· 

Auf dem Heiligen Weg von Benno

Alte Pilgerstrecke von Maria Ratschitz (Mariánské Radčice) nach Meißen

 

Wie schon vor einigen Tagen angemerkt, haben wir voriges Jahr diese Schilder mit dem blau-weißen Kreuz und dem Namen "Heiliger Weg" im schönen Berreuth nahe Dippoldiswalde gefunden.

 

Was es damit wohl auf sich hat? Wo führt der Weg lang - was sind Beginn und Ziel?

 

***

 

Dieser Pilgerweg entstand zu Ehren des Bischofs Benno von Meißen (1010? - 1106). Er amtierte auf auf seinem Meißner Bischofssitz, galt als friedliebend und diplomatisch, pilgerte viel und soll schon zu seinen Lebzeiten für Wunder gesorgt haben. Benno wurde später, im 15. Jahrhundert, heiliggesprochen und heißt seitdem "Heiliger Benno". Eine Legende bildete sich um ihn. Er ist der Schutzheilige der Fischer und Tuchmacher und soll den sächsischen Weinanbau begründet haben.  Kirchen, Schulen und mehr wurden nach ihm benannt. Schon relativ kurze Zeit nach Bischof Bennos Tod entstand der "Heilige Weg", der aus dem nordböhmischen Marienwallfahrtsort Maria Ratschitz (Mariánské Radčice) kommend ins sächsische Meißen führt. Dort war Benno begraben worden; seine Überreste galten als verehrungswürdige Reliquien und wurden in späteren Jahrhunderten mehrfach umgebettet.

 

Vorerst aber ruhte Benno in Meißen. Deshalb zog es viele Pilger dahin; sie hofften auf göttlichen Beistand. Das Wort „pilgern“ kommt vom lateinischen „pergere“ bzw. „per agere“; das bedeutet ursprünglich „jenseits des Ackers“ oder  „in der Fremde“ - also in der Fremde unterwegs sein.

 

Benno von Meißen (www.wikipedia.org)
Benno von Meißen (www.wikipedia.org)

 

Hier der Wegverlauf; es sind insgesamt reichlich hundert Kilometer zurückzulegen. Wer nicht den ganzen Weg auf einmal an einigen Tagen hintereinander gehen kann oder will, der möchte ihn sich vielleicht in Stücke einteilen und dann erkunden - wie wäre das?

 

Der Heilige Weg von Maria Ratschitz nach Meißen / google.maps
Der Heilige Weg von Maria Ratschitz nach Meißen / google.maps

 

Oder man pilgert tatsächlich richtig, legt zumindest eine längere Strecke zurück; macht sich den Kopf frei, ordnet die Gedanken, besinnt sich auf das Eigentliche. Was auch immer das für jeden ist, sicher tut die Bewegung durch diese schöne Landschaft entlang der alten Pilgerstätten gut - unabhängig von der eigenen Weltanschauung, der Religiosität. Wenn man sich überlegt, wieviele Menschen über die Jahrhunderte hier wanderten, beteten und hofften, dann kann das auch schon eine positive Wirkung auf einen selbst haben, oder?

 

 

Eine Idee, die sicher nicht jedem verständlich ist - ich bringe sie trotzdem: warum sollte man nicht ein paar Urlaubstage - evtl. im Mai oder im September - damit verbringen, diesen alten Weg zu gehen, von Anfang bis Ende? Mit guten Schuhen und leichtem Gepäck.

 

***

 

Das Weihekreuz ist auf der Pilgerstrecke das Zeichen für den Heiligen Weg.
Das Weihekreuz ist auf der Pilgerstrecke das Zeichen für den Heiligen Weg.

Sächsische Zeitung, 19.07.2017

 

Zitat: 

"Der heutige Weg nimmt seinen Anfang in Mariánske Radcice/Maria Ratschitz südlich von Most, führt dann über Osek hoch zum Erzgebirgskamm. Auf sächsischer Seite geht der Weg von Rechenberg über Frauenstein Richtung Dippoldiswalde. Hier führt er an der Kahle-Höhe-Kirche oberhalb von Reichstädt vorbei zur Nikolaikirche am Friedhof. An der Wegeführung ist deutlich der christliche Ursprung der Strecke zu erkennen. Sie führt nicht auf dem kürzesten Weg zum Ziel, sondern sie war so gelegt, dass die Pilger auf ihrem Weg an vielen Kirchen und Betsäulen vorbei gekommen sind.

 

Von Dippoldiswalde schwenkt der Weg wieder westlich über Berreuth in Richtung Höckendorf und weiter nach Grillenburg. Hier kreuzten sich der Heilige Weg und der Jakobsweg. Daher wird auch vermutet, dass in Grillenburg früher ein Pilgerhospiz existiert hat. Beide Strecken führten dann gemeinsam bis Wilsdruff, wo sie sich wieder trennten. Der Heilige Weg verlief jetzt auf sein Ziel zu, nach Meißen und dort hoch zum Burgberg. Dort haben vor der Reformation die Menschen die Reliquien des Heiligen Benno verehrt. Diese Wallfahrtstradition endete in der Reformationszeit, als ab 1539 die Reliquien des Heiligen nach München überführt wurden."

 (Zitatende)

 

 

Ein kleines Stück des Heiligen Weges gehen wir Mitte März 2023, von Berreuth in Richtung Höckendorf. Davon hier ein paar Eindrücke an diesem ruhigen Vorfrühlingstag.

 

 

Einen Film gibts über den Bischof Benno auch; hier ein Trailer:

 

 

Bisher mit der Täterwerkstatt besuchte Orte auf dem Heiligen Weg; allerdings ohne Schwerpunkt des Pilgerweges selbst, findest Du hier:

 

Frauenstein (Erzgeb.)

Rechenberg (Erzgeb.)

Reichstädt / Kahle Höhe (Erzgeb.)

Dippoldiswalde (Erzgeb.)

Berreuth (bei Dippoldiswalde)

Grillenburg (Tharandter Wald)