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Alternativlos selbstgerecht

Wenn Verschwörungstheorien wahr werden

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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"Skepsis als Tugend" heißt der Untertitel von Alexander Fritschs Artikel, veröffentlicht am 09. Mai 2021 auf www.reitschuster.de.

 

Und das ist sie auch, eine Tugend: die gesunde Skepsis gegenüber der Umwelt. Dinge nicht nur hinzunehmen, sondern zu hinterfragen und verstehen zu wollen. Das sehen wir an unseren Kindern, sie bringen das "warum" mit auf die Welt. Eine wichtige Eigenschaft des Menschen überhaupt. Und erst recht des aufgeklärten Bürgers.

 

Beim Hinterfragen und Nachdenken kann man zu allen möglichen Ergebnissen kommen. Eins davon kann sein, dass die dargebotenen Informationen so nicht stimmen können oder einem nicht ausreichen. Die meisten Wissenschaftler und Erfinder hätten nie ihre berühmten Entdeckungen gemacht, wenn sie sich immer mit dem aktuellen Erkenntnisstand zufriedengegeben hätten. Aber zum Glück haben sie den oft auch alternativlosen Meinungs-Repräsentanten ihrer Zeit skeptisch gegenübergestanden und ihnen nicht alles so geglaubt, nicht alles nur hingenommen.

 

"Das war schon immer so." - "Warum?" Dieses Nachfragen muss es immer wieder geben.

 

Intolerante Gesellschaften, die diese Skepsis unterdrücken und abtöten, erleben auch viel weniger Fortschritt als ihre toleranteren Nachbarn.

 

Die Erde ist keine Scheibe - und wir können selber denken, Fragen stellen.

 

Immer sollten wir bereit sein, eigene Fehler einzugestehen und auch zu korrigieren. Sich bei jemandem zu entschuldigen, einen Irrtum einzugestehen - das ist keine Schande. Unser Gegenpart in der Debatte könnte recht haben - bitte nie vergessen. Auch ist man hinterher immer schlauer. Und wer wenig oder keine Verantwortung für etwas / jemanden hat, der kann am besten daherreden, was man richtigerweise doch tun müsse. Alles verständlich.

 

Bei der gesunden Skepsis des aufgeklärten Menschen sollten wir bleiben und nicht selbst in Fanatismus, Rechthaberei und - Alternativlosigkeit abgleiten. Denn das hindert uns daran, eigene Fortschritte zu erreichen. Und diese ständige Meckerei im Hintergrund - aus schützender Deckung - die verändert nichts zum Guten, sondern sorgt nur für Frust und schlechte Stimmung. Es macht uns hässlich und verbiestert.

 

Viele neue Ideen in der Welt wurden anfangs belächelt, verboten, verfolgt, verteufelt - für unwahr gehalten. Diesen Umstand sollte man immer vor Augen haben, wenn heute leichtfertig Leute als "Schwurbler", "Verschwörungstheoretiker" und "Leugner" oder Schlimmeres bezeichnet werden. Und diejenigen, die solche Bezeichnungen als Keule gegen Andersdenkende benutzen, die sollten wir uns merken. Ebenso wie diejenigen, die scheinbar im Besitz der absoluten Weisheit sind und immer alles am besten wissen. Klar, dass alle anderen dann Verschwörer sein müssen ....

 

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Aber jetzt hat Herr Fritsch das Wort, erst in einem kurzen Zitat - dann im ganzen Artikel hinter dem Button. Voller Verschwörungstheorien, wir lernen, was alles wahr wurde ....

 

Zitat / Alexander Fritsch / 09. 05. 2021 (www.reitschuster.de):

 

"Menschen neigen dazu, sich das Morgen wie das Heute vorzustellen. Doch es gibt immer Unwägbarkeiten und Überraschungen und Enttäuschungen. Vorher sind wir leider nie so schlau wie hinterher. Natürlich ist es ein schmaler Grat zwischen großer Offenheit im Kopf und pathologischem Verfolgungswahn. Aber seit der Aufklärung lebt unsere Zivilisation davon, dass wir alles in Frage stellen – und dass wir grundsätzlich erst einmal alles für möglich halten.

 

Dass etwas möglich ist, bedeutet nicht, dass es wahr ist. Und dass man etwas für möglich hält, bedeutet nicht, dass man es für wahr hält. Denn das ist das eigentliche Wesen der Dialektik: die Konkurrenz zwischen Möglichkeiten und Wirklichkeiten.

 

Das ist die wichtige, die unverzichtbare Rolle von Verschwörungstheorien. Sie schärfen unser Denken:

 

Es könnte auch alles ganz anders sein."