Herr Schnupke: Staffel 1 / Folge 4

Froschapokalypse

In der letzten Folge haben wir uns mit der Berlinreise von Herrn Schnupke und deren Auswirkungen auf ihn beschäftigt.

 

Er war dann auch am Wochenende auf seinem Schnupke-Planeten. Bei seinen beiden Frauen und den Kindern Schnupke.

 

Offensichtlich hatte er ein gutes Wochenende. Seine Frauen haben ihn verwöhnt. Die Kinder waren entweder lieb oder nicht da. Es war alles entspannt. Was er nach seinen bisherigen Erderfahrungen auch dringend nötig hatte. Zur Erdung sozusagen (ha, ha - ich weiß, aber solche Kalauer sind zu gut, oder nicht ???).

 

Jetzt ist er frisch ausgeruht wieder gelandet und voller Tatendrang.

 

Er will mir nun auch gleich die zweite Interviewfrage stellen, zu der wir letztens nicht gekommen waren. Deshalb habe ich heute keine Chance, ihn über sein Wochenende zu Hause auszufragen. Und selber ein wenig zu forschen. Diese Planabweichung duldet Herr Schnupke jetzt nicht; ich kann mich also nicht meiner Disziplinlosigkeit hingeben. 

 

Die erste Frage von Herrn Schnupke war die, ob die Menschen die intelligentesten Lebewesen sind. Wir haben sie in Folge 2 behandelt.

 

Heute fragt uns Herr Schnupke:

 

Frage 2: Wie will der Mensch seinen Lebensraum erhalten?

 

Welche Pläne gibt es ? Wie sieht die Entwicklung aus ?

 

Als Beispiel nennt er adäquate Verhaltensweisen der Riesenfrösche auf dem Schnupkeplaneten und deren Erfahrungen.

 

Es gibt Riesenfrösche, die sind wie Herr Schnupke. Schlau, fit, wissbegierig, flexibel, geduldig. Die sichern ihren Lebensunterhalt zum Beispiel durch Betätigung als Forscher, Arzt, Instandhalter oder Journalist. Diese Berufsgruppen gibt es bei den Schnupkes auch, weil sie als intelligente Spezies zum Teil ähnliche Lebensstrukturen haben wie wir. Auch Künstler, vor allem Musiker, sind sehr wichtig für diese Zivilisation und ihre hohe Kultur.

 

Profifussballer dageben gibt es wenige und Rennfahrer zum Beispiel gar nicht.

 

Was es auch gar nicht gibt, ist die Durchfütterung von faulen Schmarotzerfröschen. Die kriegen einfach nichts und müssen wohl oder übel eines Tages hervorkommen und irgendwas Nützliches tun. Oder verhungern. Aber das wollen sie auch wieder nicht. Deshalb finden sie meistens ihren Platz dann doch noch. Aber sie werden nicht immer dümmer und immer mehr, was früher hier das Problem war. Denn erst hat man sie so nebenher mitversorgt. Damit war keinem geholfen.

 

Ein außerordentlich hohes Ansehen genießen außer den Instandhaltern des Planeten auch die Sumpfgärtner und Bewässerungsspezialisten. Diese Froschpersonen sorgen für ein gutes Klima, das für Fauna und Flora lebensnotwendig wichtig ist. Im Gegensatz zu uns haben die Frösche schon längst kapiert, dass sie sich selber abschaffen, wenn sie ihren Planeten pulverisieren.

 

Deshalb haben sie eine Entwicklung durchlaufen, die uns wahrscheinlich noch bevorsteht.

 

Es war auch schon sehr schlimm sehr weit gekommen da bei Schnupkes.

 

Die Sümpfe waren teilweise ausgetrocknet, weil auf dem Schnupke-Planeten Raubbau und Unvernunft herrschten. Jeder Frosch und jede Kaulquappe hatte ein eigenes Fahrzeug, welches zwar nicht mit Diesel fuhr, aber mit einem umweltschädigenden Planzenextrakt. Alle fraßen den ganzen Tag Fleisch und Fisch und haben so die vielfältigen Säugetiere des Planeten und die Fische ausgerottet und dabei selber jede Menge Froschabgas produziert. 

