwas Musik.

 

Gar nicht unbedingt ist ein Extra-Raum in der Wohnung, ein Bad, nötig. Gut natürlich, wenn man eins hat. Mit Wanne.

 

Und weil es nicht immer so edel zuging wie heute, so erinnern wir uns mal an unsere früheren Badeaktivitäten.

 

Vielleicht fällt Dir ja dazu auch was ein.

 

Ich fange an:

Badeofen, gebaut ind den  1950er Jahren / www.picclick.de
Badeofen, gebaut ind den 1950er Jahren / www.picclick.de

 

Ganz früher, als ich noch klein war, hatten meine beiden Großeltern schon ein Bad in der Wohnung, ein Luxus. Das Wasser erwärmte man mit einem sogenannten Badeofen. Das war ein kupferner Wasserbehälter, der befeuert wurde. Lang und rötlichglänzend stand er im Bad, direkt an der Wanne - zuverlässig und unproblematisch. Mir gefiel er, mit seiner besonderen, schimmernden Oberfläche. Man musste eben nur heizen und hatte damit wieder mit Kohlendreck und Asche im sauberen Bad "rumzumehren".

 

Später wurde der Kohlebadeofen herausgerissen und ein Gasdurchlauferhitzer eingebaut. So entfiel die lästige Heizerei. Nur manchmal rußte dieses Gerät, wenn der Wind von oben in den Schornstein drückte. Da war dann ein tückisches "Plopp"-Geräusch mit einem nachfolgenden Hauch zu hören. Und kurz darauf waren alle Oberflächen im Bad mit einem feinen schwarz-schmierigen Rußfilm überzogen. Unerfreulich und hartnäckig sich wehrend gegen die nachfolgende Putzaktion. Bevorzugt ploppte es, wenn man gerade geputzt hatte oder wichtigen Besuch erwartete.....

 

Auf die Plopp-Ära folgte ein Elektroboiler oder man schloss sich an die Warmwasserversorgung der neuen Hausheizung an.

 

Diese ganzen Möglichkeiten hatte man aber nur, wenn man stolzer Besitzer eines eigenen Bades in der Wohnung war. Oder zumindest einer festinstallierten Badewanne in der Küche. Eine meiner Schulfreundinnen hatte so eine Küchenwanne, eine andere eine zitronengelb gefließte Badeecke im alten Waschhaus des elterlichen Bauerngehöfts.

 

Hatte man sowas leider nicht, dann wurde improvisiert:

 

www.picclick.de
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Man organisierte sich eine bewegliche Wanne aus Zink oder Emaille. Die wurde in der Wohnung oder auf dem Dachboden verstaut und zum Baden herbeigeholt. Schon mal ein Akt, da diese Teile weder klein noch leicht noch handlich waren. Wir hatten zu Hause eine sogenannte "Sitzbadewanne". Ein elegantes, weißemailliertes Gefäß, worin man wie in einem wassergefüllten Sessel saß, wie auf dem Foto hier oben. Das war eigentlich ganz gut, war man erst mal in der Wanne drin, im warmen Wasser.

 

Doch halt - wo kam das Wasser denn her ?

 

Bei uns wurde die Sitzwanne in der Küche aufgestellt. Das Badewasser erhitzten wir in einer kleinen Waschmaschine namens WM 66, die ebenfalls in der Küche stand. Durch Herauspumpen aus diesem Gerät wurde das Wasser in die Wanne befördert. Dazu musste man den wirklich sehr hartleibigen Abwasserschlauch kraftvoll nach unten drücken. Dann regelte man die Temperatur durch Zugabe einer entsprechenden Menge kalten Wassers mittels Topf, gab Badezusatz dazu. Und stieg hinein.

 

Manchmal kletterte man auch zwischendurch kurz raus, um warmes Wasser nachzulassen. Oder man hatte die Seife vergessen oder das Telefon klingelte. Ach ja. Jedenfalls war nach der Badeaktion immer die Küche überschwemmt durch das Hin- und Herplatschen und das aus der Wanne herausschwappende Wasser, verursacht durch die Bewegungen. War es Winter, musste der Küchenofen gut geheizt werden, sonst fror man in seinem Wasserschüsselchen ganz ordentlich. Auch gab es Streit, wenn andere Familienmitglieder dauernd die Küchentür aufrissen, um sich Kaffee, Schnittchen, Bier oder sonstwas zu holen. Oder der Hund unbedingt mal gucken musste. Nicht nur der Peinlichkeit wegen, das auch manchmal. Aber jedesmal strömte durch die geöffnete Tür kalte Luft herein und störte das Badevergnügen empfindlich.

 

Apfelblüten-Schaumbad: Damals mein Favorit ! / www.deutsche-digitale-bibliothek
Apfelblüten-Schaumbad: Damals mein Favorit ! / www.deutsche-digitale-bibliothek

 

War man beim Hereinbringen des Wassers durch die Pumpe der Waschmaschine fein heraus, so galt das nicht für das Auskippen des Wassers nach dem Bade. Denn die beweglichen Wannen hatten entweder keinen Abfluss oder einen, der in Innenräumen (abgesehen vom klassischen Waschhaus mit Bodenabfluss) nicht genutzt werden konnte.

 

Hier nun  schöpfte man mit einem Topf einen Teil des Wassers aus der Wanne und schüttete ihn ins Küchenwaschbecken aus. Mehrfach. Dann holte man sich (nach dem Ankleiden natürlich) einen Helfer, packte die Wanne links und rechts an, balancierte sie über den Waschbeckenrand und goss sie aus. Hatte man das gut gemacht, landete das meiste Wasser dort, wo es sollte. Im Waschbecken. War man schusselig oder rutschte gar aus, dann flutete man die Küche, mehr oder weniger. Trotzdem man schon einen Teil des Wassers ausgeschöpft hatte, war die Wanne beim Kippen noch sehr schwer. Ich erinnere mich an ohnmachtsähnliche Gefühle nach dem Absetzen des Wannenmonsters.

 

Abschließend, nach Baden und Wannenentleerung, natürlich immer das Wischen der gesamten Küche.

 

Keine rein entspannende Angelegenheit, diese frühere Badeaktion. 

 

***

 

Um so mehr weiß ich den heutigen Komfort zu schätzen. Der Maulwurf nicht so, er ist etwas wasserscheu.

 

WM 66
WM 66