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Der Schwarze See von Binz

Geheimnisse auf Rügen

Der Schwarze See in der Granitz auf Rügen
Der Schwarze See in der Granitz auf Rügen

 

Heute will ich Dir von einer alten Sage erzählen, die vom Schwarzen See in der Granitz auf der Insel Rügen handelt.

 

Die Granitz ist ein wildes und altes Waldgebiet, dass sich im Nordosten Rügens zwischen den Orten Binz und Sellin erstreckt. Im letzten Dezember bin ich den Hochweg von Binz nach Sellin gelaufen. Losgegangen bin ich von der Seebrücke in Binz, den Strand entlang. Da kann man nach Stürmen Bernstein finden. Weiter zur Steilküste zu bildet sich eine Bucht, da sollen manchmal Seehunde sein.

 

Beeindruckend der Uferhochwald aus uralten Bäumen, meist Buchen, die bis an die Steilküste heran wachsen ! Gezeichnet von Wind und Wetter und immer wieder mit fantastischem Meerblick. Dabei ist Vorsicht geboten. Die Steilküste ist zu respektieren. Gerade an diesem nebligen Wintertag.

 

Das gesamte Waldgebiet steht unter Naturschutz. Hier wurde früher Wild gejagt, aber schon damals bewusst kein Holz geschlagen. Daher gibt es diesen alten Urwald noch und ein schönes Jagdschloss dazu.

 

Das Schloss heißt Jagdschloss Granitz und ist sehr aufwändig restauriert worden. Als Sommer- und vorübergehender Ganzjahreswohnsitz der Herren von Putbus (als das Putbuser Stadtschloss im Jahr 1865 einen Tag vor Weihnachten abgebrannt war) ist es ein interessanter Zeuge der Vergangenheit.. Mehr erfährst Du auf der Website des Schlosses, wenn Du oben auf "Jagdschloss Granitz" klickst.

 

Einen Besuch von Schloss und Granitz-Wald kann ich Dir nur empfehlen. Magisch. Wunderschön. Gut. (Am besten an einem ganz normalen Dienstag...)

 

Aber nun zum Schwarzen See und der Geschichte seiner Entstehung, pass gut auf.

 

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OBEN: Ostseestrand bei Binz mit Blick zum Granitz-Hochwald auf der Steilküste und Seehundbucht  /  UNTEN: Zauberwald Granitz
OBEN: Ostseestrand bei Binz mit Blick zum Granitz-Hochwald auf der Steilküste und Seehundbucht / UNTEN: Zauberwald Granitz

 

Im Granitzer Wald stand vor langer Zeit ein wunderschönes Schloss, so erzählt man sich. Das gehörte einer herrschaftlichen Familie. Der Prinz ging eines Tages auf die Jagd. Als er zurückkehrte, fand er an der Stelle, wo morgens noch sein Schloss war, nur noch einen See mit schwarzem Wasser! Der dort vorher nicht gewesen war. Auf der Oberfläche des Sees schwamm als einziges Schlossüberbleibsel ein besonders schön verzierter Stuhl, darauf des Prinzen Handschuhe lagen. Das Schloss war untergegangen. Warum, können wir nur vermuten. Vielleicht waren die Bewohner vor lauter Reichtum und schönem Leben bösartig, lebensfremd und arrogant geworden; dann war das möglicherweise ihre Strafe.

 

Der eitle Prinz jedenfalls nahm sich seine schicken Handschuhe vom Stuhlsitz. Dachte aber gar nicht daran, den schönen, wertvollen, aber auch schweren Stuhl an Land zu ziehen.

 

Zur Strafe für seine Eitelkeit und Faulheit verwandelte er sich in eine knorrige alte Eiche am Rand des Sees. In der Dämmerung soll man ihn manchmal noch in seiner ursprünglich schönen Prinzengestalt am See stehen sehen. Er schaut dann ins Wasser und bedauert seine Dummheit, hoffentlich. Oder er betrachtet sein Spiegelbild...

 

Die Sage berichtet weiter, dass auch zu Silvester manchmal Festlärm aus dem versunkenen Schloss zu hören sein soll.

 

Wäre interessant, mal an diesem Festtag um Mitternacht hier an dem See zu sein und zu gucken, was da los ist. So mit Sekt und Kaffeekanne.

