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Wer wird Bundeskanzler?

Vom Kampf der Kandidaten miteinander und dem des Wählers mit seiner Verzweiflung

"Nie gab es soviel zu tun wie jetzt." (FDP-Wahlslogan) /  (Bild: www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz)
"Nie gab es soviel zu tun wie jetzt." (FDP-Wahlslogan) / (Bild: www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz)

 

Kanzlerkandidaten im Wahlkampf. Hier im Kanzler-Triell live im TV (ARD/ZDF) am vergangenen Sonntagabend (12.09.2021), einem "Duell zu dritt" sozusagen. Olaf Scholz (SPD), Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne) stellten sich den Fragen zweier Journalisten: Maybritt Illner und Oliver Köhr. Wer es sich nochmal ansehen will, der findet die komplette Sendung hier am Beitragsende im Video.

 

Gleich meine (unvollständigen und sehr subjektiven) Eindrücke und Gedanken dazu. Vorab möchte ich noch sagen, dass ich alle drei Kandidaten persönlich achte. Deshalb bemühe ich mich um Sachlichkeit und lege keinen Wert auf kleinlichen Mist wie passierte Versprecher, das Aussehen oder ob früher jemand mal beim Lachen an falscher Stelle gefilmt wurde .... 

 

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Die beste Figur macht dabei momentan Olaf Scholz von der SPD, unser jetziger Finanzminister. Hanseatisch kühl, sachlich, auch mit leichtem Humor stellt er sich der Wahl und den Fragen. Vergessen sind bei ihm von vielen Wählern schnell die unaufgeklärten Finanzskandale, die mit seinem Namen verbunden sind: Wirecard, Cum-Ex. Auch Scholz' Teilamnesie, was bestimmte Treffen mit anderen Verantwortungsträgern anbelangt ..... scheinbar egal. Auch sehr wichtig: In Herrn Scholzens Gefolge gibt es Personen wie Saskia Esken, Kevin Kühnert, Sawsan Chebli, Ralph Stegner - das darf man nicht vergessen. Aktuell amtierende Minister wie Frau Schulz und Herr Maas gehören zur SPD. Auch der sehr präsente Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist ein SPD-Mann.

 

Mitglied der Partei, die einen kritischen Geist wie Thilo Sarrazin aus der Partei geschmissen hat. Diese Politiker, Frauen und Männer, bekommt man mit dazu, wenn man Herrn Scholz wählt. Ich weiß nicht, ob sich das jeder Wähler so klar macht. Auch gilt Olaf Scholz als Anhänger einer stärkeren EU mit Tendenz Großeuropa, was eine Entrechtung der einzelnen Nationalstaaten zur Folge/ zur Grundlage hat. Eine Stärkung Deutschlands als souveräner Nationalstaat, ein In-die-Schranken-weisen der EU, wird es mit einem Kanzler Scholz sicher nicht geben.

 

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Armin Laschet, CDU-Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat, hat drei Wochen vor der Wahl noch ein achtköpfiges Wahlkampfteam präsentiert, das den Kandidaten pushen soll. Sicher sind das kluge und ambitionierte Leute im Team, aber das Ganze verpufft letztendlich, wirkt hilflos, bräsig etwas unglaub- und wenig vertrauenswürdig. Absolut unehrenwert während der Sendung in meinen Augen die polemische Pauschalkritik Laschets an der SPD ingesamt. Nicht gerechtfertigt, denkt man an Altpolitiker dieser Partei wie beispielsweise Helmut Schmidt, Willy Brandt oder die großartige Regine Hildebrandt.

 

Nicht gerechtfertigt und nicht nachvollziehbar, da CDU/CSU/SPD lange Jahre als "Große Koalition" gemeinsam regierten und Entscheidungen trafen. Das ist so, wie wenn nach einer Trennung der Andere plötzlich schon immer nur ein Idiot war und man selbst sehr sehr gut sichtbar im Glashaus sitzt.... Auch dass jetzt seitens der CDU/CSU immer von Erneuerung und Aufbruch, von notwendigem "Neuanfang" gesprochen wird, kann einen schon verstören. Da zweifelt man glatt an seinem Gedächtnis und fragt sich erstaunt, welche Partei denn die letzten 16 Jahre regiert, den Kanzler gestellt hat?!

