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Wunderburg in Roßwein

Märchenhafte Aussichten

Blick von der Wunderburg über die Stadt Roßwein
Blick von der Wunderburg über die Stadt Roßwein

In der Stadt Roßwein gibt es eine kleine Straße namens Wunderburg. Sie führt am Stadtrand bergan, gleich hinterm Armaturenwerk, stadteinwärts gesehn. Kleine Wohnhäuser stehen dort. Eine schöne Adresse, oder? "Wo wohnen Sie denn? - Na, in Roßwein, Wunderburg Nr. 15".

 

Die Nr. 15 ist ein verlassenes Haus am Ende der Straße. Gut wohnen ließe sich es da, denke ich mir. Hoch über dem Muldental und der Stadt, mit schöner Aussicht und hochwassersicher gelegen. Ein wichtiges Argument an diesem Fluß. Roßwein hatte schon schlimme Hochwasser, das letzte in 2013.

 

Hinter Nr. 15 sind noch ein paar Gärten. Und kurz vor diesem Haus führt ein kleiner, ziemlich zugewachsener Pfad nach oben. Dort muss es sein, denke ich. Denn ich suche die Wunderburg, die der kleinen Straße, auf der ich noch stehe, ihren Namen gab. Unterhalb des Berges gibt es noch eine Gasse namens Burggraben.

 

Es soll hier bereits Anfang des 8. Jahrhunderts eine Burg gestanden haben, die damals ein Raubritter mit seiner Geliebten bewohnte. Der hat bestimmt in seinem Raubnest gehockt und unterhalb der Burg Leute überfallen und ausgeraubt. Ein mir unsympathisches Geschäftsmodell. Aber bis heute in abgewandelter Weise äußerst einträglich.

 

An der Wunderburg Nr. 15
An der Wunderburg Nr. 15

 

Ich laufe den Weg entlang bergauf, Brombeerranken halten mich an meiner Jacke fest. Der Himmel ist bewölkt, in der Ferne grummelt es gewitterlich. An einem bewachsenen Felsen angekommen, biegt der Pfad nach links ab.

 

 

Ich folge ihm, dem Pfad. Er führt mich durch ein lichtes Stück Laubwald. Nach ein paar letzten steilen Metern stehe ich auf einem kleinen Felsplateau, wo sicher mal die Burg gestanden hat. 

 

Nebenan weiden Schafe mit schwarzem Gesicht, einige gucken neugierig.

 

 

Ich setze mich ins Gras und genieße die WUNDER-bare Aussicht vom Burgfelsen. Von einer Burg selber ist nichts mehr zu sehen. Dafür hat man unverstellte Sicht über die Stadt und das Muldental. Ein guter Ort.

 

Schade, dass der Verein Wunderburg e. V., den es in Roßwein gibt, so viele Rückschläge durch Vandalismus und Bürokratie einstecken musste. Müll und Windbruch haben die Fleißigen weggeräumt und Bänke aufgebaut. Aber es wurde von anderen wieder zerstört. Gebrannt hat es hier oben auch schon, sicher nicht von alleine.

 

Heute ist es sauber, weder Müll noch Vandalen sind anwesend. Aber auch keine Bank mehr.

 

 

Ich mache mich an den Abstieg und besuche kurz noch mal Haus Wunderburg Nr. 15, dass ich schon ein bissel ins Herz geschlossen habe. Schön wäre es, das Haus zu erneuern und darin zu wohnen. Im Sommer im Garten Blumen pflanzen und Kräuter, im Winter eine kleine Fichte draußen mit Lichterkette schmücken. In das ganz kleine Fenster oben links eine Lampe stellen, die immer schon an ist, wenn man im Dunkeln heim kommt. Und wo im Advent ein großer selbstgemachter sperriger Adventskranz an der Haustür hängt.

 

Und wenn man will, ist man in wenigen Minuten oben auf dem Burgplateau und kann eine rauchen und über die Stadt gucken. Und danach sein Kippe mitnehmen, um kein Vandale zu sein.

 

Und zu Silvester da oben aufs neue Jahr anstoßen.

 

***

 

Der Maulwurf war diesmal gar nicht mit. Er besteht deshalb auf einem zweiten Ausflug zur Wunderburg. Schließlich will er auch von da oben aus ins Land gucken. Vielleicht findet er doch noch einen kleinen alten Stein von der ehemaligen Raubritterburg. Mal sehn.

 

Wunderburg runterzu
Wunderburg runterzu