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Pflaumenkuchen und Reißverschluss

...oder: woher ich meine Sprüche so hab...

 

 

Ich will heute eine Geschichte erzählen, die sich vor langer Zeit in Bad Freienwalde zugetragen hat.

 

Während der Sommerferien arbeitete ich dort in der Landwirtschaft auf dem Feld bei der Ernte von irgendetwas mit. Außer mir waren dort noch ca. 40 Männer und eine Frau, alle Studenten technischer Fachrichtungen - was den kleinen Frauenanteil wohl erklärt. 

 

Wir beide, meine Kommilitonin hieß Gabi, also Gabi und ich wohnten in einem Wohnwagen vor der Studentenunterkunft. Weil im Haus die ganzen Männer hausten und man uns dort wohl nicht dazwischensortieren wollte. Weit weg durfte der Wagen ja aber auch nicht stehen, da wir Frauen den Sanitärbereich des Hauses mit benutzen sollten.

 

Eines Samstagabends trafen wir Wohnwagenbewohnerinnen uns mit einigen dieser Hausbewohner in der Kantinenküche des Wohnheimes. Die Kantine war geschlossen. Wir saßen in der leeren Küche, tranken Weißwein, "Tims Sauren" (Wodka mit Zitrone) und rauchten - was in der Küche eigentlich verboten war.

 

An Essbares erinnere ich mich nicht.

 

Außer den Studenten waren noch einige Kollegen des Landwirtschaftsbetriebes mit von der Partie. Der Älteste von ihnen hieß Kurt und arbeitete als Fahrer bei der LPG.

 

Er hatte auch "Tims Sauren" mitgebracht, reichlich.

 

Am anderen Morgen, es war ja nun Sonntag, klingelten unbarmherzig die Wecker. Wir mussten raus. Kurt auch. Außer dem festen Personal und uns Studenten arbeiteten zu dieser Zeit noch einige polnische Arbeiter da. Die wohnten allerdings woanders im Ort.

 

Kurt war dafür verantwortlich, dass die Polen immer zwischen ihrer Unterkunft und dem Arbeitsort hin- und hergefahren wurden. Da die meisten dieser polnischen Arbeiter Katholiken waren, mussten sie am Sonntag nicht arbeiten. Im Gegensatz zu uns armen gottlosen oder wenigstens nur evangelischen Studenten.

 

Kurt wusste das. Da er nach dem wodkareichen Abend auf etwas mehr Ruhe aus war, freute er sich, dass er an diesem Tag nun keinen Fahrdienst für die Polen machen musste.

 

Bis sein Vorgesetzter ihn darüber informierte, dass die polnischen Kollegen zwar nicht zur Arbeit aufs Feld, dafür aber in die Kirche zur Messe gefahren werden müssten. Dalli, dalli - jetzt gleich.

 

Kurt war damit beschäftigt, uns Greenhorns die Arbeit zuzuweisen und ringsherum verschiedene Abläufe zu koordinieren. Deshalb war er über diese neue Entwicklung wenig begeistert.

 

Dann sprach er zu seinem Vorgesetzten:

 

"UND WAT MACH ICK MIT DER ANDERN HAND ? DA BACK ICK DIR NOCH`N PFLAUMENKUCHEN MIT REISSVERSCHLUSS, ODER WAT ?"

 

Ich weiß nicht mehr, was wir dort geerntet haben. Aber Kurts Spruch habe ich nie vergessen. Und im Andenken an ihn immer fleißig in passenden Situationen verwendet.

 

Der Maulwurf auch.