· 

In Wolkenstein II - Abenteuermittwoch

Zweiter Teil: Im Schloss

Heute wollen wir endlich unseren Wolkensteinausflug vom letzten Abenteuertag fortsetzen. Im ersten Teil haben wir die Stadt und deren Umgebung erkundet, heute gehen wir ins Schloss hinein.

 

Begleitest Du uns wieder ? Das wär toll. Also dann - gehts los.

 

www.wolkenstein.de / Schloss Wolkenstein
www.wolkenstein.de / Schloss Wolkenstein

Schloss Wolkenstein - hier ohne Gerüst. 

 

 

Schloss Wolkenstein, moderner (mir) unbekannter Maler
Schloss Wolkenstein, moderner (mir) unbekannter Maler

 

Und hier auf einem Aquarell eines mir unbekannten Malers. Das Bild hängt im Schloss; leider konnte ich die Signatur nicht identifizieren. Nur, dass es von 2018 und "für Uta" ist. Diese Dame kann sich ja glücklich schätzen.

 

Jetzt machen wir uns auf ins Schloss. Wir betreten es über die Brücke durch das Haupttor. Durch den Torraum betritt man den Schlosshof, momentan aufgrund der Dacharbeiten voller Gerüste. In der Hofmitte steht eine kleine Linde. Wird richtig schön aussehen, wenn sie mal groß und alt ist. Im Torhaus links ist eine kleine geheimnisvolle Tür zu sehen. Hier befindet sich das Trauzimmer des Standesamtes. Wer möchte, kann hier heiraten. Wir gehen schnell weiter

 

Vom Innenhof des Schlosses kommt man geradeaus auf den Schlosshofbalkon. Von hier aus hat man eine wirklich faszinierende Aussicht, siehe großes Bild unten. 

 

Blick vom Schlossbalkon
Blick vom Schlossbalkon

 

Nach rechts kommt man in die historische Gastwirtschaft "Zum Grenadier".

 

Das Restaurant ist so eingerichtet, wie es zu Napoleons Zeiten war. Auch lebensgroße Puppen, entsprechend gekleidet, sitzen, stehen und liegen herum. Das gibt dem ganzen eine besondere, etwas verrückte Note. Wir lieben es. Hier gibt es deftiges Essen mit interessanten Namen, z. B. heißt eine Weißbrotkugel mit eingebackenem Szegediner Gulasch "Kanonenkugel". Das weiß ich von einem früheren Besuch. Dieses Restaurant empfehlen wir Dir für eine besondere Gelegenheit. Vielleicht ganz romantisch, nur zu zweit. Muss ja nicht gleich im Trauzimmer enden....

 

Heute aber öffnet das Restaurant erst am Abend, deshalb gehen wir gleich weiter nach links. Dort kommt man ins Schloss hinein.

 

Im "Grenadier" / Schloss Wolkenstein / www.erlebnis-erzgebirge.de
Im "Grenadier" / Schloss Wolkenstein / www.erlebnis-erzgebirge.de

Wir bezahlen am Eingangstresen des Museums ein Ticket, der Maulwurf darf wieder umsonst hinein. 

 

 

Gespannt betreten wir die herrschaftlichen Räume.

 

In der ersten Etage erwarten uns bunt gemischte Ausstellungsstücke aus verschiedener Zeit.

 

Darunter eine gesamte Schusterwerkstatt, eine alte Schulglocke, historische Maschinen wie die Lederglättmaschine und die Wäschemangel. Die Schusterwerkstatt hat Größenmodelle für verschiedene Füsse, um damit Schuhe anzufertigen. Auch ein ganz kleines ist dabei, der Maulwurf steht mal als Vergleich daneben.

 

Alles ist sehr liebevoll zusammengetragen und hier ausgestellt worden. Man hat einfach alles gesammelt, was über die Geschichte des Ortes etwas aussagt - egal, aus welcher Zeit und egal, von welchem "Wert". Das erzeugt einen Eindruck davon, wie wichtig den Menschen hier ihr Schloss, ihr Museum, ihre Stadt ist.

