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Hochhausgeschichte

Hochhaus Freiberg (Sachsen)

 

 

Bahnhofstraße 28,/ Fotos 1 + 2 vom Landesamt für Denkmalpflege, 3 altes Postkartenmotiv 

In meiner Stadt steht im Bahnhofsviertel das sogenannte Hochhaus. Es ist das erste Hochhaus der Stadt und wurde 1928 nach Plänen von Baustadtrat und Architekt Georg Salzmann gebaut. Im Haus sind Wohnungen und Geschäfte. Das Haus ist 22 m hoch und hat einen großen Innenhof.

 

Dieses Haus hat mir immer schon gefallen. Als Kind wirkte es wie "große, weite Welt" und erinnerte mich ein wenig an die Bilder, die ich von amerikanischen Großstädten oder Tel Aviv  im Fernsehen oder auf Fotos gesehen hatte. Ich hätte gern in diesem Haus gewohnt und am Abend vom oberen Balkon auf die ankommenden und abfahrenden Züge des Bahnhofes geschaut.

 

Die Leute, die den ersten Stock bewohnten, taten mir leid. Sie hatten, aus damals für mich nicht ersichtlichen Gründen, keinen Balkon. Wenn ich mir heute das Haus ansehe, verstehe ich das. Es sieht so wirklich harmonisch aus, es "stimmt".

 

Früher lag das Haus einige Jahre auf meinem Schulweg. Im Erdgeschoss Richtung Lange Straße war ein Getränkehandel. Heute sehe ich es, wenn ich aus meinem jetzigen Wohnzimmerfenster schaue, von weitem.

 

Dieses Haus ist von zeitloser Schönheit. Es wirkt elegant und praktisch zugleich und fügt sich wunderbar in seine Umgebung ein. Es fällt auf und dominiert trotzdem nicht. Es erinnert an Bauhaus und das Bestreben, Wohnen und Arbeiten in Häusern komfortabel, praktisch, schön und dabei das Bauprojekt finanziell erschwinglich und technisch gut umsetzbar zu machen. 

 

Es gibt sachsenweit einige Gebäude, die diesen modernen Bauaufbruch zeigen. Mir gefallen z. B. die  Chemnitzer Industrieschule, das dortige Museum Gunzenhauser und das alte Fabrikgebäude mit dem Uhrenturm sehr. Oder auch der Zwickauer oder Meissner Bahnhof . 

 

 

Aber am liebsten ist mir das Freiberger Hochhaus. Weil wir uns schon so lange kennen. 

 

Länger als der Maulwurf und ich. Er ist ein kleines bisschen beleidigt und erinnert mich daran, das ich eine architektonische Dilettantin bin. Wir beschließen, in den nächsten Tagen ein paar eigene Fotos von dem schönen Haus zu machen und hier einzufügen.

 

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(P. S.: Der Hammer aber ist, dass das kleine Krematorium auf dem Freiberger Donatsfriedhof auch von Herrn Salzmann entworfen wurde - das habe ich bei meiner Minirecherche heute erfahren. Mir gefällt dieses Gebäude schon immer, aber da fragt man sich: Wie kann mir denn ein Krematorium gefallen ?! Aber auch ein solches Haus wird ja gebraucht, muss gebaut werden und steht dann in der Landschaft und sieht irgendwie aus. Und nun ist es sozusagen die kleine Schwester vom Hochhaus.)

 

 

Unsere Bilder vom 18. Mai 2019.