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Hervorgeholt: "War das jetz' gestern oder im dritten Stock?"

Die Brennnessel unter den Liebesblumen

Karl Valentin (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa
Karl Valentin (undatierte Aufnahme) | Bild: picture-alliance/dpa

 

Wir kennen Karl Valentin und seine Bühnenpartnerin Liesl Karlstadt (Elisabeth Wellano) durch ihre legendären Sketche. 

 

Wer war Karl Valentin?

 

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Der Münchner Künstler Karl Valentin ist uns durch seine ganz eigene, plastisch-rumpelige Ausdrucksweise in Erinnerung. Nicht nur einfach komisch, witzig ist er. Sondern trifft mit seinen knorrigen Sätzen oft die Dinge genau. Es scheint, als schreinerte er seine Worte aus dem Gedankenholz heraus. Denn die Schreinerei war sein zuerst erlerntes Handwerk. Bevor er auf die Bühne trat.

 

Er hatte ein schweres und bewegtes Leben, voller Höhen und Tiefen. Immer wieder stand er auf und machte weiter. Grandiose Erfolge erlebte er, aber auch solche Niederlagen. 

 

www.karl-valentin.de
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Einige seiner Aussprüche benutzen wir heute noch, so mancher weiß nichts mehr über den Urheber dieser schönen Hinterlassenschaft.

 

Kleine Kostprobe?

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"Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine neagative und eine komische."

 

"Kunst kommt von können, nicht von wollen. Sonst müsste es ja Wunst heißen."

 

"Früher war sogar das Wetter besser."

 

"Ich bin kein direkter Rüpel, aber die Brennessel unter den Liebesblumen."

 

"Wir brauche unsere Kinder nicht zu erziehen. Sie machen uns sowieso alles nach."

 

"Man soll die Dinge nicht so tragisch nehmen wie sie sind."

 

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Wer war dieser Mann?

 

Valentin Ludwig Frey wurde 1882 im Münchner Stadtteil Au geboren. Seine Eltern betrieben eine Möbelspedition. Valentins zwei Brüder und er erkrankten als Kinder schwer an Diphterie. Die Brüder, 6 und 8 Jahre alt, starben. Der kleine Valentin kam durch, litt aber zeitlebens an schwerem Asthma.

 

Nach Ende der Schulzeit machte Valentin eine Schreinerlehre, um später das Geschäft seiner Eltern fortzuführen. Er machte es mit Freude, arbeitete er doch gerne handwerklich. Auch später baute er sich den Großteil seiner Bühnen- Requisiten selbst.

 

www.karl-valentin.de
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Trotzdem er nicht ungern schreinerte, zog es ihn doch seit seiner Kindheit schon zur Bühne. Kurzzeitig besuchte er eine Variètèschule in München. Das war 1902. Dann folgten Auftritte deutschlandweit. Das Krasse: dabei war Valentin so erfolglos, dass er seine Miete nicht mehr bezahlen konnte und seine erst einjährige Tochter Gisela zu seinen Eltern geben musste. Die Mutter dieses Kindes arbeitete als Dienstmädchen bei Familie Fey. Valentin heiratete sie 1911. Eine zweite gemeinsame Tochter, Bertha,  kommt 1910 auf die Welt. 

 

Zunächst aber ging es ihm schlecht. Nur vier Jahre nach des Vaters Tod musste die Möbelspedition verkauft werden. Auch auf der Bühne war er wenig erfolgreich. Für seine Auftritte hatte er sich ein Orchestrion, einen Musikapparat, konstruiert. Den zerschlug er vor Wut eines Tages mit der Axt, wohl weil der Erfolg ausblieb. Über dieses Gerät sagte er später: "Der Musikapparat hat dem Publikum nicht gefallen. Aber sonst war er gut."

 

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Valentin trug sich mit Selbstmordgedanken, wusste weder aus noch ein. Durch Zufall begegnete er dem Münchner Gastwirt und Original Leo Greiner. Herr Greiner nahm ihn auf und bestärkte ihn in seiner Kunst. Gemeinsam erarbeiteten sie neue Couplets. Dann Auftritte als Volkssänger in München. Es ging aufwärts. Aus dem armen Fey wurde Karl Valentin. Ein Volkskünstler?

 

Er traf die Schauspielerin Liesl Karlstadt bei den Müncher Kammerspielen. Beide wurden über 25 Jahre ein erfolgreiches Bühnen- und Film-Duo. Auftritte in Wien, Zürich, Berlin. Brecht und Tucholsky würdigten Valentins künstlerische Arbeit.

 

Dass Valentin über Bayerns Grenzen hinaus bekannt wurde, lag auch an der besonderen Sprache, die er auf der Bühne verwendete. Kein bayrischer Dialekt, dann hätte man ihn woanders nicht verstanden. Sondern ein Deutsch mit bayrischem Akzent.

 

Ein eigenes Theater in München wurde eröffnet, scheiterte aber derart, dass Valentin nervlich zusammenbrach. Wieder aufgestanden, folgten Film- und Rundfunkproduktionen und neue Bühnenauftritte

 

 

Die Zusammenarbeit mit Valentin muss nicht einfach gewesen sein. Er war ein Querdenker, sicher voller Ideen und auch Eigensinn. Valentin erkannte die Bedeutung der neuen Medien für sich und investierte in diese Branche. Sogar ein Filmangebot nach Hollywood bekam er, dass er aber ausschlug. Eine Reise nach Amerika schien ihm nicht geheuer.

 

Bei dem Versuch, 1935 ein eigenes Gruselkabinett in Berlin zu eröffnen, verspekulierten sich Valentin und seine Bühnenpartnerin. Frau Karlstadt unternahm einen Selbstmordversuch, war nervlich schwer krank und musste sich behandeln lassen. Bis sie 1936 auf die Bühne zurückkehrte.

 

Valentin findet vorübergehend eine neue Bühnenpartnerin. Anne-Marie Fischer.

 

Der zweite Weltkrieg beeinflusste auch Valentin und seine Karriere. 1943 zog er sich mit seiner Familie nach Planegg bei München zurück.

 

Karl Valentin war kein Nazi, aber auch kein Widerstandskämpfer. Dazu stand er nach Kriegsende und sprach auch öffentlich über die Angst, die er hatte.

 

Ab 1947 trat er wieder mit Liesl Karlstadt auf.

 

Karl Valentin starb am 9. Februar 1948, nachdem er sich bei einem Auftritt schwer erkältet hatte. Er übernachtete dort in ungeheizter Garderobe.

 

Wir schließen unseren Artikel heute mit einem Zitat, natürlich von Karl Valentin, in dem, so scheint es, doch sein ganzes Leben liegt:

 

"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."

 

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Wer mehr Details über Karl Valentins Leben erfahren will, findet dazu hier etwas:

 

www.karl-valentin.de
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