 

Das alles interessierte, so wie bei uns heute, bei Schnupkes bis vor einiger Zeit keine Sau (und auch keinen Frosch). Nur ein paar kleine grüne Kollegen operten im Untergrund rum, wurden aber von den anderen nicht ernst genommen, weil sie dauernd untereinander gestritten haben.

 

Außerdem gab es immer mehr und mehr Frösche. Es hatte auch keiner Lust, sich in seiner Fortpflanzung einzuschränken.

 

Dann war es so weit.

 

Durch die starke und rücksichtslose Veränderung der Pflanzen- und Tierwelt, durch die Überbevölkerung (Riesenfrosch) und seine Zivilisation kippte das Klima innerhalb einer kurzen Zeitspanne, vergleichbar mit unserem Begriff von Wochen.

 

Es kam zu großer Trockenheit. Nicht nur der Boden, auch die Luft verlor einen großen Teil ihrer Feuchtigkeit. Die einst üppige Gewässerlandschaft und der lebensspendende Sumpf verschwanden weiträumig. Die natürliche und die kultivierte Pflanzenwelt des Planeten begann zu sterben. Und damit auch die Grundlage für Atmen, Trinken, Essen der Frösche - ihr LEBENSRAUM.

 

Außerdem konnten die Scheißkaulquappenschlitten nicht mehr fahren, weil ihre Kraftstoffpflanzen nicht mehr wuchsen. Aber das hat bei dem ganzen Drama dann eh kaum noch einen interessiert.

 

Viele Frösche starben.

 

Die, die übrig blieben, waren gezwungen, sich zu ändern.

 

Das taten sie, nach und nach. Sie begriffen, was sie mit ihrer geistlosen Lebenseinstellung angerichtet hatten. Nun suchten sie neue Lebenswege und fanden sie auch.

 

Das alles ist ca. drei Riesenfroschgenerationen her. Da diese Frösche viel länger leben als wir Menschen, liegen die Ereignisse schon sehr weit zurück. Die Frösche selber haben keine lebenden Altvorderen mehr, die den Planeten-GAU miterlebt haben und heute noch da sind. Deshalb achten sie darauf, die Erinnerung daran wach zu halten, damit die Dummheit nicht wieder zunimmt, mahnt Herr Schnupke. Und verweist auf die schlauen Kaulquappen.

 

Die Riesenfrösche heute leben und entwickeln sich weiter. Sie forschen und bewegen sich fort. Sie freuen und lieben sich, arbeiten, bekommen Kinder und essen und trinken. Manchmal gibt es Streit.

 

Aber alles in einem Maß, das in Einklang mit ihrer Umwelt steht und diese Lebensgrundlage nicht mehr schädigt. Die Säugetiere und Fische bringt das nicht zurück, aber der Frosch hat seine Zivilisation und seine Umwelt letztlich gerettet. Auch wenn er dafür zum Beispiel auf Kaulquappen- und sonstige Dreckschleuderschlitten verzichten muss. Oder seine Essgewohnheiten sich stark verändert haben. Oder, oder, oder..... Damit ist der Riesenfrosch doch ein sehr intelligentes Lebewesen.

 

Und nun schaut mich Herr Schnupke auffordernd an. Bei uns so intelligenten Menschen kann man doch nicht so blöd sein, permanent an seinem Ast, Baum, Wald, Planeten zu sägen ?!

 

Was haben wir denn für Vorstellungen, wie es weiter gehen soll ? Wie veränderungsbereit ist jeder einzelne von uns ? Wie fähig sind hier Regierungen ?  Könnten wir vom Riesenfroschplaneten lernen und ein gemeinsames Pilotprojekt zur Erdrettung starten ? Herr Schnupke findet, es ist Zeit, sich endlich ernsthaft damit zu befassen.

 

Er hat Recht.

 

Weil er weiß, dass wir jetzt lieber in Ruhe nachdenken wollen, lässt er uns alleine. Er wird am nächsten Mittwoch wieder hier bei uns sein. 

 

Der Maulwurf hat sich dann zu Hause vor unseren beleuchteten Globus gesetzt. Er schaut ihn sich aufmerksam an. Und dann mich. Erwartungsvoll. Denn er alleine kann nichts tun. Auch nicht, wenn er komplett auf seine leckeren Gummischlangen verzichtet.

 

Das Wesentliche aber ist: Er ist bereit dazu.

 

Und wir ?

 

Bild: www.sonnen-sturm. info