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Die verdammte Heilige - Santa Muerte

Dona Sebastiana oder die unheilige Jungfrau

Santa Muerte von Sebastian Ling / www.artstation.com
Santa Muerte von Sebastian Ling / www.artstation.com

 

Als ich Santa Muerte das erste Mal gesehen habe, war ich erschrocken - aber sie gefiel mir auch und zog mich an.

 

Sie hat viele Namen, diese schöne, schreckliche, faszinierende Gestalt. Für mich sieht diese Heilige aus wie ein sehr lebensvoller Tod. Widersprüchlich ? Sicher. Man kann das so oder so sehen. Ich habe sie, nach Überlegung dazu, hier im Blog in die Rubrik "Lebensfreude" einsortiert. 

 

Man nennt sie Santa Muerte (Heiliger Tod), Santissima Muerte, Dona Sebastiana, schwarze Jungfrau, Dame des Todes.

 

Der Heilige Tod in Gestalt einer Frau wird in Südamerika verehrt, vor allem in Mexiko. Überall gibt es Bilder der morbiden Heiligen oder fantasievoll zurechtgemachte Figuren. Auch zu Hause bauen sich viele Menschen kleine Altäre zur Verehrung der Dona.

 

Der Katholischen Kirche ist die Figur natürlich ein Greuel. Also wird diese Heilige kirchlich nicht anerkannt und als Heidentum und Ketzerei abgelehnt.

 

Aber warum ?

 

Diese Dona Sebastiana ist, trotzdem sie den Tod verkörpert, eine sehr lebensvolle Persönlichkeit. Dort, wo die Dona dargestellt und verehrt wird, ist sie von Blumen, bunten Stoffen, Schmuck umgeben. Sie bekommt Opfergaben wie z. B. Zigarren, Tequilla, Rosen. Oft hat sie eine Sense dabei. Immer ist sie tödlich gezeichnet, entweder als Skelett oder als morbide Moderschönheit.

 

Sie erinnert mich daran, dass ich sterben muss. Aber noch nicht gleich. Und zwischen jetzt und dem Tod liegt eine ganze Menge Leben. Dort ist Santa Muerte aber auch nicht untätig. Sie wird um Beistand in Liebesangelegen gebeten oder um verlorene Dinge wiederzufinden. Allgemein bittet man sie auch um Gesundheit, Glück und Reichtum. 

 

 

www.artranked.com / www.20minutos.es / www.VectorStock.com / www.imgarcade.com

 

Weil sie, vor allem in Südamerika, von vielen Gläubigen verehrt wird, sind natürlich auch Leute dabei, die skrupellos, kriminell und gierig sind. Keine guten Menschen also. Man sagt der Dona nach, sie sei eine spezielle Heilige für das Drogenmilieu und andere illegale Betätigungen. Denn auch in Gefängnissen wird sie verehrt. Ist auch verständlich. In einer Welt, in der Tod und Leben so eiskalt und pulsierend heiß nebeneinander liegen, hat so eine Heilige wie sie ihren Platz. Was sollte man da mit einer demütigen und blutleeren Gestalt anfangen können, die selber vom Leben nicht viel wissen kann ? Nichts. Von ihr dagegen, von der Dona, fühlt man sich verstanden. Von ihr nimmt man an, sie kennt das Leben bis in seine finsteren Niederungen. Die Dona war schon überall. Nicht nur auf dem Ponyhof und im Häkelzirkel. Und deswegen gibt es sie. Für die, die diesen Trost brauchen. Warum auch immer.

 

Der Stern schreibt darüber in seinem Artikel "Der Tod ist ihnen heilig" vom Oktober 2016 (vollständiger Artikel s. roter Button weiter unten):

 

"So wie Yoga zu Kalifornien passt, fügt sich Santa Muerte ins gewalttätige Mexiko ein."

 

In diesem Artikel geht es auch um Enriqueta. Eine Mexikanerin, die ihren Sohn, der ein Krimineller war, durch ein Verbrechen verlor. Enriqueta hat einen Deal mit der Dona gemacht. Aber lies doch selbst.

 

Vielleicht brauchen wir auch mal Santa Muertes Trost. Das können wir heute nicht wissen. 

 

 

 

Eventuell hat sie auch den US-amerikanischen Tattoo-Künstler, Autor und Designer Ed Hardy inspiriert. Er ist bei uns vor allem durch von ihm entworfene Motive auf Shirts, Schuhen und Taschen bekannt geworden. Aber eigentlich war er ein großartiger Tätowierer, der sich in Amerika und Japan ausbilden ließ. Altersbedingt hat er 2009 mit dem Tätowieren aufgehört. 

 

Ed Hardy "Tattooing the invisible man" / Galleriekatalog von 1999
Ed Hardy "Tattooing the invisible man" / Galleriekatalog von 1999

 

Sein berühmtes Studio in San Francisco gibt es immer noch. Jüngere Tätowierer setzen Eds Arbeit da fort.

 

www.allposters.com / Ed Hardy
www.allposters.com / Ed Hardy

 

Love kills slowly - wo er Recht hat, hat er Recht, der Ed Hardy. Das ändert auch die Dona nicht. Vielleicht, weil sie es gar nicht will.

 

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Der Schlaufuchs hat hier noch einen Filmtipp für Dich. Mit einem zwiespältigen Simon Baker ("The Mentalist"), ein Thriller, wo es auch um Santa Muerte geht.... Es ist "Not forgotten - Du sollst nicht vergessen". Spannende Story, empfehlenswert. Bin ich mal durch Zufall nachts reingeraten und konnte nicht mehr ausschalten.

 

 

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Der Maulwurf guckt ganz unbeteiligt, an das Auftreten dieses Schlaufuchses hier ("der rote Typ da mit dem komischen Hut") muss er sich erst noch gewöhnen.