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Geheimnisvolles Galgenmännlein

Fantastische Alraune - lass Dich verzaubern

 

An das Galgenmännlein dachte ich, als ich an den Altenberger Galgenteichen war.

 

Dieses gruselige Märchenwesen faszinierte, erschreckte, interessierte mich schon als Kind. Da trieb es sein (Un)wesen in allerlei fürchterlichen Geschichten. Vielleicht treffe ich eins am Galgenteich?

 

Was aber genau ist so ein Galgenmännlein eigentlich? Welche Bewandtnis hat es mit diesem kleinen und unheimlichen Kollegen?

 

Viele Fragen.

 

 

Angefangen hat alles mit einer Pflanze: Mandragora officianum. Dieses kleine Nachtschattengewächs bildet eine Wurzel, die wie ein kleiner Mensch aussehen kann, Mann oder Frau. Seit tausenden von Jahren verwendet man ihre Heil- und Giftwirkung und trug sie als Amulett. Unterstellt ihr magische Kräfte, auch aphrodisierende Wirkung. Mandragorawurzel wirkt beruhigend, schmerzstillend, hallizogen. Diese Pflanze nennt man auch Alraun(e), Erdmännchen, Henkerswurzel oder eben - Galgenmännlein.

 

Schon die Brüder Grimm schreiben über das gefährliche Ausgraben des Alrauns, worüber es zahlreiche Überlieferungen und Sagen gibt:

 

"Bei der Ausgrabung desselben ist grosse Gefahr, denn wenn er herausgerissen wird, ächzt, heult und schreit er so entsetzlich, dass der, welcher ihn ausgräbt, alsbald sterben muss. Um ihn daher zu erlangen, muss man am Freitag vor Sonnenaufgang, nachdem man die Ohren mit Baumwolle, Wachs oder Pech wohl verstopft, mit einem ganz schwarzen Hund, der keinen anderen Flecken am ganzen Leibe haben darf, hinausgehen, drei Kreuze über den Alraun machen und die Erde rings herum abgraben, so dass die Wurzel nur noch mit kleinen Fasern in der Erde stehen bleibt. Danach muss man sie mit einer Schnur dem Hund an den Schwanz binden, ihm ein Stück Brot zeigen und eilig davonlaufen. Der Hund, nach dem Brote gierig, folgt und zieht die Wurzel heraus, fällt aber, von ihrem ächzenden Geschrei getroffen, alsbald tot hin."

 

Alraune (https://www.celticgarden.de/alraune-pflanzenmagie/ (c) CG)
Alraune (https://www.celticgarden.de/alraune-pflanzenmagie/ (c) CG)

 

Auch Hildegard von Bingen befasste sich mit der medizinischen Verwendbarkeit der Alraune und wies auf die Gefährlichkeit des Giftes hin. Heute wird die Pflanze naturheilkundlich verwendet, allerdings sollte das mit großer Vorsicht und nur von Fachkundigen gemacht werden. Denn das Alraunengift kann tödlich sein. Wenn Dich das interessiert, hier dazu mehr:

 

 

Wer Harry-Potter-Fan ist, der kennt natürlich diese schöne Szene, wo die Zauberschüler etwas über die Alraune lernen (Vorsicht, laut):

 

 

Und das Galgenmännlein? Dieses Heinzelmännchen der dunklen Art?

 

 

Legende vom "Galgenmännlein"

Im Mittelalter galten Alraunen als Beschützer von Haus und Herd, konnten ihrem Besitzer zu Geld, Ruhm und Ehre verhelfen und als Amulett getragen Krankheiten abwehren. Daneben wurde Alraunen nachgesagt, dass sie vor allem an Hinrichtungsstätten zu finden seien. In der alchemistischen Vorstellung wuchs die Alraune aus den Körperflüssigkeiten – und hier vor allem aus dem Samen – von Gehängten, die auf das Erdreich fielen. Diese Legende vom "Galgenmännlein" machte die Alraunenwurzel in der magischen Vorstellungswelt der Alchemie und der hermetischen und kabbalistischen Esoterik der Frühen Neuzeit zu idealen Kultobjekten. (Quelle: www.derstandard.de, 26.06.2018)

 

"Das Galgenmännlein", Holzschnitt von Andreas Brylka (https://www.booklooker.de)
"Das Galgenmännlein", Holzschnitt von Andreas Brylka (https://www.booklooker.de)

 

Meine persönliche Lieblingsgeschichte über das Galgenmännlein stammt von Herrn Baron de la Motte Fouqué aus dem 19. Jahrhundert. Falls Du möchtest, hier sehr schön vorgelesen von "Herrn von Stein" auf YouTube. Da das Ganze Spielfilmlänge hat, eignet es sich sehr gut für einen gemütlichen Abend. Eine Kerze angezündet, ein Glas Wein oder ein Kaffee herbeigeholt - und es kann losgehn:

 

 

Was an den Galgenteichen noch so passierte und ob es dort ein Galgenmännlein gibt - dazu in Kürze mehr.

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