 

Denn:

 

Wer aus dem Wasser eine Schlosszinne auftauchen sieht und mutig darauf zuschreitet bzw. zuschwimmt, der kann das Schloss wieder zum Auftauchen bringen. So weiß es die Sage.

 

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Der Schwarze See im Dezembernebel. Bald ist Silveser. Ich sehe schon einen Schatten da in der Mitte auf dem Wasser.....
Der Schwarze See im Dezembernebel. Bald ist Silveser. Ich sehe schon einen Schatten da in der Mitte auf dem Wasser.....

 

Das klingt spannend und lohnenswert. Wenn das Schloss nur genauso schön wäre wie das Granitzer Jagdschloss. Zum Wohnen traumhaft geeignet, auch nicht zu groß. Das würde mir gefallen!

 

Wäre nur noch zu klären, was mit dem eitlen Prinzen passiert, wenn man dessen Schloss wieder herbeigezaubert hat. Will er dann da auch wieder einziehen; kann man sich mit ihm einigen ? Genug Platz wäre ja. Oder verschwindet das Gespenst dann und ist für alle Zeit erlöst ?

 

Vermutlich steht der Prinz aber fein angezogen und gegen die silvesterliche Winterkälte in einen Pelz gehüllt am Uferrand. Er freut sich, dass sein Schloss wieder da ist. Dass man dann selber gerade unter Einsatz des eigenen Lebens im eiskalten Wasser diese Tat vollbracht hat, wird er gar nicht bemerken. Dass man da gerade durchnässt und zitternd und fertig ans Ufer klettert.  Falls der Prinz noch so dämlich ist wie zu der Zeit, als er das mit dem Stuhl verbockt hat. Dann fragt er vielleicht noch, ob Du nicht mal nen Kaffee machen kannst (Hier verweise ich auf die Geschichte "Pflaumenkuchen und Reißverschluss".)

 

Oder er hat sich gebessert, könnte ja auch sein. Und legt Dir seinen Pelz um die Schulter und reicht einen Becher dampfenden Kaffee. Schwarz. Ohne Zucker. Damit wäre er in meinen Augen vollkommen rehabilitiert.

 

 

Jagdschloss Granitz. Bild ist nicht von mir, sondern von Mikezwei / pixabay.com. Es ist schöner als meine Nebelfotos vom letzten Dezember.
Jagdschloss Granitz. Bild ist nicht von mir, sondern von Mikezwei / pixabay.com. Es ist schöner als meine Nebelfotos vom letzten Dezember.

 

Vielleicht kann man diesen Prinzen aber auch küssen, worauf er sich in einen süßen Frosch verwandelt und in den See springt. Damit wäre das Problem dann auch dauerhaft gelöst. Mit dem Frosch lässt sich gemütlich am See sitzen und ein Becher Kaffee trinken. Der kleine amphibische Kollege würde klug gucken und kein nerviges Zeug erzählen. Und: er hat auch keine Handschuhe. Und kein Handy. Und keine Ansprüche auf die Immobilie....

 

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Ich weiß es wirklich nicht.

 

Zauberfrosch und Sagenschloss (www.pixabay.com / 4924546  + Peter H. )

 

Falls alles anders wird, weder das Schloss noch der Prinz auftaucht und auch der Frosch noch Winterschlaf hält, gibt es Plan B:

 

Gehe auf dem Rückweg wieder den Binzer Strand lang. Wenn Du Glück hast, steht an der Seebrücke eine kleine Holzhütte. Dort gibts Kaffee, heißen Sanddornsaft, Glühwein.....Und ein Feuer davor, zum Träumen und Wärmen.

 

Wenn die Bude nicht da ist, dann geh zum "Gosch" gleich oberhalb der Seebrücke an der Strandpromenade. Die Fischbrötchen sind ein Gedicht.

 

 

 

Da musst Du unbedingt mal hin, nach Binz. Wenns geht außerhalb der Saison.

 

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Feuerstelle am Binzer Strand vor der Seebrücke
Feuerstelle am Binzer Strand vor der Seebrücke

 

In der Adventszeit vorigen Jahres, als ich in Binz war, hatte ich einen besonderen Reisebegleiter. Nicht den Maulwurf, der hatte gerade andere Verpflichtungen.

 

Dieser tapfere, karierte und praktische kleine Kollege war mit mir am windigen Strand und in der neblig-schaurig-schönen Granitz unterwegs. Darf ich vorstellen, Gisbert der Reisebär, genannt Gisi (garantiert ohne politischen Bezug):