Zur Ermutigung
Dieser berühmte Ritter Albrecht Dürers, der sich gegen Tod und Teufel stellt und als Begleiter nur sein Pferd und den treuen Hund hat, gefiel mir immer schon.
Die ersten Schuljahre verbrachte ich in einer Schule, die Dürers Namen trug. Dort war man mit seinen Hauptwerken vertraut. Der Ritter beeindruckte mich durch seine sture Gelassenheit, durch das "Trotzdem" in seiner Haltung. Tod und Teufel, das ist das"garst'ge Paar, davor den Memmen graut", wie Conrad Ferdinand Meyer später dichtete.
Den Memmen graut - ja, aber ihm, dem Ritter, nicht.
Weil etwas kahl mein Kämmerlein ich fand,
Sprach ich zum Pfarrer: Ziere mir die Wand.
– »Da meine Brief' und Helgen! Hutten, schaut,
Was Euch belustigt oder auferbaut!
Ergötzt Euch ›Ritter, Tod und Teufel‹ hier?
Nehmt hin das Blatt! Der Ritter, Herr, seid Ihr.«
Das sagst du, Pfarrer, gut. Ich häng es auf
Und nagl es an mit meines Schwertes Knauf.
Dem garst'gen Paar, davor den Memmen graut,
Hab immerdar ich fest ins Aug geschaut.
Mit diesen beiden starken Knappen reit
Ich auf des Lebens Straßen allezeit,
Bis ich den einen zwing mit tapferm Sinn
Und von dem andern selbst bezwungen bin.
(Conrad Ferdinand Meyer, Huttens letzte Tage)
Ulrich von Hutten, 1488 auf Burg Steckelberg in Hessen geboren, war Ritter, Dichter, Humanist. Sein kurzes Leben - er wurde nur fünfunddreißig Jahre alt - bestand aus Kämpfen aller Art. Kriegerische Auseinandersetzung, Krankheit oder der geistige Kampf mit der Kirche in Rom, welcher ihm auch die Reichsacht einbrachte. Einer der drei Meisterstiche von Albrecht Dürer enstand zu von Huttens Lebenszeit. "Ritter, Tod und Teufel" von 1513 war das. Hat von Hutten dieses Bild gekannt?
Conrad Ferdinand Meyer jedenfalls stellt den Zusammenhang zwischen Ritter von Hutten und Dürers Bild her. Und veröffentlichte den Gedichtzyklus "Huttens letzte Tage". Das war im Jahr der deutschen Reichsgründung, 1871.
Und daraus sind diese schönen Verse, die Du oben gelesen hast.
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Um selbst dem "garst'gen Paar" besser ins Auge schauen zu können, denn auch wir heute schlagen uns mit Tod und Teufel herum, habe ich mir Dürers Kupferstich gerade ausgedruckt und werde das Werk an einem gut sichtbaren Platz in meiner Nähe aufhängen.
Zur Ermutigung.