Herr Schnupke: Staffel 4 / Folge 5

Die Zweite Ostseeanomalie - der Kampf beginnt

 

In der letzten Folge berichtete Herr Schnupke von seinen gefährlichen Verfolgern, den Blacklights, von uns genannt BLs. Einer Art Licht-Ninjas, die die Erde für sich besetzen wollen. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil er diese gefährlichen Existenzen erst hier her auf unseren Planeten geführt hat. Unser Forscherfreund kennt diese Spezies von einer versuchten Invasion des Sumpfplaneten, den diese unsympathische Lebensform früher bereits unternommen hat.

 

Hier unten siehst Du Herrn Schnupke auf der Binzer Seebrücke auf Rügen an der Ostsee. Was macht er denn da, fragst du Dich ? Aber warte mal, wir fangen am besten am Anfang an.

 

Pass auf:

 

Binzer Überwachungsbild von Herrn Schnupke (gelb eingekreist). Am Brückenpfeiler (rote Markierung) ein BL !!!
Binzer Überwachungsbild von Herrn Schnupke (gelb eingekreist). Am Brückenpfeiler (rote Markierung) ein BL !!!

 

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Nach unserem ersten Gespräch, als uns Herr Schnupke von seinen Verfolgern erzählte, da war schon klar: Wir müssen handeln, und zwar schnell ! Aber nicht unüberlegt und hektisch. Fehler würden hier tödlich sein, das wussten wir. Denn diese BLs sind völlig ohne Mitleid oder Skrupel, dabei sehr effizient und willensstark. Herr Schnupke, Pawel und ich trafen uns tags darauf wieder, um einen Plan zu machen. Denn der musste dringend her.

 

Dazu sammelten wir erst mal alle Fakten, die wir hatten, über die BLs und den aktuellen Stand der Dinge. Pawel machte ordentliche Notizen, damit wir hinterher noch wissen, was wir besprochen haben: Die formlose Lichterscheinung der BLs, die dunkel umwickelt wurde zur Tarnung. Sie sehen aus wie Ninjas mit Leuchtaugen, schreibt er auf. Ihre Skrupellosigkeit, Intelligenz, Schnelligkeit, Kampferfahrung besprachen wir. Ihren Willen, uns unseren Planeten wegzunehmen und uns bis auf ein paar "Haustiere" zu beseitigen - den machten wir uns klar. Die einzige Waffe, die uns zur Zeit bekannt war und gegen BLs wirkt: unsere Signalpfeife mit der besonderen Frequenz. Jeder hat immer eine in passender Größe bei sich, um sofort reagieren zu können. Denn ertönt der feine, für uns fast unhörbare Ton, dann verschwinden die BLs blitzartig oder lösen sich ganz und für immer auf. Das hängt von Signalstärke und Sendelänge, also Pfeifdauer, ab. Wir waren also gerüstet, nicht wehrlos. Schon mal gut. Und wir haben das schnelle Herbeiholen der Pfeife in (fast) jeder Lebenslage wiederholt geübt.

 

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Auch Pawel ist fit. Ich kann ihn jetzt nachts um zwei anstupsen oder mit der Taschenlampe anleuchten. Dann springt er sofort in einem Satz aus seinem Körbchen und hat dabei schon die Pfeife im Maul.

 

Jetzt wissen wir, mit wem wir es zu tun haben und womit er zu schlagen ist, dieser böse Feind.

 

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Nur, wo waren unsere Gegner denn nun ? Wir mussten sie finden, bevor sie uns überraschen und wahrscheinlich töten würden.

 

www.pixabay.com / Clker-Free-Vector-Images
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In Nossen hatte Herr Schnupke die BLs gesehen und ein Foto gemacht, Du hast es in der letzten Folge selbst gesehn. Deshalb machten wir uns zu dritt am 29. Okober nach Nossen auf. Bei mittelprächtigem Wetter schlenderten wir scheinbar ziellos durch die kleine Stadt und an der Mulde entlang. Wir durchforsteten alte Fabrikgelände, verlassene Hallen, das Nossener Schloss, die Klosterruine von Altzella und kleine Waldstücke am Stadtrand.

 

Nichts.

 

Keine Hinweise auf BL-Anwesenheit. Herr Schnupke brach unsere Aktion am Nachmittag ab: "Jedenfalls wissen wir jetzt, dass sie nicht mehr hier sind. Denn dann hätten wir etwas bemerkt. Eine Veränderung der Stadt und der Umgebung. Das geht bei denen immer ganz schnell. Aber es ist ja alles wie immer." Da hatte er Recht. Am Marktplatz wurde gebaut wie schon eine Weile, die Bushaltestellen waren Provisorien, in der Bahnhofsgegend gabs immer noch kein Café, sieht man mal vom Supermarktbäckerstehtisch (wo es die leckerste und bunteste Obsttorte gibt) ab. Das Weingewölbe war noch am Platz. Viele Leute trugen graue Jogginghosen. Die Drogerie am Markt hat Ferragamo-Parfume. Auch "Signorina misteriosa" ist dabei. Alles ganz unverändert.

 

Wie sollten wir nur herausfinden, wo die verdammten BLs waren ?

 

www.pixabay.com / Michael Gaida
www.pixabay.com / Michael Gaida

Fangen wir mal mit einer aktuellen Tatsache an: Forscher haben vor kurzem das zweite geheimnisvolle Gebilde in der Ostsee entdeckt. Das erste dieser Art wurde 2011 gefunden. Diese Gebilde nennt man erste und zweite Ostseeanomalie. Willst Du mehr dazu wissen, so lies den Artikel aus der Zeitung "Der Westen" und guck Dir das Video an.

 

Diesen Artikel fanden wir bei unserer BL-Recherche. Wir staunten. Ja, es passte. Denn der Artikel war wirklich vom 22. 10. 2019. Kurz vorher hatte Herr Schnupke die Aliens in Nossen gesichtet. Und nun, Ende Oktober, waren sie da nicht mehr zu entdecken.

 

Waren sie etwa an der Ostsee ?

 

Guck Dir das an, was für eine Sache.

 

 

Um schneller arbeiten zu können, teilten wir uns auf. Herr Schnupke würde an die Ostsee fahren und sich dort auf die Spur der Zweiten Ostseeanomalie begeben. Möglicherweise waren da die BLs nicht weit, so unsere Vermutung.

 

Und wir, Pawel und ich ?

 

Es gibt noch eine zweite, ziemlich heiße Spur. Die hat nichts mit Ufos und Anomalien zu tun. Trotzdem haben wir einen Grund, die BLs auch an diesem Ort zu vermuten. Jetzt bist Du bestimmt neugierig, wo das ist. Und was wir vermuten. Vielleicht in Deiner Nähe ? Oder in Bielefeld, dass es ja eigentlich laut Verschwörungstheorie gar nicht gibt ... ?

 

Du wirst es nicht glauben. Aber es ist - Paris.

 

So haben wir jetzt allerhand zu tun. Müssen uns von der Arbeit frei nehmen (Herr Schnupke und ich), Klamotten packen (wir alle) und die Reise organisieren (ich). 

 

Unser Forscherfrosch bricht zuerst auf. Im Flixbus fährt er bequem von Dresden direkt auf die Insel Rügen, wo er mit seiner Recherche beginnen will. Beim Check der Webcams an den Ostseestränden sind ihm am Binzer Strand ungewöhnliche Lichterscheinungen aufgefallen, dem aufmerksamen Beobachter. Deshalb steht er am nächsten Nachmittag schon auf der Seebrücke in Binz. In Trenchcoat und mit Laptoptasche hat er sich mit hochgeschlagenem Mantelkragen unter die Leute gemischt. Es fällt gar nicht so auf. Hat sich gut eingelebt auf der Erde. 

 

Und er hatte Recht mit seiner Lichtbeobachtung, denn zwei BLs sind tatsächlich in Binz. Ein Foto der Überwachungskamera, die Herr Schnupke installiert hat, zeigt sie an einem Pfeiler unter der Brücke, siehe roter Pfeil. Schwarz, nur mit Leuchtaugen guckt ein solches Wesen dort hervor, siehst Du es ? Herr Schnupke hat schon eine Strategie. Da er das Kamerabild vom Handy aus im Blick hat, sieht er natürlich die beiden Schurken am Brückenpfeiler. "Super", denkt er sich, "dass ich die so schnell aufspüren konnte".

 

 

Die BLS vertreiben und Ihre Machenschaften vermeiden. Schutz unserer Welt - unser Ziel !
Die BLS vertreiben und Ihre Machenschaften vermeiden. Schutz unserer Welt - unser Ziel !

 

Jetzt heißt es, cool bleiben. Für Herrn Schnupke als Echse kein Thema. Aber einen Planeten retten - das ist auch für den erfahrensten Forscher kein täglich Brot - aufgeregt ist er schon. Doch er hat sich im Griff. Noch höher schlägt er den Mantelkragen, schaut aufs Meer und so halb auf das versteckte Handy in der Froschhand. Seine Miene ist unbeweglich. Ruhig geht der Atem des klugen Riesenfrosches.

 

Die BLs. Sie kommen, da !!!

 

Die Dämmerung legt sich über Meer und Seebrücke. Einige Spaziergänger sind unterwegs. Herr Schnupke fällt nicht auf. Auch die schwarzen Gestalten, die sich da langsam an den Pfeilern entlang zum Strand schleichen, und winden, sieht keiner. Außer Schnupke.