 

Dann finden wir noch eine Feldkasse aus dem Dreißigjährigen Krieg (die große Tonne), ein Klöppelkissen, einen alten Spiel-Kaufmannsladen mit lauter kleinen Verpackungen (und Maulwurf), historische Möbel, Geschirr und Gläser. Eine fast lebensgroße Schnitzfigur, die einen Jungpionier aus DDR-Zeit darstellt. Diese Mädchen mit der korrekten Frisur, dem ernsthaften Gesichtsausdruck und der schönen Taube erinnert mich an jemanden, den ich kenne....

 

Es ist überraschend, was hier alles zu finden ist.

 

Der Alltagszauber entfaltet sich voll, wir sind die einzigen Besucher im Schloss. Also können wir uns frei bewegen, keiner stört uns. Deshalb darf auch der Maulwurf in die Ausstellungsstücke hinein, was ja eigentlich verboten ist. Es macht richtig Spaß. Ich kann wegen der Alleinigkeit auch laut vor mich hin reden, wie ich es gerne mache - während Pawel übers Parkett rutscht.....

 

 

 

Das hier oben ist übrigens der schöne Werner, den haben wir mit seinen Freundinnen - oder eher Kumpaninnen hier im Schloss getroffen. Von ihnen wirst Du noch an anderer Stelle was hören, eine wirklich sehr glamouröse und dubiose Gesellschaft. Nicht ganz ungefährlich, wie Du noch sehen wirst. Pawel fühlt sich gleich wie zu Hause, der Schlawiner.

 

 

Dann entdecken wir in einem Nebengelass des großen, unteren Saales die Amethystausstellung. Sie zeigt im Erzgebirge gefundene Amethyste. Aus Pobershau, Geyer und auch aus Wolkenstein selbst. Laut einer alten Sage soll unter dem Schloss eine dicke Amethystader entlangführen. In Wirklichkeit wurden bei Bauarbeiten schon solche Halbedelsteine gefunden.

 

Wir verlassen die unteren Ausstellungsräume und gehen nach oben. Hier ist der Wettinersaal, wo auch Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Ein sehr schöner Ort. Wegen des Mittwochseffekts ist das Areal leer und still. Wunderbar. Schau Dir die Fresken an den Fenstern an, so was Schönes.

 

Auch der Ausblick, durchs Dachdeckergerüst hindurch, ist von hier oben sehr fein.

 

Ich gehe langsam durch den großen Saal. Was für eine Sache wäre es, hier drin bei Kerzenschein und Barockmusik zu tanzen. Natürlich in einem entsprechenden Kleid.... Und anschließend ein Dinner am Kamin, den es im kleinen Saal gibt.

 

 

Oh, wer fotografiert denn da ? Siehst Du Pawel ? Voll mittwochsverrückt. Und richtig schön.

 

Dann trödeln wir noch ein wenig durch die Räume hin und her, gucken aus den Fenstern und sitzen auf den kleinen Fensterbänken. Als wir genug haben, besuchen die kleine Sonderausstellung im Erdgeschoss. Sie enthält Militärhistorisches.

 

Dort finden wir ihn:

 

König Friedrich August I. (1750 - 1827) / Gipsbüste von Joseph Herrmann (1828)
König Friedrich August I. (1750 - 1827) / Gipsbüste von Joseph Herrmann (1828)

 

König Friedrich August I., ein Urenkel Augusts des Starken, war sächsischer Kurfürst und erster sächsicher König (1763 - 1823). In jungen Jahren wurde er von seiner Mutter als Regentin vertreten. Später verdiente er sich den Beinamen "Der Gerechte" durch kluge Diplomatie. Z. B. verzichtete er auf die polnische Krone, um kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden.

 

Seine Büste steht im Erdgeschoss von Schloss Wolkenstein.

 

Gemeinsam mit einer Auswahl an historischen Uniformen und Kriegsgerät aus alter Zeit. Sehr interessant. Ich sehe zum Beispiel zum ersten Mal ein richtige Haubitze. Und einen königlichen Brustpanzer.

 

 

Apropos Haubitze, gefunden auf www.redensarten-index.de:

 

"Haubitzen sind so genannte Steilfeuergeschütze, die mit einem hohen Richtwinkel (mitunter über 45 Grad) abgefeuert werden. Gegensatz dazu ist das Feldgeschütz oder Flachfeuergeschütz, das nur mit einem geringen Richtwinkel abgefeuert wird, ähnlich einem Gewehr. Haubitzen, die am Strand oder Strandnähe in Stellung gebracht wurden, als so genannte Küstenbatterien auch ortsfest montiert, neigen dazu, "vollzulaufen" mit Sand und Wasser, sofern ihre Mündungen nicht verschlossen sind und die Geschütze regelmäßig gewartet werden. Das Vollaufen-Lassen ist eine soldatische Peinlichkeit, die die betreffende Einheit (Batterie) als "verluderten Haufen" ausweist. Von daher ist die Bezeichnung "voll wie eine Strandhaubitze" in ihrem Ursprung nicht nur eine metaphorische Bezeichnung für einen Betrunkenen, sondern für einen Trunksüchtigen, dem ein Mangel an (Selbst)Disziplin vorgeworfen wird. Nach einer anderen Deutung spielt die Redensart auf die Ladung des Geschützes an. Die Redensart "voll wie eine Kanone" ist seit dem 18. Jahrhundert nachweisbar. Die mit "Strand-" gebildeten Formen sind erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts belegbar und als Intensivierungen anzusehen."

 

www.myloview.de / Russische  Haubitze 17./18. Jahrhundert
www.myloview.de / Russische Haubitze 17./18. Jahrhundert

Wir verlassen Ausstellung und Schloss.

 

Jetzt gucken wir uns noch die eingerüstete Schlossfront an. Ist doch auch eine Kunst, das so hinzukriegen. Gleichmäßig und sicher. Auf dem kleinen Bild hier unten an dritter Stelle siehst Du den Felsuntergrund des Schlosses (rechts neben dem Rot-Weiss-Band).

 

 

Dann machen wir uns an den Abstieg.

 

 

Wusstest Du schon, was es mit der "Behaglichkeit" auf sich hat ? Wir bis gerade eben nicht. Eine Tafel am Schlossweg klärt uns auf:

 

"Hag" ist das Wort für (meist dorniges) Gebüsch, was man rings um Burgen und Schlösser zum zusätzlichen Schutz vor Feinden anpflanzte, z. B. "Hage"butten. Dahinter fühlte man sich dann wohl und sicher, also "behaglich".

 

www.pixabay.com / Peggychoucair
www.pixabay.com / Peggychoucair

 

Apropos behaglich: 

 

Dann haben wir hier einen neuen Lieblingsplatz gefunden. Was sagst Du ? Ein winziger Aussichtspunkt unter einer kleinen Eiche, mit einer Bank. Der Blick ist spektakulär. Der Wolkensteiner Bahnhof und die Landschaft liegen wie auf einer Eisenbahnplatte vor Dir. Wir sitzen eine ganze Weile einfach nur da und gucken ins Land.

 

Aber sieh selbst:

 

 

 

Dann gehts weiter talwärts.

 

 

Die Wolfsschlucht lassen wir heute links liegen, schaffen wir heute nicht mehr. Unser Bus wird nicht warten. Wenn wir das nächste Mal hier sind, werden die Blätter noch viel bunter sein als heute. Dann steigen wir da runter und gucken mal nach den Wölfen.

 

 

Vorm Heimfahren gibts noch einen Kaffee am Wolkensteiner Zughotel.

 

Dieses Hotel besteht aus alten, umgebauten Eisenbahnwaggons. Man kann Zimmer oder ganze Ferienwohnungen mieten oder was essen gehen oder eine Tagung veranstalten. An Sonn- und Feiertagen immer überrannt, heute, im Mittwochszauber, nur ein paar Leute. Super.

 

 

Gegenüber dem Wolkensteiner griechischen Restaurant, übrigens in einzigartiger und unglaublicher friedlicher Koexistenz mit einem Erzgebirgsschnitzladen, warten wir kurz auf den pünktlich kommenden Bus.

 

Dann gehts heim. Was für ein wunderschöner Tag das war!

 

Bis zum nächsten Abenteuertag.

 

 

Der Maulwurf sagt, beim nächsten Mal will er auf jeden Fall den Wolf sehn. Und das wird dann wieder ein Abenteuer....

 

www.deviantart.com
www.deviantart.com