Herr Schnupke: Staffel 2 / Folge 5

Jungfroscherziehung

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In der letzten Folge haben wir über das Elektroauto diskutiert und am See Sumpfkräuter geraucht.  Der Erzähler berichtet nun, wie es weiter ging:

 

Als der Miniurlaub zu Ende war, ging jeder wieder gestärkt an seine Aufgaben.

 

Der Maulwurf nach Hause an die Blumentöpfe, Yvonne wieder an die Arbeit und Herr Schnupke zu einem Treffen mit einigen Mitgliedern der sogenannten Kohlekommission. Da hat er zum Beispiel unseren ehemaligen Ministerpräsidenten Herrn Tillich kennengelernt. Über dieses Treffen werden wir in der dritten Staffel berichten, die mit der nächsten Folge beginnt.

 

In dieser letzten Folge von Staffel 2 heute jedoch wollen wir sehen, was nach diesem Kohletreffen geschah. Denn da war schon wieder Wochenende. Herr Schnupke flog nach Hause auf den Sumpfplaneten. Es wird Zeit, auch mal etwas über sein Privatleben zu erfahren.

 

Sein ältester Jungfrosch hat soeben seine letzten Prüfungen für das Ranaerium bestanden ! Das sind die Schulabschlussprüfungen auf dem Sumpfplaneten. Das Ranaerium entspricht in etwa unserem Abitur.

 

Deshalb war jetzt die feierliche Zeugnisausgabe und danach ein Fest für Alt- und Jungfrösche. Da durfte Herr Schnupke natürlich nicht fehlen, als stolzer Vater !

 

Die Gemahlinnen Schnupke hatten sich beide extra für diesen Anlass neu eingekleidet. Jeweils in ihrer Lieblingsfarbe. Sie leuchteten und glänzten in gold-orange und silber-blau, eine Augenweide, alle beide. Auch der Jungfrosch machte eine gute Figur in seinem ersten richtigen Festkaftan, den er mit ganzem Stolz trug. Die Schnupkinnen weinten ein bisschen vor Rührung, Herr Schnupke blinzelte, wohl wegen des grellen Lichtes, wie er jedenfalls behauptete. 

 

Jungfrosch Schnupke war frei von jeglicher Sentimentalität und freute sich auf Feier und Geschenke. Außerdem war er froh, den Schulstress hinter sich zu lassen und sich den erfreulicheren Dingen des Froschdaseins zu widmen. Das ist auch auf dem Sumpflaneten so üblich. Nun war Familie Schnupke wieder friedlich vereint. Und das war in der letzten Zeit nicht immer so.

 

Mit der Lernerei für die Schule hatte es der Jungfrosch schon lange nicht mehr so. Als kleine Quappe war er sehr wissbegierig, aber später machte er nur das Nötigste. Denn er wollte das Ranaerium schon schaffen. Weil er keine Lust hatte, im Riesenfroschschnellimbiss später mal seinen ehemaligen Mitschülern den Dreck hinterherzuräumen, wenn sie da Party machten und er arbeiten musste.

 

Kurz und gut - Sohn Schnupke war ziemlich faul. Bis es dann mal krachte und die Schnupkinnen alle beide in der Schule antanzen mussten, zu einer Aussprache mit Oberlehrerfrosch Lotze, mit dem nicht gut Kirschen essen war. Ein sehr strenger, aber guter Pädagogenfrosch.

 

Er schaute Mütter und Sohn über den Rand seiner Brille hinweg traurig an und sagte, dass man es auch gleich sein lassen könne, wenn man es sooo mache. Alle hatten verstanden. Zu Hause gabs dann noch eine private Runderneuerung für den Jungfrosch. In dem Fall war es eher Pech, gleich zwei Mütter zu haben. Schnupke junior seufzte.

 

Dann aber riss er sich zusammen und schaffte seine Prüfungen. 

 

Ein kleines Desaster gabs dann aber doch noch. Als alle fertig angekleidet in Gala zum Losgehen auf das Fest bereit waren, erschien Sohn Schnupke. Zwar im neuen Kaftan. Aber mit Kreidestrichen auf Stirn, Nase und den Kaftan-Ärmelaufschlägen ! Die jüngere Schnupkin fiel fast in Ohnmacht bei dem martialischen Anblick, die ältere hatte schon Schlimmeres mitgemacht.

 

Diese Kreidebemalung - das ist der neueste Trend in der Jungfroschwelt, wer das nicht hat und so bissel cool abgeranzt aussieht, braucht nicht zu denken, dass er groß was zu melden hat. Die Familie einigte sich dann nach einigem Hin und Her, das die Kaftanärmel ausgebürstet werden und der Rest der Bemalung bleiben kann. So war wieder alles einigermaßen gut.

 

Herr Schnupke fühlt sich selber noch jung. Er kann sich gut an die Maßregelungen seines Vaters erinnern, der ein erzkonservativer Justizfrosch und begeisterter Froschschlittenfahrer war. Außerdem machte sein Vater Herrn Schnupkes drei Mütter unglücklich, da er es nicht lassen konnte, mit jungen Fröschinnen  - herumzuhüpfen. Deshalb wollte Herr Schnupke ein besserer Vater und Gatte sein und vermied Sprüche wie: "Solange Du Deine Schwimmhäute unter meinen Tisch stellst....." oder "Zu unserer Zeit hats sowas nicht gegeben." Wir kennen das auf der Erde auch zur Genüge.

 

Einmal, Herr Schnupke grinste, hatte er von seinem Vater sogar eine Froschdachtel gekriegt, vergleichbar mit der menschlichen Backpfeife. Verursacht wurde das, weil Herr Schnupke eine Lieblingsredewendung seines Vaters verunglimpfte.

 

Wir in Sachsen sagen dazu das schöne Wort "Verhunepiepeln". Die väterliche Redewendung lautete im Original: "Als ich in Deinem Alter war, da....". Und dann folgte immer etwas, was Schnupkes Vater besser aussehen ließ als Herrn Schnupke, damals noch junior. Zum Beispiel: "Als ich in Deinem Alter war, da konnte ich schon 10 Meter tief tauchen und nicht nur 7, so wie Du heute." 

 

Also, Herr Schnupke, damals Junior, verhunepiepelte das  und sagte: "Ja. ja ich weiß. Als Du noch in meinem Alter warst....da warst Du schon längst....tot." Und daraufhin krachte die Froschdachtel.

 

Er beschließt, gut auf seine Kinder zu achten, ihnen immer Geborgenheit zu geben und das Wissen, dass sie nie im Stich gelassen werden. Alles andere wird schon werden, denkt Schnupke gelassen. 

 

Auch, wenn der Jungfrosch gerade wieder Kraut raucht und mit Gott weiß wem die Sumpfwiesen unsicher macht.

 

"Als ich in seinem Alter war", sagte sich Herr Schnupke, "da war ich auch nicht viel anders."

 

***

 

Der Maulwurf guckt in den Abendhimmel, träumt vom Sumpfplaneten und davon, Herrn Schnupke mal dahin begleiten zu dürfen. Er wartet auf eine Sternschnuppe, weil man sich da was wünschen kann.

 

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