 

Mit seiner Wärmebildkamera blickt er im Dunkeln durch die Schlitze zwischen den Holzbohlen der Brücke hindurch und sieht die BLs, wie sie sich langsam anschleichen. Schnupke zieht salzige Seeluft durch die Nase. "Kommt nur, kommt noch näher, ihr widerlichen Kreaturen..." lockt er sie innerlich. Der weiß leuchtende hochenergetische Kern dieser Eneriewesen ist gut zu sehen. Für ihn. Sonst merkt keiner was. Schnupke muss aufpassen. Denn wenn die BLs zuschlagen, dann gibt es nicht nur Tote am Strand. Sondern die ganze Promenade samt den dahinter liegenden Häusern wäre mit einem Schlag zu Asche zerfallen. Von der Energie, die diese Wesen produzieren und schlagartig als Waffe einsetzen. Also gaaaanz ruhig.

 

Die BLs müssen bis auf ca. drei Meter Entfernung herankommen. Dann wirkt die Pfeife so stark, dass sie kurzzeitig außer Gefecht sind. Diese Bruchteile von Sekunden muss man für einen zweiten Pfiff aus nächster Nähe nutzen. Dann sind sie tot. Geht das irgendwie schief, dann stirbt Schnupke. Und mit ihm die Binzer. Und die ganzen Berliner, die heute wieder hier sind. Und die normalen Menschen. Und Tiere. Man hat dabei also nur eine einzige Chance. Und auch die - nur ganz kurz.

 

 

BLs mit der Wärmebildkamera gesehen
BLs mit der Wärmebildkamera gesehen

Dann ist es soweit. Die Invasoren befinden sich schräg unter unserem Freund ! Knappe drei Meter. Er pfeift. Sie erstarren sofort. Schnupke springt über das Brückengeländer in den davonspritzenden Sand, genau neben die beiden Schwarzumwickelten ! Hasserfüllt strahlt ihre Energie durch den Sehschlitz, aber Schnupke ist schneller ! Nochmal pfeift er, so lange er Luft hat. Fast wird ihm schwarz vor Augen. Es blitzt kurz, zischt dann kräftig.

 

Dann sind sie verschwunden, die BLs.

 

Einige späte Passanten sind stehen geblieben und beobachten den etwas unförmigen Typen im Trenchcoat, der da gerade irgendetwas unter der Brücke gemacht hat. Es war kurz ganz hell da, dann klang es, wie wenn man was Heißes im Wasser abkühlt. Der im Trenchcoat schwankt jetzt, bleibt aber stehen. Wahrscheinlich besoffen, der Typ. denken manche. Bestimmt aus Berlin, denken auch welche. Vielleicht beides, denkt eine Binzerin, die mit dem Hund eine Abendrunde dreht.

 

Der Hund knurrt nicht, er hat große Angst, den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt und die Ohren angelegt. Er will hier dringend weg. Denn es ist saugefährlich - gewesen. Aber die Menschen merken wieder mal nüscht. "Det is Binz." denkt der Hund. Denn er stammt aus Berlin. Hört er das Wort "Flughafen", dann fängt er an zu hecheln. Bei jeder Temperatur.

 

Im Flugobjekt der BLs sieht es so aus. Das steht auf dem Meeresgrund hinten an der Binzer Seebrücke. Wahrscheinlich wird es irgendwann gefunden, als Dritte Anomalie.....
Im Flugobjekt der BLs sieht es so aus. Das steht auf dem Meeresgrund hinten an der Binzer Seebrücke. Wahrscheinlich wird es irgendwann gefunden, als Dritte Anomalie.....

 

Herr Schnupke hat soeben die Welt gerettet. Merkt aber keiner. Er holt ein paar mal tief Luft und stabilisiert sich innerlich wie äußerlich. Dann lächelt er. Er kann es noch.

***

 

Sehr gut gelaunt geht er dann summend über den Strand, in Richtung Burgerrestaurant "Peter Pan". Dort wird er sich zwei riesige selbstgemachte Burger schmecken lassen und einen Eimer dieser tollen Grapefruitlimonade, die sie dort selber machen, trinken. We are the champions, my friend!

 

Und das hat sich Herr Schnupke wirklich verdient.

 

Unglaublich, er hat uns alle gerettet.

 

***

 

Wie es weitergeht, was wir jetzt gerade ausgerechnet in Paris machen und ob Herr Schnupke noch an der Ostsee bleibt, erfährst du demnächst. Denn dann startet Staffel 5 mit Folge 1. Und zwar hier, in Paris. Der Maulwurf nickt tatendurstig, beißt in ein frisches Croissant und nippt am Milchkaffee. Leben wie Gott in Frankreich. Wenn nur die BLs nicht wären....

 

Es bleibt spannend !
Es bleibt spannend !