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Drogenboss im Ruhestand

Carlos Lehder Rivas ist in Deutschland

Carlos Lehder Rivas ("Crazy Charly"), Kollege von Pablo Escobar und Mitglied des Medellin-Kartells zum Kokainschmuggel (www.faz.net)
Carlos Lehder Rivas ("Crazy Charly"), Kollege von Pablo Escobar und Mitglied des Medellin-Kartells zum Kokainschmuggel (www.faz.net)

 

Im Frühsommer 2020 landete ein Mann namens Carlos Lehder Rivas in Frankfurt am Main auf dem Flughafen.

 

Lehder war einer der berüchtigsten Drogenbosse der Welt und wurde zu 135 Jahren Gefängnis plus lebenslänglich verurteilt. Nachdem der Angeklagte kooperierte und in ein Zeugenschutzprogramm einstieg, wurde die Strafe auf 55 Jahre reduziert. Das war alles Anfang der 1980er Jahre. Jetzt wurde der Siebzigjährige vorzeitig aus der Haft entlassen, weil er gegen den panamaischen Ex-Diktator General Noriega (der zu seinem Kundenkreis gehörte) ausgesagt hat. Nun wurde Lehder von den USA abgeschoben. Und wohin? Nach Deutschland. In seiner Heimat Kolumbien droht erneute Verhaftung. Herr Lehder wohnt jetzt irgendwo in unserem Land, die staatlichen Stellen halten ihn für ungefährlich und lassen ihn gewähren.

 

Lehder war mit Kokainschmuggel unfassbar reich geworden. Dieser Mann galt als sehr intelligent und ideenreich, skrupellos und gierig, brutal und effizient. Er sah gut aus, war eitel, liebte Frauen, Feste, Kokain und das Geschäft. Lehder soll Hitler und John Lennon verehren.

 

Er kaufte sich 1978 die kleine Insel Norman`s Cay Island, die zu den Bahamas gehört und organisierte von dort aus seine "Kokainflugzeugflotte". Dafür hatte er hier beste Bedingungen, war ungestört, konnte Flugplatz und Landebahn ausbauen und seine Drogen zwischenbunkern. Weit war es von hier aus in die USA, wo der Stoff hin sollte, auch nicht. Ca. 350 km beträgt die Flugstrecke bis nach Florida. Lehder zog diese neue Lieferstrategie groß auf, schmierte Politiker und Behörden und wurde noch viel reicher.

 

Er genoss sein Leben auf der Insel, hatte ein schickes Haus mit Traumblick, feierte wilde Partys und vertrieb die Einwohner. Schon klar, dass man ihm hier auf drei Quadratkilometern nicht aus dem Weg gehen konnte.

 

 

Norman`s Cay Island (Foto: wwwyachtforums.com / Pascal)
Norman`s Cay Island (Foto: wwwyachtforums.com / Pascal)

 

"Crazy Charly", wie Lehder auch genannt wurde, der als rechte Hand des kolumbianischen Gangsterbosses Pablo Escobar galt, mit ihm gemeinsam ein riesiges Drogenkartell führte und letztlich von Escobar verraten wurde, gilt heute als schwer krank. Die Rede ist von Krebs.

 

Da sein Vater Deutscher war und die Mutter Kolumbianerin, bekam Lehder einen temporären deutschen Pass. Deshalb wurde er jetzt hier aufgenommen. Sein Anwalt lobt die deutschen Behörden und bezeichnet die Zusammenarbeit als sehr gut. Wäre man ein giftiger Mensch, könnte man vermuten, dass unsere Behörden ein weiches Herz haben und mit Vorliebe Kriminelle aufnehmen... 

 

Willst Du einen Blick auf das geheimnisvolle Anwesen Lehders auf Norman´s Cay werfen? Dann tu es. Wo man ihn jetzt finden kann, werden nur wenige wissen. Man spricht über Berlin und auch Baden-Württemberg, wo er in einem Pflegeheim leben soll. Sicher hat er noch Feinde und wird vorsichtig sein.

 

 

Quelle: www.flmd.uscourts.gov/it-happened-here
Quelle: www.flmd.uscourts.gov/it-happened-here

 

Die ganze Geschichte hat der  "Spiegel" für uns:

 

 

Über Carlos Lehder Rivas gibt es auch dokumentarisches Material; eine der Dokumentationen habe ich bei youtube gefunden und Dir hier mitgebracht.

 

 

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Wer Lust hat, in diese Welt der Gangsterbosse virtuell einzutauchen, der kann das bei Netflix machen. Hier gibts die Serie "Narcos", die die Geschichte von Pablo Escobar und seinem Kartell erzählt. Die Dramaserie wurde in Mexiko in 2017 ausgezeichnet: für die besten Darsteller und als beste Serie ihres Gengres. 

 

Screenshot Netflix
Screenshot Netflix