· 

Im November

Die Schönheit im Nebel

Joachim von Sandrart: "Monat November" (1643) / Bild Quelle: https://upload.wikimedia.org/
Joachim von Sandrart: "Monat November" (1643) / Bild Quelle: https://upload.wikimedia.org/

 

Wer ein ausgesprochener Herbstfan ist, der lässt sich auch vom Monat November nicht erschrecken. Vorbei ist die goldbunte Zeit, die Farben werden matter, die Natur stiller. Botanische Gärten und die Freisitze der Restaurants und Cafés sind geschlossen. Die Bienen schlafen, es ist Ruhe an den Bienenkästen. Die letzten Rosen blühen noch, ein paar Astern in den Gärten.

 

Bald kommt der Winter, bald ist Weihnachten. Doch gerade diese vorwinterliche Ruhe, diese Zeit zwischen Allerheiligen und Totensonntag bis hin zum 1. Advent hat etwas Besonderes, Schönes, Geheimnisvolles und Verzauberndes.

 

Wer über eine warme Wohnung und geeignete Kleidung, vor allem über trittsichere, wasserfeste Schuhe, verfügt - den kann der November nicht so schnell erschrecken. Sein großer Vorteil: dieser Monat ist wirklich das "Ende der Saison". Es sind die Wochen im Spätherbst, wo man auch an sonst viel besuchten Orten teilweise allein sein kann und eine unvergleichliche Stimmung entsteht. Die sich niemals einstellt, wenn man in der Masse ist.

 

Deswegen gefallen mir Reisen im November - nicht etwa an warme Strände - sondern zum Beispiel auf die Insel Rügen - so gut. Nie wieder im Jahr streift man so ungestört durch die uralten Buchenwälder, an der Ostseeküste entlang oder durch traumhafte Boddenlandschaft. Und das anschließende Drinnen-Sein bei dampfenden Getränken ist auch nicht zu verachten.

 

Was dazu gesagt werden muss: nicht immer ist der November grau, nebelig und nass. Es gibt  diese sonnigen Spätherbsttage mit hohem blauen Himmel, mit rotem Sonnenauf- und -untergang, mit Raureifgeglitzer und Vogelgesang; es gibt den klaren Sternenhimmel in kalter Herbstnacht.  Die Farbpalette des elften Monats im Jahr ist vielfältiger als zuerst gedacht. Wer darauf achtet, bemerkt es.

 

Novembertag
Novembertag

 

Grünkohl-Grün, Dunkelgrün, Blassgrün, Zartgelb, Knallorange, Schwarz, Anthrazit, Blaugrau, Steingrau, Weiß, Grauweiß, Himmelblau, Reh- und Erdbraun, Violett und Lila sind noch längst nicht alles. Das Rauhe und das Glatte, das Glänzende und das Matte, das Helle und das Dunkle sind da. Erstaunlich, was an einem vermeintlich grauen Tag alles zutage tritt: an Farbe und Farbton, an Kontrast und Weichheit. Wie anders der Waldrand aussehen kann - je nach Uhrzeit und Wetter.

 

Soviel gibt uns dieser Monat.

 

 

Der 1842 geborene Dichter Heinrich Seidel schreibt über den November (Zitat, Quelle HIER):

 

 

Solchen Monat muß man loben:

Keiner kann wie dieser toben,

keiner so verdrießlich sein

und so ohne Sonnenschein!

Keiner so in Wolken maulen,

keiner so mit Sturmwind graulen!

Und wie naß er alles macht!

Ja, es ist ′ne wahre Pracht.

 

 

Bis nach Binz oder Göhren habe ich es am vergangenen Sonntag nicht geschafft, aber an die Freiberger Mulde zwischen Gleisberg und Nossen. Aus der Sonne auf dem Berg fuhr ich ins neblige Tal. Nicht absichtlich; aber auch schön.

 

***

 

 

Jo Elizabeth Stafford sang 1950 vom Herbst, und zwar dem in New York. Dieses von Duke Vernon schon 1934 komponierte und getextete Stück wurde und wird von vielen Künstlern gespielt und gesungen: Billie Holiday, Frank Sinatra, Charlie Parker sind nur einige. 

 

Hier also Frau Jo Stafford: