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Unterwegs auf dem Kirchweg

... zwischen Paulsdorf und Seifersdorf (Dippoldiswalde)

Kirche von Seifersdorf (bei Dippoldiswalde) / Quelle: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/805075
Kirche von Seifersdorf (bei Dippoldiswalde) / Quelle: https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/805075

 

Das Seifersdorf, was flussabwärts der Roten Weißeritz hinter der Staumauer der Talsperre Malter liegt, wurde im 13. Jahrhundert als kleine Ansiedlung im Auftrag des Burggrafen von Dohna gegründet. 1312 wird die Seifersdorfer Kirche erstmals urkundlich erwähnt, und zwar, als sie vom Burggrafen an das Kloster Altzella (Nossen) verschenkt wurde. Du siehst sie hier auf einem alten Kupferstich.

 

Um diese Kirche gehts heute, vielmehr um einen sehr schönen Weg dahin.

 

Die Seifersdorfer Kirche, zu deren Kirchkreis Ölsa, Paulsdorf, Malter, Spechtritz, Paulshain und Seifen (bei Dippoldiswalde) gehörten, gibt es wie gesagt schon ca. 800 Jahre. Eine lange Zeit. Die Leute, die in den genannten Kirchdörfern wohnten, hatten ķeine eigene Kirche im Ort und mussten in die Gemeinde nach Seifersdorf.

 

Deswegen entstanden die so genannten Kirchwege, die von den kirchenlosen Dörfern nach Seifersdorf führten. Diese Wege führten die Leute zu den Sonn- und Feiertagsgottesdiensten. Zu Pfingsten, Ostern, Weihnachten. Zu Hochzeiten, Taufen, Firmungen, Konfirmationen, Begräbnissen. Viele glückliche, von der Arbeit freie und frohe Wegestunden waren das, aber auch welche voller Trauer, Hass und Verzweiflung. 

 

An all das denke ich, als ich den alten Kirchweg von Paulsdorf nach Malter gehe. Ein "Zubringerweg" führt von der Talsperre Malter am Seiferdorfer Bad übers Feld den Berg hoch, Richtung Erashöhe. Dieses Wegstück ging ich schon oft, wegen der fantastischen Sicht über Talsperre, Wald und Feld. Und zu meinem lieben Luchberg, von dem ich Dir später noch erzähle. Groß und majestätisch grüßt er von Weitem. Wer jetzt über die Majestät lacht, bedenke bitte: Wir sind hier im Mittelgebirgsraum, zwischen Erzgebirge, Böhmen und der Sächsischen Schweiz. Nicht in den Alpen. Es ist anders, aber genauso schön.

 

Der Himmel türmt Wolken auf, ab und zu regnet es, ist aber nicht kalt. Ich habe eine große Kapuze, der Maulwurf steckt sicher in der Tasche. Über den nassen Tag freuen wir uns, der Regen wird dringend gebraucht und hindert uns selber an fast nichts.

 

Auf dem "Zubringer" zum Kirchweg. Mit Luchberg rechts oben.
Auf dem "Zubringer" zum Kirchweg. Mit Luchberg rechts oben.

 

Oben am Berg, bevor der Weg weiter in die Paulsdorfer Heide geradeaus oder links runter nach Paulsdorf führt, biegen wir nach rechts ab. Hier beginnt der Kirchweg.

 

 

Dieses geheimnisvoll aussehende Gründel gucken wir uns mal näher an. Ein schöner, grüner Ort. Wo wir eine exotische und nicht hierherpassende, riesige Pflanze finden. Noch nie gesehen. Sowas, fast zwei Meter groß:

(Nachtrag vom 26. 05. 2020: Es ist ein Mammutblatt (Gunnera))

 

Wieder aus dem Gründel raus, gehts weiter den Berg hoch. Oben steht eine Aussichtsbank. Ein wirklich schöner Platz, zum beispiel für das Beobachten des Sonnenaufgangs, denke ich mir so. Muss ja nicht früh um vier im Sommer sein, sondern vielleicht an einem klaren Wintertag, gegen sieben....

 

Man sieht über die Talsperre hinweg die kleine Stadt Dippoldiswalde.

 

 

Weiter den Kirchweg entlang. Bald erkennt man schon den Kirchturm, die kleine Zwiebel in der Bildmitte.

 

 

Wir laufen nach Seifersdorf hinein und kommen an der Kirche raus.

 

 

Und da ist sie:

 

Zurück gehen wir bergab Richtung Rote Weißeritz und Bahnhof der Schmalspurbahn.

 

Hier hat das Hochwasser im Sommer 2002 besonders schlimm gewütet. Weil die Talsperre das Wasser nicht halten konnte, ist der direkt darunter liegende Teil Seifersdorfs durch die herabstürzenden Wassermassen stark zerstört worden. So weit ich weiß, starb kein Mensch hier in Seifersdorf dabei. Ein Glück und nicht selbstverständlich, denkt man an weggerissene Häuser und reißende, schlammige Fluten voller Steine, Baumstämme, toter Tiere.

 

Heute ist das lange vorbei. Aber nicht vergessen. Die Verantwortlichen habe sich einen Kopf gemacht. Umfassende Wasserbauarbeiten an der Talsperre und eine grundsätzliche Absenkung von deren Wasserspiegel wurden veranlasst. Flussabwärts unter der großen Staumauer wird aktuell wieder gebaut. Da gehn wir vorbei, um uns das mal anzusehn.

 

Aber vorher führt der Rückweg nach Paulsdorf über einen 1914 stillgelegten Bahndamm durch den Seifersdorfer Grund, ein Stück Rote-Weißeritz-Tal. Auf gehts, noch stehn wir hier am Bahnhof rum. Also biegen wir nach rechts, flussaufwärts auf den Weg ein. Leuchtgrün!

 

 

Ein Stück vor der Staumauer biegt der Weg bergauf nach rechts ab. Wir folgen und erreichen die beeindruckende Baustelle an der Mauer, talsperrenabseitig. Gute Sache, der Talsperrenausbau und der Hochwasserschutz. Die Bewohner des kleinen weißen Hauses tun mir trotzdem leid. Das gelbe Gebäude daneben beherbergt Geschäftsräume. Ihre Idylle ist hin, zumindest momentan. Aber sie sind alle besser gesichert.   

 

Mal sehn, wie es aussieht, wenn es fertig ist.

 

 

Von der Staumauer gehen wir die Straße entlang Richtung Seifersdorfer Bad und "Seeblick". Es regnet gemütlich vor sich hin, die Eis-Oase ist leider geschlossen. Da gibts kein Russeneis heute, dafür aber einen extragroßen Kaffee am holzknisternden Ferienhausofen.

 

Das ist sehr, sehr schön.

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Das findet auch Pawel, der baustellenbegeisterte Maulwurf. Klar, er ist ja auch ein kleiner Tiefbauer, sozusagen.