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2+2=5

Malen nach Zahlen: Ethnomathematik

www.twitter.com / @IrenaBuzarewicz
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Ich liebe die Mathematik wegen ihrer Unbestechlichkeit, ihrer abstrakten Reinheit und Unabhängigkeit. Wegen ihrer Schönheit.

 

Egal, ob Du Katholik bist oder Muslim, ob Indianer oder Chinese, arm oder reich, alt oder jung, Mann oder Frau: mathematische Regeln, Definitionen, Lehrsätze gelten für uns alle. Ob wir das wollen, wissen, verstehen oder nicht - es ist trotzdem so. Beruhigend und verlässlich. Wer sich einige Zeit im Leben über das "Rechnen" hinaus mit Mathematik wirklich beschäftigt hat, kennt vielleicht meine Faszination. Das gute Gefühl, etwas wirklich verstanden zu haben. Und gleichzeitig zu wissen, wie klein dieser Teil doch ist.

 

Bis jetzt. Denn neuerdings kann im Matheunterricht auch eine falsche Antwort als richtig gelten. Wie das?! Der Grund ist - Du ahnst es - Rassismus.  Fakt ist, dass es im USA-Bundesstaat Oregon eine Initative für die Entfernung von Rassismus aus der Mathematik gibt. In Weiterbildungen lernen Lehrer dort, warum auch falsche Antworten richtig sein sollen. Das heißt Ethnomathematik. Mir würde die Entfernung solcher Rassismusfanatiker aus den Bildungssystemen der Welt besser gefallen, das hieße dann Vernunft.

 

Worum gehts:

 

www.rundschau-online.de / 20.02.2021 (Kölnische Rundschau)
www.rundschau-online.de / 20.02.2021 (Kölnische Rundschau)

 

"Der Glaube, dass es neutrale Antworten (in Mathematik - Ergänzung TW) gibt, ist allein schon ein Charakterzug weißer Überlegenheit.............Dies könne,......., im Klassenzimmer zu 'offenen Konflikten' führen."

 

Ich sage es mal vorsichtig: Wenn irgendeine menschliche Gruppe (basierend auf Ethnie, Kultur, Tradition, Religion, Ideologie) auf der Welt das wirklich glaubt, dann muss sie sich nicht wundern, wenn sie sich immer wieder selbst neue Probleme schafft und keine löst.

 

Spinnt man diese Vorgehensweise mal weiter, dann sollte bald die Schwerkraft abgeschafft werden, weil Fette sich durch sie diskriminiert fühlen könnten. Durch diese verdammte Gravitationskraft kommen sie schlechter die Treppe hoch, schwitzen mehr und geraten in Schnappatmung. So wie Dumme oder Faule durch Mathematik gekränkt werden oder ideologisch Rückständige durch fortschrittliches Denken, kurze Röcke u.s.w. gequält. Bald in Geografie: Wann wird die Erde wieder zur Scheibe erklärt? Können Flüsse aufwärts fließen? 

 

Vielleicht schaffen wir es ja auch, eines baldigen Tages wieder auf die Bäume zurückzuklettern. Da muss dann auch keiner rechnen können; über Diskriminierung wird hoffentlich nicht diskutiert. Und es sagt endlich niemand mehr "Zigeunersoße".

 

 

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P.S.: Ich finde es nicht schlimm, schlecht in Mathe oder fett oder sonst irgendwie nicht perfekt zu sein. Meistens lässt sich daran arbeiten, etwas verbessern, wenn man will. Oder man lebt damit. Aber: Das bedeutet nicht, dass der eigene Makel das neue "Normal" , schlimmer noch: der Maßstab für alle anderen wird. Darum gehts mir, die Verhältnismäßigkeit bewahren.

 

 

 

Wissenschaftlich nachweisen lässt sich der Bildungsverfall in unserem Land auch.

 

Entsprechende Studien (Hintergrund HIER) belegen nicht nur, dass deutsche Schüler (also gemeint sind Schüler in Deutschland) im Vergleich zu Schülern anderer Länder weniger wissen. Sondern auch, dass deren Einstellung, beispielsweise zu Mathematik, negativer wird. 

 

Einer der Gründe dafür ist, dass immer mehr Schüler einen Migrationshintergrund haben. Schlecht deutsch sprechen und teilweise aus Kulturen kommen, die auf gute Schulbildung wenig Wert legen. Klar kann das auch ohne Migrationshintergrund der Fall sein. Ein anderer Grund: Abkehr von der Leistungsgesellschaft hin zur Beliebigkeit, zur "Mathe-ist-zu-schwer-ich-geh-lieber-zum-Tanztrommeln" - Einstellung. 

 

Damit sinken das Bildungsniveau, die Problemlösefähigkeit im Land insgesamt, nicht nur in der Schule, sondern in der ganzen Gesellschaft. Leider ist das kein Orakel, sondern schon durch die Betrachtung der jüngeren Vergangenheit sichtbar.

 

Die FAZ schreibt dazu am 08.12.2020:

 

"Es sei angesichts des deutlich höheren Anteils von Schülern mit Migrationshintergrund eine Leistung, dass die Mathematikbefunde nicht schlechter wurden, meint der Hamburger Bildungsforscher Knut Schwippert, der die deutsche Auswertung verantwortet. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund liegt in Deutschland mittlerweile bei 22 Prozent, 2007 lag er noch bei 17,2 Prozent. Ziel der Timss-Studie ist eine langfristige Beobachtung und Interpretation der Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen."

 

 

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Mein kurzes Fazit: Nicht "Mathe ist ein Arschloch", sondern die, die nicht lernen wollen und die, die so eine Entwicklung unterstützen ("Malen nach Zahlen statt Mathematik").

 

Den Gesetzen, die in der Natur wirken und ihr zugrunde liegen, ist es egal, ob wir sie kennen und verstehen. Die Schwerkraft existiert, auch wenn Du das Gravitationsgesetz nicht kennst und nicht weißt, was die Erdbeschleunigung g bedeutet.

 

Deshalb fällt Dir der Stein trotzdem immer wieder auf den Fuß, wenn Du ihn loslässt.