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Unabhängigkeit

Selber sein

www.pixabay.com / Ronald Plett
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Unabhängigkeit - ein schönes Wort. Es klingt frei, weitausgreifend und cool.

 

Wie der Marlboro Man. Wie Amerika. Wo es auch wie in vielen anderen Ländern einen Unabhängigkeitstag gibt. Der Tag wird gefeiert, weil er an die Befreiung von einer Fremdherrschaft erinnert. In den USA ist es die Befreiung von der britischen Kolonialmacht im Jahr 1776. 

 

Was bedeutet sie, die Unabhängigkeit ? Wenn Du willst, lass uns gemeinsam mal genauer hin schauen. Es sind meine Gedanken dazu, kein Dogma. 

 

***

 

Un-Abhängigkeit - das ist das Gegenteil von Abhängigkeit. So wie Unklarheit das Gegenteil von Klarheit.

 

Lebewesen wie Mensch, Tier und Pflanze, aber auch abstrakte Gebilde wie Staaten können abhängig oder unabhängig sein. Abhängigkeit engt ein, nimmt aber auch die Verantwortung ab. Denn wer unabhängig sein will, muss auch Verantwortung für sich übernehmen. Das ist für Personen, Unternehmen und Staaten oft schwer.

 

Abhängig sein kann man von äußeren und inneren  Gegebenheiten: 

 

  • von der Umwelt,
  • vom Klima,
  • vom eigenen Körper und dessen Zustand,
  • vom Staat,
  • finanziell oder ideologisch oder gefühlsmäßig,
  • von Substanzen wie Drogen, Medikamenten oder Alkohol,
  • von der Liebe, Zuwendung, vielleicht auch der Fürsorge einer anderen Person,
  • von Gewohnheiten, die man sich im Lauf der Jahre zugelegt hat und die man schwer wieder ändert,
  • von einer ganzen Menge also.

 

Ganz unabhängig zu sein, würde bedeuten, dass alle genannten Umstände für die Existenz unwesentlich sind. Totale Freiheit. Die gibt es nicht, denn irgendwas ist immer.

 

 

Zum Beispiel ist man auf einen bestimmten Zustand seiner Umwelt, der Luft, des Wassers, des Klimas angewiesen. Oder auf das Vorhandensein von Nahrung und auf eine gewisse Kooperationsbereitschaft anderer Lebensformen. Auf Mindestkriterien für die eigene Existenz.

 

Gut. Das müssen wir hinnehmen. Wir akzeptieren also das Mindestabhängigkeitspaket als nicht verhandelbar.

 

Aber darüber hinaus ? Ich finde, das ist ein sehr wichtiges Thema, worüber jeder nachdenken und wenn nötig auch etwas daran ändern sollte - für sich selbst und die Menschen, die einem lieb sind.

 

Denn wir machen uns das Leben schwer, indem wir unsere Abhängigkeit vergrößern. Absichtlich oder unabsichtlich. Finde ich.

 

Gucken wir uns die Einzelabhängigkeiten mal an. Du weißt ja, man löst das Problem am besten, wenn man es in Scheiben schneidet (und dann auffrisst...- die Salamitaktik.). Das oben genannte Mindestabhängigkeitspaket betrachte ich hier nicht mit, weil wir uns darauf schon geeinigt hatten.

 

 

www.pixabay.com / Bru-nO
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1. Finanzielle Unabhängigkeit

 

Der 1906 in Ungarn geborene Finanzmann und Schriftsteller André Kostolány sagte:

 

"Man muss nicht reich sein, aber unabhängig." 

 

Damit ist die finanzielle Unabhängigkeit gemeint. Sehr gut ist es, wenn man das ist, finanziell unabhängig. Das bedeutet, dass man weder vom Staat noch von einer Person Geld braucht, um seine Existenz zu sichern. Schon mal sehr gut.

 

Die meisten von uns wollen und müssen für ihr Geld arbeiten. Uns stehen keine großen Vermögen zur Verfügung, die eine wirkliche finanzielle Unabhängigkeit gewährleisten wie von Herrn Kostolány gemeint.

 

Dadurch sind wir vom Arbeitgeber oder den Umständen unserer sonstigen Erwerbstätigkeit abhängig. Ein Umstand, der gestaltet werden muss. Zum Beispiel durch gute Aus- und Weiterbildung, die  Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und der eigenen Lebensumstände.

 

Oder man lebt unter ganz anderen Verhältnissen auf viel einfachere und naturnahe Weise, für die meisten von uns aus verschiedensten Gründen keine wirkliche Alternative, wenn wir ehrlich sind.

 

Für all das brauch man, wie immer und überall, eine Portion Glück auf dem Weg. Denn wenn man z. B. krank wird, einen Unfall oder ein Problem in der Familie hat, sieht das gleich wieder ganz anders und viel schwieriger aus.

 

Das heißt, wir können eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit erreichen. Mit einem Job, der uns ein gutes Einkommen sichert. Dass man auf diesem Weg auch mal verliert und sich wieder neu berappeln muss, ist klar.

