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Lärm und Geräusch

Ich bin für ein Bewusstsein des Lauten und der Stille

Geräuschpegelmessung mit der iTune-app. Sicher hast Du auch was Ähnliches auf Deinem Smartphone.

 

Menschen sind laut. Ist Dir das auch schon aufgefallen ? Überall, wo Menschen sind, machen sie Krach. Jedenfalls die meisten. Ich selber auch.

 

Ich meine jetzt nicht Kinder, die spielen und rumtoben oder etwa ein Baby, das mal schreit. Sondern den "normalen Erwachsenen".

 

Entweder man hat Beschallung durch Fernseher, Radio, Smartphone inklusive (nach außen) blechern scheppernder Kopfhörer oder man ist selber kreativ. Oder arbeitet was Lautes. Oder hat drei Dackel, die den ganzen Tag kläffen.  Ich glaube, die meisten Menschen kommen mit Stille nicht klar. Die muss immer ausgefüllt werden mit GERÄUSCH, sonst könnte man ja mal zur Besinnung kommen. Und das will man scheinbar auf gar keinen Fall.

 

Es gibt diverse Tätigkeiten, die Lärm machen, der nicht zu vermeiden ist: Glasflaschen in Glascontainer schmeißen, Schrott abkippen, am Hammer schmieden, Rasen mähen, Holz sägen, Traktor fahren usw.. Hier werden gesetzlich Ruhezeiten festgelegt, damit kein rücksichtsloser Mensch auf die Idee kommt, früh um sechs am Sonntag mit der Kreissäge Holz zu sägen oder eine Tag und Nacht scheppernde Fabrik in ein Wohngebiet zu bauen. Gäbe es diese Gesetze nicht, garantiert würden sich jede Menge Leute finden, die zu allen Zeiten Krach machen. Stört sie ja nicht. Völlig empfindungsfrei sind da manche. 

 

Auch vergnügliche Sachen können Lärm machen.

 

Zum Beispiel manche Musik muss einfach laut sein, weil sie mit dem ganzen Körper gehört und empfunden wird ("Musik für Bauch und Füße"). Das finde ich selber sehr, sehr schön - kann man aber eben nicht immer überall machen.

 

Nach Mitternacht Ramones oder Sex Pistols krachen lassen, zum Sonntagsbrunch die Brandenburgischen Konzerte von Bach voll aufdrehen oder beim Putzen zu ungewöhnlicher Tages- oder Nachtzeit sehr laut Techno (Klaudia Gawlas z. B..) hören. Diese Beispiele sind nicht willkürlich gewählt, ich mag alle drei Varianten gerne. Geht aber eben nur bedingt, vor allem, wenn man auch noch laut mitsingt...

 

Kopfhörer können eine Lösung sein, teilweise. Musik im Raum aber ist nochmal was ganz anderes, finde ich.

 

Wenn DU jetzt Lärm machen willst, klicke unten auf die Buttons und es geht los.

 

 

 

Bild 2: Die New Yorker Punk-Band Ramones Mitte der 1970er Jahre - viele Jahre schon eine meiner Lieblingsbands

Bild 3: Silbermann-Orgel im Freiberger Dom

Bild 4: Musikproduzentin und DJane K. Gawlas

 

 

Aber auch die kleinen Sachen: endlos knisternd Süßigkeiten, Popcorn und Eis auspacken im Kino und dabei laut flüstern, gefühlt Stunden am Strand alle möglichen Objekte mit Luft aufpumpen oder einfach nur ohne Punkt und Komma laut reden, am besten über die Straße hinweg oder vom Balkon runter.

 

 

Jeder Mensch ist anders. Schon bei Kindern gibt es solche, die dauernd laut rumschreien (Hier passt das schöne Wort "plägen" perfekt.) oder andere, die das eben nicht machen. Die Schreier sind oft nicht die Schlauesten, müssen sich ja aber auch irgendwie bemerkbar machen. Dann eben durch Lärm. Man muss auch nicht auf Zehenspitzen durchs Leben gehen. Aber eine gewisse Sensibilität und Rücksicht sollte entwickelt werden, oder ?

 

Der Schriftsteller Kurt Tucholsky stellte mal ähnliche Betrachtungen an und meinte: 

 

"Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören."

 

Dann beschreibt er einige Szenarien, die das belegen sollen und ärgert sich über die groben, lärmenden Zeitgenossen. Am Ende seiner Geschichte beschließt er, dass er wegen der permanenten Ruhestörung der Nachbarn ("Würfeln die etwa mit ihrem Ofen?") einen Beschwerdebrief verfassen will. Dafür muss er nur noch die Lampe woanders hinstellen, den Schreibtisch ans Fenster rücken und vorher noch ein paar Sessel wegräumen (so ähnlich, habs aus der Erinnerung).....Und so macht er Krach, wie wir alle. Mehr oder weniger.

 

Aber wir können ja ein bissel drauf achten. Und uns auch mal ganz bewusst der Stille aussetzen. Oder bewusst Krach machen. Vielleicht haben wir dann wieder mal eine neue und gute Idee. 

 

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Der Maulwurf hat die Kopfhörer auf und wippt begeistert hoch und runter. Welchen Button er wohl gerade gedrückt hat ?

 

TIPP: Im Freiberger Dom gibt es jede Woche von Mai - Oktober donnerstags 20 Uhr ein Orgelkonzert. Geh mal hin. Schön laut. Und ganz still.