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Kamelien, Peter Pan und Frau Minna Seidel

So ein Frühlingstag

Am Kamelienhaus Roßwein Wolfstal 2023
Am Kamelienhaus Roßwein Wolfstal 2023

 

Am ersten warmen Frühlingstag des Jahres machen wir uns auf den Weg nach Roßwein-Wolfstal. Hier besaß ein Graf von Einsiedel, dessen Familie wir schon in Wolkenburg kennenlernten, Ende des 18. Jahrhunderts Ländereien und ließ unter anderem auch zwei Gewächshäuser errichten. Darin wuchsen Kamelien, deren Älteste, eine "Camelila Japonica Alba Plena", heute über zweihundert Jahre alt ist. Sie gilt als die zweitälteste Kamelienpflanze nördlich der Alpen, nur ihre Pillnitzer Verwandte gibt es noch länger. Ihr Name "Alba Plena" deutet auf die gefüllten weißen Blüten hin. Eine Rarität - hier in Roßwein.

 

Seit 1830 berichtete man über einen jährlichen Besucheransturm im Wolfstal zur Blütezeit - jeder wollte diese kostbaren Schönheiten bewundern.

 

Wir schaffen es endlich in diesem Jahr auch.

 

Auf der Kummersheimer Höhe
Auf der Kummersheimer Höhe

 

Vom Gleisberger Bahnhof starten wir, gehen über Kummersheim zum Krebsteich. Von hier führen mehrere Wege ins Wolfstal. Auf der Kummersheimer Höhe gibt es einen Kaffee aus dem Rohr, die Sonne scheint. Ganz oben, an einer Kirschbaumallee, hat man eine schöne Aussicht auf das Muldental, Kummersheim und das gegenüberliegende Gleisberg. Bald werden die Kirschbäume blühen, schon kurz darauf ist die Kirschenzeit da....

 

 

Am Krebsteich ist es still. Verlassen liegt Peter Pans Lieblingsplatz, wo wir ihn im Herbst besuchten. Wo mag er sein? Das Seil hängt bewegungslos über dem Wasser, die Vögel singen. Wahrscheinlich weiß Peter, dass wir auf dem Weg zum Kamelienhaus und hier an seinem Teich heute nur auf der Durchreise sind? Wie auch immer, dann treffen wir ihn eben beim nächsten Mal.

 

 

Bergab durch sonnigen, noch unbelaubten Wald gehts am Bach entlang zur Freiberger Mulde. Eine Brücke, ein kleiner Eisenbahntunnel - schon sind wir im Roßweiner Ortsteil Wolfstal. Das Kamelienhaus findet auch der Ortsunkundige leicht.

 

 

Und dann sind wir da, treten ein in die Pracht. Berauschend die Farben, die Formen, die Menge der Blüten. Viele verschiedene Kamelien stehen hier. Die schon genannte älteste, die "Camelilia Japonica Alba Plena"; dann eine Sorte, die nach der bekannten Nachrichtensprecherin Dagmar Berghoff benannt wurde, die "Kramers Supreme", die "Frau Minna Seidel" , die "Jurys Yellow". Und viele mehr - eine schöner als die andere.

 

 

Mir gefällt es, wenn eine so schöne Pflanze nach einem selbst benannt wird. Da lebt man auf gute Weise weiter. Wer hätte sich sonst an eine Frau Minna Seidel erinnert? So wissen wir heute, dass vor rund hundertfünfzig Jahren diese Minna mit einem Hermann verheiratet war - mit Hermann Seidel, Gärtner und Angehöriger einer berühmten sächsischen Gärtnerdynastie.

 

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Wer mehr über die Roßweiner Kamelien erfahren will, der findet hinter dem folgenden Button etwas. 

 

 

Über viele, viele Jahre kümmerten sich Menschen, die diese Pflanzen in ihr Herz geschlossen hatten, um sie. Erlebten ihre eigene Jugend, die Geschehnisse der Zeit, ihr Leben an der Seite der Blumen: schöne Tage, Freude über Knospen und Blüten, Sorgen bei Kälte oder Hitze, Schädlingsbefall.

 

Wohl wissend, dass uns diese Lebewesen überdauern, wenn sie entsprechende Lebensbedingungen vorfinden, gehören sie nahe zu uns.

 

Eine berührende und lohnenswerte Aufgabe, dem sich die Mitglieder des Roßweiner Heimatvereins hier heute noch widmen. Dank ihnen können sich alle, die wollen, jedes Jahr wieder an der Schönheit der Kamelien erfreuen - eintrittsfrei. Eine Spende wird gerne gesehen, viel wurde schon zu Erhalt und Erneuerung des Hauses getan.

 

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Bis 26. März 2023, immer Sa./So. von 11 - 16 Uhr, wird das Kamelienhaus geöffnet. Wer die Schönen in diesem Jahr noch besuchen will, der muss sich am kommenden Wochenende ins Wolfstal nach Roßwein aufmachen. Oder ein Jahr warten, bis im Januar 2024 die Kamelien wieder blühen.

 

Warum warten?