 

2. Körperliche Unabhängigkeit

 

Das bedeutet für mich, einigermaßen gesund, fit und handlungsfähig zu sein. Und in einem gewissen Rahmen was dafür zu tun. Also keine schädlichen Substanzen reinziehen, das Rauchen auf ein Minimum reduzieren. Die Gefahr der Abhängigkeit gegenüber Alkohol, Drogen und Medikamenten kann man selber oft für sich schwer richtig einschätzen. Hier muss man achtsam sein.

 

Was für den Körper machen wie wandern, schwimmen, überhaupt draußen unterwegs sein. Ab und zu mal schlafen und nicht zuviel ungesundes Zeug essen. Richtigen Sport mache ich selber nicht, weil ich damit nicht viel anfangen kann. Vielleicht ändert sich das mal und ich finde etwas, das mir da gefällt. Vielleicht machst Du mir einen Vorschlag ?

 

Jeder von uns hofft, von schlimmen Krankheiten verschont zu bleiben. Einige von uns haben in dieser Richtung schon eine Menge hinter sich gebracht. Mit den vorhandenen gesundheitlichen Problemen lernt man umzugehen mit der Zeit. Ist besser, als zu jammern und sich dagegen zu stellen.

 

3. Geistige / ideologische Unabhängigkeit

 

Das bedeutet für mich denken können frei von Beschränkung und Vorgabe. Toleranz anderen Einstellungen gegenüber zeigen, aber auch Grenzen setzen und die Errungenschaften der freien Welt verteidigen. Ja, auch die kleine Einzelperson muss das machen. Nicht alles zu akzeptieren und sich zu wehren, wenn es einem selber nötig erscheint. 

 

4. Emotionale Unabhängigkeit

 

Wenn einem etwas wichtig ist, macht einen das verletzlich. Liebe macht abhängig.

 

Die meisten Menschen wollen hier nicht völlig unabhängig, also völlig losgelöst, allein und frei sein. Ich auch nicht. Das heißt, Liebe und Freiheit müssen vereint werden, was wohl mit das Schwerste ist. Nicht nur in Partnerbeziehungen, auch unseren Kindern gegenüber.

 

Ein gewisses Lockerlassen ist unerlässlich für eigenes Glück, das fällt manchem, mir selbst auch, schwer. Ist aber sehr wichtig für das innere Gleichgewicht, was zum Glücklichsein auf die Dauer - nicht nur in der Begeisterung, nicht nur im Moment - dringend gebraucht wird.

 

Bestimmte Dinge lassen sich nicht erzwingen. Das ist auch gut so. Aber schwer zu ertragen, teilweise.

 

5. Sonstige Unabhängigkeit

 

Wir sollten uns immer mal wieder selber prüfen, ob wir uns von irgend etwas, irgend jemandem zu sehr abhängig machen. Und das so gar nicht wollen. Wenn wir das feststellen, können wir was dagegen tun. Denn diese Abhängigkeit frisst Lebensgefühl. Jeder hat bestimmt was, das in die oben genannten Kategorien nicht so glatt reinpasst. 

 

Wenn man sich selber zum Beispiel immer noch mehr aufbürdet, als man gut ertragen kann. Dabei meine ich nicht die Sachen, die auf einen zukommen und bewältigt werden müssen. In der Familie, im Job, sonstwo. Sondern die "selbstgemachte" Überlastung.

 

Eine zu große Wohnung oder Haus oder/und Grundstück, wo man Tag und Nacht arbeitet, Geld bezahlt, putzt und macht. Braucht man das denn ? Wenn ja - ok. Eigene Entscheidung. Aber drüber nachdenken darf man schon.

 

Zu viele Haustiere, eine unübersichtlich eingerichtete Wohnung, anstrengende Urlaube, umständliche Hobbies, aufwändige Feierlichkeiten, verbesserungswürdige Eigenorganisation...

 

Die Meinung anderer Leute - es immer den anderen recht machen zu wollen. Kann man. Muss man nicht.

 

Der eigene Karriereanspruch - was will man wirklich ? Wo ist man bereit, sich abhängiger zu machen, wo nicht ? Ist man auf der Siegertreppe oder im Hamsterrad ? Kann das auch manchmal identisch sein ? Ehrgeiz ist gut. Wohlbefinden auch.

 

***

 

Vielleicht geht auch manches in abgespeckter vereinfachter Form viel angenehmer, stressfreier, schöner und macht mehr Spaß. Nicht nur für einen selber, auch für Familie, Partner, Umfeld. Vielleicht denkt man aber auch gründlich darüber nach und kommt zu dem Schluss, dass man es genau so haben will. Dann ist das auch gut.

 

Das ist, wie gesagt, nur meine eigene Meinung. Möglicherweise siehst Du es teilweise oder sogar ganz anders. Nicht schlimm.

 

Aber wir denken! Und zwar unabhängig !

 

 

www.pixabay / Pexels
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Na dann, werden wir unabhängiger !

 

 

 

Pawel als unabhängiger Maulwurf hat damit kein Problem. Vielleicht ist er ein ganz kleines bisschen abhängig von Leckereien wie dem Törtchen da ?!