 

Im zweiten Kanzlertriell wirkt Laschet teilweise als unsympathischer Wadenbeißer auf mich, ein wenig verzweifelt auch - das ist nachvollziehbar. Nicht verständlich für mich dagegen sein Statement zur Verteidigung der Zuwanderungspolitik der letzten Jahre, er wiederholt Merkel: "Alles richtig gemacht." Die Hauptaufgabe ist der Kampf gegen Rechts. Na klar. Weiter so. Merkel 2.0. Braucht keiner.

 

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Annalena Baerbock redet unter anderem ausführlich über Halle und Hanau, die dort geschehenen Morde, die zwei Tätern mit rechtsradikalem Hintergrund zugeschrieben werden. Kein Wort  verliert sie über die vielen Opfer, die falsche Toleranz, große Naivität und mangelnde Wehrhaftigkeit in unserem Land schon gefordert haben und immer wieder neu fordern. Über diese Täter. Die Grünen vertreten ausdrücklich noch mehr Zuwanderung aus fremden Kulturen. Wie sich das mit ihrer Affinität zu 69 Geschlechtern dauerhaft vertragen soll, bleibt mir ein Rätsel.

 

Frau Baerbock hat als Grüne natürlich eine andere Haltung (als ich) zum Wandel des Klimas und dem Umgang damit;  das ist ganz klar. Trotzdem interessiert mich ihr Standpunkt, das, was sie vorhat. Ich halte den Wandel des Klimas für eine Tatsache, mit der man sich auf wissenschaftlich breiter Front beschäftigen muss. Wie mit dem gesamten Umweltschutz. Dabei raus aus dem jetzt herrschenden muffigen Dogma, ein Öffnen der Diskussion für verschiedene Meinungen und ein sinnvoller Umgang mit den auf uns zukommenden Herausforderungen. Kinder sollten freitags lieber in die Schule gehen statt Schule zu schwänzen. Sonst glauben sie später auch daran, dass die Erde eine Scheibe ist. Wenn zuviel Unterricht auch in naturwissenschaftlichen Fächern ausfällt oder durch Tanztrommeln ersetzt wird, fehlen später Wissen, Arbeitsstruktur und Pragmatismus.

 

Mit unserer aktuellen Energie- und Mobilitätswende werden wir Deutschen nicht die Welt retten oder auch nur animieren, Gutes zu tun. Wir machen uns gründlich lächerlich, bevor wir uns als angesehene Fortschritts-, Wissenschafts- und Wirtschaftsnation verabschieden.

 

Dass Verbote Innovationstreiber seien, wie Frau Baerbock hier in der Sendung meint, glaube ich insgesamt nicht. Fortschritt entwickelt sich hauptsächlich durch gute Bildung in einer freiheitlichen Gesellschaft am besten. Nicht in einer staubigen und dogmatischen Verbotszone. Dass die Chinesen sich angesichts unserer Lastenfahrradpräsentation auf der Münchner Automesse IAA kürzlich kaputtlachen, das ist wahrscheinlich. Umso mehr, wenn sie drüber nachdenken, was wir in Deutschland mit unseren Kraftwerken machen und wie lange wir brauchen, um einen Flughafen zu bauen.

 

 

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Unser Bundestag hat aktuell 709 Abgeordnete; Tendenz steigend. Deutschland leistet sich nach China das zweitgrößte Parlament. Immerhin hat China aber 1,4 Milliarden Einwohner gegenüber den 83 Millionen Deutschen. Selbst die großen USA kommen mit weniger Parlamentariern  aus als wir..

 

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Nun könnte man sagen: Du meckerst immer nur und hast an allen Personen was auszusetzen. Das stimmt so nicht. Ich achte, wie schon eingangs gesagt, jeden der drei Kandidaten als Menschen. Nur kann ich selbst keinen von ihnen wählen, denn sie vertreten jeder für sich Vorgehensweisen, die ich teils für große Fehler mit irreparablen Folgen halte: ihre Wirtschafts-, Energie-, Umwelt- und Einwanderungspolitik. Ihre Stellung zur EU, teilweise zur NATO. Aktuell auch die Coronapolitik, die von allen drei Kandidaten und ihren Parteien initiiert oder mitgetragen wird.

 

Kein Konservativ-Mitte-Wähler findet sich wirklich in diesen Kandidaten wieder. 

 

Ich auch leider nicht.

 

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Mein Fazit: Frau Dr. Alice Weidel ist in dieser Runde natürlich nicht dabei, weil sie keine Kanzlerkandidatin ist.  Sie wäre meine Kanzlerin, stünde sie zur Wahl.