Das Land nach Assad
Mitten durch den Weihnachtsmarkt in Essen. Ohne Rücksicht. Ohne gar nichts. Man stelle sich vor, Deutsche würden so durch ein öffentliches Fastenbrechen marschieren. Und die paar verbleibenden Öko-Rucksack-Deutschen können nur doof gucken.
— Anabel Schunke (@ainyrockstar) December 10, 2024
Was soll man hier noch machen? Es ist… pic.twitter.com/vXMiQcOOrS
Staatspräsident Baschar Hafiz al-Assad, der in Syrien seit dem Jahr 2000 regierte, wurde von islamistischen Rebellen entmachtet - am 08. Dezember 2024 erfuhren wir davon. Es gab schon Gerüchte über seinen Tod - doch Assad entkam dem Land mit seiner Familie und lebt jetzt in Moskau, wo er Asyl erhielt.
Zehntausende Syrer auf deutschen Straßen feiern das Ende dieser Regierung, denn mancher Syrer hatte wegen dieses Assad-Regimes sein Land verlassen. Wer sich von den Exil-Syrern in Deutschland und anderswo jetzt so über diesen Machtwechsel freut, hat hoffentlich vor, bald wieder in seiner Heimat zu leben?! Die Aufregung kann ich nachvollziehen. Als unverschämt empfinde ich aber das Hindurchwalzen durch unsere Weihnachtsmärkte. Das muss nicht sein, es ist beleidigend und provokant. Diese Leute wissen genau, was sie tun. Man stelle sich umgekehrt vor, deutsche Demonstranten würden durch eine muslimische Veranstaltung trampeln.
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Sicher ist Assad ein Diktator gewesen und auch für Verbrechen verantwortlich. Doch was jetzt nach ihm kommt, wird das besser sein? Die Erfahrungen nach dem "Arabischen Frühling" von 2011, als man in dieser Region Gewaltherrscher vertrieb und nach neuen Wegen suchte, sind ernüchternd. Zum Beispiel in Libyen, nach Gaddafi.
Der Islamwissenschaftler und Publizist Ralph Ghadban schätzt die Lage in Syrien in Kontrafunk aktuell vom 10. 12. 2024 für uns ein. Herr Ghadban erscheint optimistisch und ich hoffe, er behält recht.
Doch man kann das auch skeptisch sehen. Islamistische Gruppen machen islamistische Dinge: sie setzen ihre Ideologie durch, streben nach Macht und zeichnen sich dabei meistens nicht durch Menschlichkeit oder Demokratieverständnis aus. Außerdem sind diese Gruppen und ihre Anführer nicht alle einer Ansicht, sie unterscheiden und streiten sich sicher auch.
"Das Rebellenbündnis kündigt einen friedlichen Machtwechsel an." liest man auch in den Nachrichten des WDR. Wie schön wäre es, wenn das stimmen könnte - nicht nur für eine kurze Zeit. Weiter heißt es über die demonstrierenden Syrer: "Die Teilnehmenden in Dortmund hoffen nun auf ein Syrien für alle, unabhängig von Ethnie oder Religion".
Die Rede ist bei den jetzigen Machthabern in Syrien schon davon, islamisches Recht, also die Scharia, in ganz Syrien einführen zu wollen. Mehr zur aktuellen Sicherheitslage HIER bei WELT-TV.
Veranlasst das dann im Ausland lebende Syrer heimzukommen oder schreckt sie das eher ab? Erzeugt so eine Staatsform noch mehr wirkliche Flüchtlinge, da bestimmte Menschen, zum Beispiel Christen, dort dann nicht mehr leben können ?!
Einer der Hauptakteure vor Ort ist Abu Muhammad al-Dschaulani mit seiner Gruppierung HTS.
Eine neue syrische Regierung muss gebildet werden. Wie sie aussehen wird, wissen wir noch nicht. Wir werden es sehen. Und wir werden sehen, ob die demonstrationsfreudige und so heimatstolze syrische Community ernst macht, in ihr Land zurückgeht und sich an dessen Aufbau beteiligt - oder ob man lieber aus der Komfortzone heraus das Geschehen kommentiert.